Landgericht Trier

Zweites Geständnis im Mordprozess um Gerolsteiner Arzt Steffen Braun

Stand
Autor/in
Marc Steffgen
Foto von Marc Steffgen, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Wende im Mordprozess um den Arzt Steffen Braun aus Gerolstein. Auch der zweite Angeklagte legt ein Geständnis ab, schildert aber eine andere Version als sein Halbbruder.

Bis zum frühen Nachmittag sah alles nach einem routinemäßigen Prozesstag vor einer dreiwöchigen Sommerpause aus. Am zwölften Verhandlungstag im Mordprozess um den getöteten Gerolsteiner Arzt Steffen Braun hatte Richter Günter Köhler Polizisten und Kriminalbeamte geladen.

Auch eine angebliche Geliebte des Orthopäden am Dauner Krankenhaus schilderte ihre Version der Affäre, die, wie sie aussagte, nur im Kopf der Lebensgefährtin Brauns stattgefunden hatte. Dann folgte ein überraschendes Geständnis. Der Sohn der mitangeklagten Lebensgefährtin von Steffen Braun ließ über seinen Verteidiger ein Geständnis verlesen.

Seine Version unterscheidet sich in weiten Teilen von der seines bereits geständigen Halbbruders. Die Tat sei nicht geplant gewesen. Vielmehr soll Steffen Braun seine Lebensgefährtin zum wiederholten Mal beschimpft und beleidigt haben. Obwohl die Lebensgefährtin darum bat, keine Konfrontation mit dem "aggressiven" Steffen Braun zu suchen, gingen der heute 18-Jährige und sein Halbbruder nach unten, um Braun "klarzumachen, dass er uns so nicht behandeln kann."

Die ehemalige Lebensgefährtin von Steffen Braun mit ihren Verteidigern.
Laut Geständnis des heute 18-Jährigen soll seine Mutter von Steffen Braun vor der Tat schwer beleidigt worden sein.

Unterschiedliche Versionen der Tat

Unten soll der Arzt mit einem Messer in der Hand gestanden haben. Als er auf sie zukam, hätte er mit einem Baseballschläger auf ihn eingeschlagen, so der Angeklagte. Sein Halbbruder habe dann mit einem Schraubenschlüssel mehrfach auf den am Boden liegenden Mann eingeschlagen, anschließend mit einem Kabelbinder erwürgt haben. Jede der drei Angeklagten hat somit seine eigene Version des Tatgeschehens ausgesagt.

Daten aus Smartphone führt Ermittler auf die Spur

Im Prozess sagten auch die Kriminalbeamten aus, die in Fall ermittelten. Nach ihren Angaben wurden die Smartphones der Angeklagten untersucht und kriminaltechnisch ausgelesen.

So hätten die Ermittler festgestellten können, dass die Handys am Tag, als die Leiche von Steffen Braun vermutlich verbrannt wurde, sogenannte Geopunkte gespeichert hatten. Das war Anfang Januar vergangen Jahres. So konnten der Fahrweg von Gerolstein, dem Wohnort der Familie bis zum Fundort der Leiche fast übereinstimmend dokumentiert werden.

Trier

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Angeklagte Lebensgefährtin soll Haschisch für ihren Sohn gekauft haben

Immer wieder ist in den Aussagen der Kriminalbeamten auch von "einer nicht unerheblichen Menge an Betäubungsmitteln" die Rede, die bei Hausdurchsuchungen Wochen nach der Tat bei den Angeklagten gefunden wurden. Zu den beschlagnahmten Gegenständen gehörten auch Schreckschusspistolen und ein Butterfly-Messer. Die Familie wurde schon abgehört, als die angeklagte Verlobte von Steffen Braun in einem Coffee-Shop in den Niederlanden Haschisch für ihren 18-jährigen Sohn kaufte.

WhatsApp Nachrichten an toten Steffen Braun

Nach Aussagen der Ermittler habe die ehemalige Lebensgefährtin immer wieder versucht, Nebelkerzen zu zünden, um das Verschwinden von Steffen Braun wie ein Durchbrennen aussehen zu lassen. So hatte sie laut Ansicht der Ermittler ihrem längst toten Lebensgefährten im Mai 2023 Whatsapp Nachrichten geschickt. Mit verzweifelten Appellen, doch endlich wieder nach Hause zu kommen.

Gleichzeitig soll sie aber auch bereits zu diesem Zeitpunkt eine Affäre mit einem anderen Mann gehabt haben. Die Chatprotokolle, die das belegen sollen, wurden vom Richter verlesen.

"Altar" für getöteten Steffen Braun kam Ermittlern sehr lieblos vor

Auch ein Altar für Steffen Braun kam am letzten Prozesstag vor den Ferien zur Sprache. Den hatte die Familie nach dem Fund der Leiche im Garten ihres Hauses in Gerolstein aufgestellt. Extra für eine Reporterin eines großen Privatsenders soll das Bild flankiert von zwei Kerzen weiter vorne auf dem Grundstück platziert worden sein, hieß es im Prozess. "Das alles kam mir sehr lieblos und aufgesetzt vor", so ein Ermittler. Der Prozess wird am 13. August fortgesetzt.

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