Im vergangenen Jahr stand die Triererin Ruth Petri beim Rammstein-Konzert in Düsseldorf mitten in der Menge. Beim Solo-Konzert von Frontsänger Till Lindemann am Montagabend auf seiner Solo-Tournee in der SWT-Arena in Trier, stand sie allerdings inmitten der Demonstranten.
Ruth Petri ist Mitarbeitern beim Frauennotruf Trier und Fachfrau für das Thema sexualisierte Gewalt. Gemeinsam mit der Feministischen Vernetzung Trier und dem Awareness-Projekt "Save the night" hatte sie am Montag ab 18 Uhr zu einer Kundgebung vor der Arena aufgerufen, an der sich etwa 200 Menschen beteiligten.
Kundgebung verlief friedlich
Sätze wie "Wegschauen schützt Täter" und "Tätern keine Bühne geben" waren auf den Plakaten der Demonstranten zu lesen, mit denen sie in etwa 75 Meter Entfernung von der Besucher-Schlange auf sich aufmerksam machten. Wie ein Sprecher der Arena mitteilte, gab es während des Einlasses die ein oder andere verbale Anfeindung.
Nach Angaben der Polizei Trier verlief die Kundgebung allerdings soweit problemlos. So sei es zu keinen körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Konzert-Besuchern und Demonstranten gekommen, weswegen die Beamten vor Ort auch nicht eingreifen mussten.
Stimmung unter Konzert-Besuchern gemischt
Während ein Teil der befragten Konzertbesucher sich gegenüber der Kundgebung kritisch äußerten, abwinkten oder mit Parolen reagierten, gab es bei manchen auch Verständnis für die Demonstranten. Schließlich habe jeder ein Recht auf seine eigene Meinung, so ein Besucher des Konzerts. Er komme allein aufgrund der Musik und solange die Kundgebung friedlich ablaufe, habe er nichts gegen die Demonstranten.
Frauen werfen Till Lindemann Machtmissbrauch vor
Mehrere Frauen werfen Lindemann Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vor. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte gegen ihn ermittelt. Das Verfahren wurde aber wegen mangelnder Beweise wieder eingestellt.
Für Ruth Petri vom Frauennotruf Trier heißt das aber nicht, dass der Sänger tatsächlich unschuldig ist. Bei Vorwürfen sexueller Gewalt seien Beweise häufig schwierig zu erheben, es stehe häufig "Aussage gegen Aussage".
Außerdem stehe der Fall Lindemann für ein grundsätzliches Problem in der Musikbranche: "Wir wollen den Menschen klarmachen, dass in dieser Branche sexualisierte Gewalt stattfindet", sagt Petri und betont: "Wir wollen, dass Menschen anfangen, darüber nachzudenken und wir wollen, dass sich etwas verändert."
Konzertveranstalter findet Protest gut
Konzertveranstalter Oliver Thome von Popp Concerts kann das gut nachvollziehen. Er findet den Protest der Aktivistinnen persönlich gut, verweist aber darauf, dass es bestehende Verträge mit dem Künstler gibt.
Die Verträge seien unterschrieben worden, bevor die Vorwürfe gegen Lindemann Ende Mai aufgekommen waren. Dennoch sagt Thome: "Es gibt Veranstaltungen, auf die ich mich persönlich mehr freue", um hinzuzufügen: "Ich schätze mal nach den Ereignissen im Sommer hätten wir die Show nicht gebucht."
Solokonzert im November Frauen-Initiativen wollen Rammstein-Sänger Lindemann nicht in Trier
Im November will Rammstein-Sänger Till Lindemann solo in der Arena Trier auftreten. Der Frauennotruf Trier und weitere Initiativen fordern die Absage des Konzerts.
Lindemann-Konzert in Arena Trier ausverkauft
Einen satten Umsatz kann Thome dennoch erwarten. Denn trotz der Proteste waren am Montagabend etwa 6.000 Zuschauer in die Trierer Arena gekommen. Das Solo-Konzert von Till Lindemann war ausverkauft. Zuschauer unter 18 Jahre waren dabei nicht zugelassen. Da die gezeigten Konzertinhalte keine Jugendfreigabe haben, müssten alle Konzertbesucher volljährig sein, heißt es auf der Internetseite der SWT-Arena.
Trotz des großen Interesses könnte es für Rammstein-Frontmann Till Lindemann der letzte Auftritt in Trier gewesen sein. Weitere Konzerte seien zumindest nicht geplant, sagen Veranstalter Oliver Thome und der Geschäftsführer der Arena Trier, Arnd Landwehr.