Vor 20 Jahren, am 26. Dezember 2004, bricht die Hölle los, ein starkes Seebeben im indischen Ozean verursacht einen Tsunami. Gewaltige Flutwellen überschwemmen Küsten in Asien und Afrika. Auch die thailändische Insel Phuket ist stark betroffen. Hier macht Anke Barteit mit ihrem Partner gerade Urlaub. Ihre erste Fernreise, auf den Postkarten nach Deutschland schreibt sie zuvor noch vom Paradies.
Sie und ihr Partner Heinz überleben, retten sich in ein oberes Stockwerk ihres Strandhotels. Schon in der ersten Nacht nach dem Tsunami kann sie sogar ihre Eltern Zuhause anrufen und sie beruhigen. Sie leben. Kurz vor Silvester wird Anke Barteit mit ihrem Partner ausgeflogen aus dem Katastrophengebiet. Aber die Bilder der Katastrophe bleiben in ihr: von Leichen, von Verletzten, die Geräusche vom rauschenden Wasser, die Schreie. Lange Zeit plagen sie Schuldgefühle, andere nicht gerettet zu haben.
20 Jahre nach der Katastrophe im Indischen Ozean Gerhard Trabert und der Tsunami: "Diese Bilder bleiben im Gedächtnis"
Am 26. Dezember 2004 verlieren durch einen Tsunami im Indischen Ozean über 230.000 Menschen ihr Leben. Einer der Helfer vor Ort war der Mainzer Notarzt Gerhard Trabert.
Seit dem Tsunami ist Wasser ein Problem
Bis heute hat sie ein angespanntes Verhältnis zu Wasser, berichtet sie im SWR-Interview. Als sie Ende 2004 zurück in Deutschland ist und zum ersten Mal wieder duscht, lässt sie nicht nur die Badezimmertür auf, sondern auch die Duschtür. Ein anderes Mal, Monate nach dem Tsunami, ist sie mit dem Auto in einer Waschstraße. Sie springt während des Waschvorgangs aus dem Auto und rennt weg. Zu sehr erinnern Wasser und Geräusche an den Tsunami Weihnachten 2004.
Damals sammeln sie und ihr Partner Spendengeld. Sie fliegen schon wenige Monate nach der Katastrophe wieder nach Phuket, um zu helfen. Insgesamt zweimal kommt sie noch dorthin. Anke Bartheis größter Traum war zum 20. Jahrestag noch einmal dorthin zu fliegen, um gemeinsam mit anderen Betroffenen zu gedenken. Doch wegen einer schweren Krankheit kann sie nicht weg.
Der Hochwasser-Blog für RLP Neue Brücke über die Kyll freigegeben
In den von der Flutkatastrophe zerstörten Regionen in Rheinland-Pfalz läuft der Wiederaufbau. Viel ist geschafft, viel ist noch zu tun. Hier die aktuelle Lage.
Flutkatastrophe 2021 - Rettung im ersten Stock des Hauses
2021 wieder Massen an Wasser: Anke Barteit überlebt die nächste Katastrophe, die Ahrtalflut. Das Wasser überschwemmt ihre Wohnung. Ihr Hab und Gut ist von den Flutmassen zerstört. Aber sie kann sich in den ersten Stock ihres Wohnhauses retten. Wie sie damals dahin kam, weiß sie allerdings nicht mehr. Sie hat einen Filmriss. "Ich dachte nicht, dass ich es schaffe, ich hatte für mich abgeschlossen", erzählt sie weiter.
Kerzen und Gedenken an die Flutopfer am zweiten Weihnachtsfeiertag
Ein Ritual hilft der 59-Jährigen immer am zweiten Weihnachtsfeiertag. "Da gibt es für mich kein Weihnachten mehr. Da gedenke ich der Menschen, die den Tsunami nicht überlebt haben." Sie geht in die Lourdes-Kapelle in der Nähe von Bachem.
Dort findet sie Ruhe und inneren Frieden. Sie entzündet mehrere Kerzen und hält inne. Eine der Kerzen ist für ihren Partner Heinz, mit dem sie damals vor 20 Jahren in Thailand war. Er ist vor wenigen Monaten verstorben.