Zwei laute Knalls haben um 2.50 Uhr die Nachbarschaft in der Auelstraße aus dem Schlaf gerissen. Zuerst sprengten die drei Täter die Sicherheitstür des Gebäudes in Stadtkyll auf und dann die zwei Automaten. "Ich glaube halb Stadtkyll ist dabei wach geworden", sagt ein Anwohner: "Bei der zweiten Explosion hab ich gedacht, es wäre eine Bombe eingeschlagen." Nach den Detonationen gingen gleich mehrere Notrufe von Menschen, die in der Nähe des Tatorts wohnen, bei der Polizei ein.
Täter kamen an das Geld im Automaten
Der Schaden beläuft sich nach Angaben der Kreissparkasse Vulkaneifel auf mehr als 20.000 Euro. "Die Filiale hat standgehalten, aber die Technik ist komplett zerstört", sagt Stephan Alt, Vorstandsmitglied der Bank. Und auch Geld konnten die Unbekannten laut Polizei erbeuten, bevor sie in einem dunklen Audi aus Stadtkyll flüchteten. "Gegen kurz nach drei wurde so ein Auto auf der Autobahn in der Nähe von Euskirchen gesehen", sagt Karl-Peter Jochem vom Polizeipräsidium Trier: "Möglicherweise waren das die Täter."
Organisierte Banden in Belgien und den Niederlanden
Die drei Männer könnten auf dem Weg in die Niederlande oder nach Belgien gewesen sein. Denn dort gibt es nach Angaben der Ermittler organisierte Banden. In den grenznahen Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz werden daher besonders oft Geldautomaten gesprengt. Mehr als 50 Taten gab es hierzulande alleine im vergangenen Jahr.
Tüftler aus Wittlich Sprengung von Geldautomaten: Neue Erfindung macht Dieben das Leben schwer
Mehr als 50 Geldautomaten haben Kriminelle im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz gesprengt. Ein Schutzblech aus Wittlich könnte das verhindern. Das Interesse der Banken ist groß.
Auch die Eifel war mehrfach betroffen. Unter anderem in Daun, in Bitburg, in Wittlich und im Nachbarort Jünkerath haben die Panzerknacker zugeschlagen. Gefasst werden sie selten. "Die fahren über die Grenze, entziehen sich unserer Polizei und dann ist oft Schluss mit der Verfolgung", sagt Sparkassen-Vorstand Stephan Alt, für den die Sprengungen leider inzwischen zu seinem Berufsalltag gehören.
Was tun gegen Geldautomatensprengung?
Im vergangenen Jahr sind in Rheinland-Pfalz insgesamt 56 Geldautomaten gesprengt worden. Das hat auch das rheinland-pfälzische Innenministerium auf den Plan gerufen. Zusammen mit den Banken soll ein Konzept erarbeitet werden.
Je nach Standort des Automaten seien verschiedene Lösungen denkbar, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) nach einem Treffen mit Bankenvertreter Anfang des Jahres.
Nach Ansicht der Sparkassen könnte das bedeuten, dass bestimmte Geldautomaten mit weniger Geld bestückt werden. An anderen Standorten könnten die Serviceräume mit Geldautomaten nachts geschlossen werden. Es könnte auch dazu führen, dass bestimmte Geldautomaten abgebaut werden.
Daneben gibt es aber auch technische Lösungen. In den Niederlanden wird das Bargeld in Automaten bei einer Attacke mit Klebstoff unbrauchbar gemacht. Außerdem gibt es andere Verfahren, die etwa mit Farbe arbeiten.
Experte des Landeskriminalamtes im Gespräch Warum in Rheinland-Pfalz so viele Geldautomaten gesprengt werden
Bastian Kipping ist Kriminaloberkommissar des Landeskriminalamtes in Rheinland-Pfalz. Er weiß, woher die Täter kommen, die dieses Jahr 54 Geldautomaten in die Luft gejagt haben.
Automat in Stadtkyll soll wieder eröffnen
Die Banken rüsten daher auf. Sie investieren in verstärkte Türen und Sicherheitstechnik. "Aber es ist ein Wettlauf mit den Kriminellen", sagt Stephan Alt von der Kreissparkasse Vulkaneifel: "Wenn wir aufrüsten, rüsten die auch auf." Das einzige, was letztlich helfe, sei es, Automaten abzubauen. Einige Banken haben daher auch schon ihr Filialnetz verkleinert.
Der Automat in Stadtkyll soll aber wieder in Betrieb gehen. Auch weiterhin wolle die Bank an dem Automaten festhalten, sagt Alt. Wann er wieder eröffnet, sei aber noch unklar. Da der Tatort weiträumig abgesperrt wurde, hat die Polizei Umleitungen eingerichtet. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei Prüm zu melden.
Kreissparkasse Vulkaneifel schließt Automaten vorübergehend
Die Kreissparkasse Vulkaneifel teilte am Dienstag mit, dass einzelne andere Geldautomaten wegen der Sprengungen vorübergehend geschlossen würden. So könnten Kunden vorerst in der Mehrener Straße in Daun, in der Sarresdorfer Straße in Gerolstein, in der Kölner Straße in Hillesheim und in Uersfeld kein Geld abheben. Die Hauptfilialen in Daun, Gerolstein, Hillesheim und Kelberg blieben von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Abends werde das Geld aus den Automaten entnommen.