Durchschnittlich vier Stunden pro Woche verbringen Gartenbesitzer*innen heutzutage mit der Rasenpflege. Dass es nicht noch viel mehr sind, verdanken sie dem Engländer Edwin Budding, der im 19. Jahrhundert den Rasenmäher entwickelte.
Der Rasen: Ein englisches Kulturgut
Inspiriert hatten Edwin Budding die Schneidemaschinen einer Tuchfabrik — er passte sie an die Erfordernisse der Rasenpflege an und das Prinzip ist seitdem unverändert: eine sich drehende Spindel mit mehreren Klingen. Seine Landsleute waren sofort begeistert von dem Rasenmäher. Die Engländer gelten als Vorreiter bei der Kultivierung des beliebten Grüns. Zugute kam und kommt ihnen dabei das passende Klima: hohe Luftfeuchtigkeit, häufiger Regen, milde Winter und selten trockene Sommer.
Aber die Pflege des Rasens war bis dahin sehr arbeitsintensiv: Anfang des 19. Jahrhunderts sollen allein im berühmten englischen Park von Blenheim Palace in der Grafschaft Oxfordshire 50 sensenschwingende Männer Tag für Tag mit dem Mähen des Rasens beschäftigt gewesen sein. Ein Rasen galt als Prestigeobjekt für Aristokraten. Außerdem wurden Rasensportarten wie Cricket, Tennis und Golf immer beliebter und dafür musste der Rasen kurz sein – am besten gleichmäßig kurz.
Schneller Siegeszug der „Rasen-Schermaschine“
Der erste Budding'sche Rasenmäher wurde vom Obergärtner des Londoner Zoos gekauft. Dann wurde er zum Statussymbol auf Landsitzen. Und weil er mit einem Anschaffungspreis von 30 englischen Pfund ein absoluter Luxusartikel war, überließ ihn der Hausherr auch nicht seinem Personal, sondern mähte selbst. Für die standesbewusste Dame gab es kleinere, leichte Modelle.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es die ersten motorbetriebenen Modelle. Damit eroberte der Rasenmäher nach und nach auch die Vorgärten des Bürgertums. Da er nun serienmäßig produziert wurde und dadurch erschwinglich wurde, konnten sich Millionen von Familien plötzlich zu Hause ein Stück Rasen leisten. So verwandelte sich ein tipptopp gepflegter Rasen vom Luxus der Reichen in ein Muss für die Mittelschicht.
Gut für die Psyche
Rasenmähen ist im Übrigen auch durchaus vorteilhaft für die Gesundheit. Denn australische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Rasenmähen ein wunderbarer Schutz gegen das weit verbreitete Burn-Out-Syndrom ist. Als Gegenpol zu Stress und Hektik in Alltag und Beruf hilft Rasenmähen, weil man sich einfach Bahn für Bahn konzentrieren muss, wodurch Probleme kurzfristig in den Hintergrund treten. Außerdem werden vom frisch geschnittenen Rasen ätherische Substanzen freigesetzt, die entspannend wirken.