Einen Geldautomaten zu sprengen, ist für professionelle Täter eine Sache von wenigen Minuten. Mit einem Brecheisen hebeln sie die Geräte auf, packen eine Sprengladung hinein und bringen das zum Explodieren. So kommen die Kriminellen an den Tresor der Maschine.
In der Nacht zum Montag sind beispielsweise drei Unbekannte in Stadtkyll in der Eifel genauso vorgegangen. Sie brachen einen Automaten der Sparkasse auf, sprengten ihn und nahmen das Geld mit. Das zeigen die Videos der Überwachungskameras.
"Das war schon einer unserer gut gesicherten Filialen", sagt Alois Manstein von der Kreissparkasse Vulkaneifel. Immerhin befanden sich die Geldautomaten in einem Zylinder aus Stahlbeton, wie er von Fachleuten des Landeskriminalamtes empfohlen wird. Doch die Täter sprengten sich einfach durch die Eingangstür.
Erfindung soll Bankautomaten schützen
"Wäre der Automat mit unserer Vorrichtung gesichert gewesen, hätten die Halunken das vermutlich nicht geschafft", sagt Markus Otten, Geschäftsleiter für Planung und Vertrieb bei der Metallbaufirma Windhäuser in Wittlich: "Oder sie hätten erheblich mehr Zeit gebraucht." Denn sein Betrieb hat eigenen Angaben nach ein System entwickelt, das Automaten vor Panzerknackern schützen soll.
Automat hat Schwachstelle
Es handelt sich dabei um eine simpel anmutende Abdeckung aus vier bis fünf Millimeter dickem Blech. Doch sie eliminiere, so Otten, einen entscheidenden Schwachpunkt der Geldautomaten. An dem Gerät gebe es einen Schlitz. Dort setzten die Täter mit ihren Brecheisen an, um die Automaten aufzuhebeln und den Sprengstoff hineinzulegen.
"Unsere Abdeckung legt sich praktisch wie eine zweite Haut über diese komplette Apparatur, sodass der Schlitz komplett verschwindet", erklärt der Geschäftsführer: "Also es gibt mit diesem Schutz keine Möglichkeit mehr, mit einem Brecheisen anzusetzen."
Mehr als 50 Sprengungen im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz
Das habe auch einige Banken in der Eifel überzeugt, die ihre Automaten mit der Vorrichtung sichern. "Derzeit laufen einige Anfragen. Wir rechnen aber damit, dass die Nachfrage weiter steigen wird", sagt Otten: "Denn man merkt schon, dass die Angst der Banken da ist."
Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als 50 Automaten in Rheinland-Pfalz gesprengt. Besonders oft schlagen die Täter dabei in der Eifel zu, unweit der Grenze zu den Niederlanden. Denn dort gibt es der Polizei zufolge organisierte Banden.
Konstruktion und Anfertigung brauchen Zeit
Alle Automaten in der Region zu sichern, gehe allerdings nicht von heute auf morgen, sagt Otten. Denn jeder Automat sei anders und die Vorrichtung müsse genau zu den Geräten passen: "Unser Konstrukteur muss also alles erstmal in Handarbeit ausmessen und ein 3D-Modell anfertigen."
Erst dann könne die Abdeckung in der Werkstatt in Wittlich gebaut und vor Ort montiert werden. Die Lieferzeit für eine Schiene beträgt, laut Otten, aktuell vier Wochen. "Wir werden aber bestimmt noch schneller werden", meint er: "In jedem Fall wird unser System den Banken helfen, das Problem in den Griff zu bekommen und den Sprengern das Leben schwer machen."
Banken in Trier und der Vulkaneifel verkleinern ihr Filialnetz
Derweil verkleinern einige Banken ihr Filialnetz, um den Panzerknackern weniger Ziele zu bieten. Nach der Sprengung in Stadtkyll hat die Kreissparkasse Vulkaneifel mehrere Automaten in Daun, Gerolstein, Hillesheim, Gillenfeld und Uersfeld außer Betrieb genommen. "Es ist eine vorübergehende Schließung", sagt Banksprecher Alois Manstein: "Allerdings können wir aktuell nicht sagen, bis wann sie dauern wird."
Die Sparkasse Trier hatte zuvor bereits die Standorte in Farschweiler, Mertesdorf, Ayl, Beuren, Trier-Feyen, Trassem und Trierweiler geschlossen. Die Bank will nach eigenen Angaben zwei Millionen Euro in die Sicherheit ihrer Geldautomaten investieren. Und auch die Kreissparkasse Vulkaneifel rüstet auf, sagt Alois Manstein: "Wir sind da bereits in Gesprächen mit der Firma Windhäuser."