Zwei Minuten: Unsere Kolumne zum Wochenende

Kolumne: Qual (vor) der Wahl

Stand
Autor/in
Pascal Fournier

Bewegte Zeiten, kurz vor der Bundestagswahl. Und die Parteien machen dem Wahlvolk die „Willensbildung“ auch nicht leichter – meint Pascal Fournier in seiner Kolumne „Zwei Minuten“.

Also, was war das wieder für eine politische Woche! Ein in alle Richtungen heißlaufender US-Präsident, noch ein beschädigtes Ostseekabel, ein russischer Kriegsherr, der angeblich über Frieden verhandeln will, nur nicht mit dem, den er überfallen hat, ein wiedergewählter Diktator in Belarus, ein explodierender Ost-Kongo. Und dann war da natürlich noch der deutsche Oppositionsführer, der Bundestagsmehrheiten mithilfe der AfD völlig in Ordnung findet.

Die Kolumne von Pascal Fournier können Sie hier auch als Audio hören:

Wie dozierte Friedrich Merz so schneidig? „Etwas Richtiges wird nicht dadurch falsch, dass die Falschen zustimmen“. Da fällt mir Adorno ein und sein Zitat Richtung Rechts: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Und Franz Josef Degenhardt fällt mir ein und Goethes „Zauberlehrling“. Sorry, ich schweife ab. Ja – die politische Gegenwart macht es auch den stursten Optimisten derzeit ganz schön schwer. Wer nach Ermutigung, Trost, nach irgendetwas Aufbauendem sucht, muss schon ziemlich gute Augen haben und sehr genau wissen, in welche Richtung er oder sie schaut…

Pascal Fournier
Die Kolumne von Pascal Fournier

Nun wird hier in drei Wochen gewählt. Da scheint die Frage berechtigt, was den politischen Parteien, die ja laut Grundgesetz „bei der politischen Willensbildung des Volkes“ mitwirken, was denen so einfällt zur politischen Großwetterlage und deren Aufhellung. Kann man erwarten, finde ich. In den Fußgängerzonen fällt ihnen ein: Rosen – beziehungsweise EINE Rose. Ein Luftballon. Ein Papierfähnchen. Flyer. Und ansonsten: Plakate. Überall in der Republik Gesichter, die man nicht immer kennt und auch nicht immer kennenlernen möchte. Garniert sind die Konterfeis mit wenigen, dürren Schlagwörtern: „Wir sind bereit“. „Zuversicht“. „Mehr für Dich“. „Wir kämpfen für Dich“. „Damit sich wirklich was ändert“. „Alles lässt sich ändern“ – war das nicht mal ein Faschingshit? „Alles lässt sich ändern, nur die Wurst hat zwei“? Ach nee – aber so ähnlich.

Natürlich verstehe ich, dass Botschaften auf Plakaten grundsätzlich eher… naja, halt plakativ gehalten sind. Plakate sollen Interesse wecken, die Detailarbeit kann dann später zu Hause und in Ruhe stattfinden. So ist's gedacht, sagen Hohenheimer Wissenschaftler, die sich den aktuellen Wahlkampf genauer angeschaut haben. Das Problem ist nur: Wer sich von so einem Wahlplakat wirklich inspirieren lässt und deswegen weiterrecherchiert, der landet bei Wahlprogrammen, die die Hohenheimer als durch die Bank ziemlich unverständlich bezeichnen. Wenig ansprechende Ansammlungen von Schachtelsätzen, Fremdwörtern und platten Floskeln, so der wissenschaftliche Befund, bestenfalls Note 3 bis 4 – und zwar quer durch das Parteienspektrum.

Die Welt gerät aus den Fugen - und als Antwort darauf gibt es: austauschbare Schlagwörter und unverständliche Programme. Und Luftballons. „Alle Macht geht vom Volke aus“. Hat ja niemand behauptet, es wäre einfach, Souverän zu sein… oder Optimist…

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Pascal Fournier

Kommentare (2)

Bisherige Kommentare
2

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  1. Kommentar von
    Paul Voss
    Verfasst am

    Man weiss ja sowieso was der Kolumnist des SWR in der wahl Kabine ankreuzt..

  2. Kommentar von
    Nevermind
    Verfasst am

    Zugegeben, ich fand es recht mutig von den Parteien der Ampel, die Konterfeis der Protagonisten der letzten 3 Jahre zu plakatieren. Okay, die FDP kann nicht anders, da gibt's nicht viel ausser Christian Lindner. Wobei ich muss die PR-Berater enttäuschen: Nach Schönheit oder Photoshop-Kenntnissen habe ich meine Stimme noch nie vergeben. Und auch ein QR-Code im Snapchat-Style bei der SPD beeindruckt mich wenig ( und ich werde ihn auf keinen Fall scannen - wobei dann bekäme man wenigstens ein Cookie) Spannender fand ich eher, wer sich im Kindergarten-Parlament der letzten Woche und Monate, wie mit Ruhm bekleckert hat oder nicht. Dashalb kann ich nur sagen: am 23. Februar das kleinste Übel wählen!