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Vier Jahre nach dem Anschlag von Halle: „Es gibt keinen sicheren Ort“

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Philine Sauvageot

„Eine Narbe, die ich bis zu meinem Lebensende mit mir tragen werde“ ist der Anschlag auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019 für die jüdische Überlebende Naomi Henkel-Guembel. Im Sammelband „Nachhalle“ hat sie den traumatischen Einschnitt beschrieben. Zusammen mit der Sozialwissenschaftlerin Rachel Spicker erzählt sie darin, welche Solidarität aus diesem dunklen Tag erwachsen ist. Antisemitismus sei überall, „es gibt keinen sicheren Ort“, sagt Spicker im Gespräch mit SWR2.

Hamas-Angriffe auf Israel bei Gedenkveranstaltung in Halle präsent

Die Überlebende Naomi Henkel-Guembel kann diese Aussage nur bestätigen. Sie befindet sich aktuell in Israel, unter Beschuss, und sieht sich mit einer existentiellen Bedrohung konfrontiert, genau an dem Tag, an dem sie vor vier Jahren von einem Terroristen fast ermordet wurde.

Die brutalen Angriffe der radikalislamischen Hamas auf Israel würden bei der heutigen Gedenkveranstaltung in Halle mitwirken, sagt Spicker.

Solidarität auch abseits von Gedenktagen wichtig

Die Solidarität, auch aus dem Ausland, sei aber nicht nur am Gedenktag wichtig, sagt Spicker, „sondern das ganze Jahr“.

Überlebende und Angehörige hätten nicht nur in Halle, sondern auch bundesweit ein Netzwerk aufgebaut mit all den Menschen, die jemanden durch rassistische Gewalt oder antisemitischen Terror verloren haben. Für eine Erinnerungskultur sei es wichtig, Räume zu schaffen, in denen „diese Menschen selbstbestimmt erinnern und gedenken“.

Gespräch Antisemitismusbeauftragter Blume: Die Welt taumelt auf einen Abgrund zu

Michael Blume beklagt nach dem schweren Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel die Haltung vieler Musliminnen und Muslime in Deutschland.

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Zeitgenossen Meron Mendel: „Mein Ziel ist, dass wir alle vorurteilsbewusst werden.“

„Dass die Künstler aus dem globalen Süden uns provozieren, ist an sich nicht zu kritisieren“, sagt Meron Mendel, der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank Frankfurt. Rund um die Antisemitismusvorwürfe gegen die diesjährige Documenta hat sich der Publizist, Historiker und Pädagoge unermüdlich für den Dialog eingesetzt. Ohne Erfolg.

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Zeitgenossen Saba-Nur Cheema: „Sensibilisierung für Rassismus und Antisemitismus hat zugenommen.“

„In einer pluralistischen Gesellschaft kommt es darauf an, die Widersprüche und die Mehrdeutigkeit auszuhalten“, sagt die Politikwissenschaftlerin Saba-Nur Cheema. Die Tochter muslimisch-pakistanischer Eltern ist als Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Heute lehrt sie an der Frankfurt University of Applied Sciences und ist als Referentin an der Anne-Frank Bildungsstätte aktiv.

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