Wo genau es steht, das ist streng geheim. Schließlich sollen in der neuen Einrichtung Frauen mit ihren Kindern Schutz finden - vor Ehemännern, Söhnen, Brüdern, die ihnen Gewalt antun. Klar ist, das neue Frauenhaus steht im Eifelkreis Bitburg-Prüm und es soll vor allem eins sein: sicher.
"Wir sind wirklich froh, dass wir auf der Zielgeraden angekommen sind und endlich ein Frauenhaus für die Eifel haben. Denn wir haben seit Jahren dafür gekämpft", sagt Doris Sicken, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Vulkaneifel. Sie und ihre Amtskolleginnen aus drei anderen Kreisen hatten das Projekt angestoßen.
Dieses 19. Frauenhaus in Rheinland-Pfalz wurde heute offiziell eröffnet. Ab dem 25. November kann es belegt werden. Es ist das erste, das zusammen vom Land und vier Landkreisen finanziert ist. Nämlich den Kreisen Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell, Eifelkreis Bitburg-Prüm und Vulkaneifel.
Denn - so sind sich alle Vertreter der Kreise und des Landes bei der offiziellen Eröffnung einig - der Bedarf ist groß: Gewalt an Frauen ziehe sich durch die gesamte Gesellschaft, komme in allen Bildungsschichten und Gehaltsklassen vor.
Gewalt an Frauen auch in der Eifel
Hinzu kommt: Nach Angaben der Polizei Wittlich gab es in den vier Kreisen in den vergangenen Jahren durchschnittlich pro Jahr 350 Fälle von häuslicher Gewalt. Vier von fünf Betroffenen seien Frauen. "Als ländlich geprägter Kreis hat sich immer wieder die Frage gestellt: Ist ein Frauenhaus nötig? Da das Thema aber eben nicht nur eine bestimmte Fläche betrifft, haben wir jetzt eine Versorgungslücke geschlossen", sagt der Landrat des Eifelkreises, Andreas Kruppert (CDU).
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Bisher mussten Frauen aus der Eifel nämlich in den Frauenhäusern in Trier oder Koblenz Schutz suchen. Zwar müssen sie dort heute nicht mehr anrufen, um zu erfahren, ob ein Platz frei ist. Mittlerweile gibt es im Internet die rheinland-pfälzische Frauenhaus-Ampel, bei der man nachschauen kann, ob in einem der 19 Frauenhäuser des Landes noch Platz ist. Die, gibt Frauenministerin Katharina Binz (Grüne) zu, steht aber viel zu oft auf "Rot".
So ist das Frauenhaus eingerichtet
Im neuen Haus in der Eifel sollen nun auf drei Etagen zehn Frauen inklusive ihrer Kinder Unterschlupf bekommen. "Letztendlich sollen die Frauen einen anonymen Schutzraum bekommen, wo sie zur Ruhe kommen, das Erlebte verarbeiten und Hilfe und Beratung erhalten können", sagt Rainer Hoffmann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Bitburg-Prüm, der das Frauenhaus betreibt.
Derzeit würden die Mitarbeitenden noch für ihre Aufgaben geschult, zum Beispiel dazu, wie sie auf die traumatisierten Frauen eingehen können. Das Haus sei fertig möbliert, neben Büro- und Beratungsräumen gebe es auch eine Waschküche und vier Bäder und Küchen für die Frauen. "Zurzeit kümmern sich die Mitarbeiterinnen um den Wohlfühleffekt. Sie machen die Räume also wohnlich", sagt Hoffmann.
Planungen offiziell seit 2020
Dass es ein Frauenhaus in der Eifel braucht, haben die Gleichstellungsbeauftragten der Region schon seit vielen Jahren gefordert, sagt Doris Sicken. Offiziell wird das neue jetzt seit 2020 geplant, als sich der Regionale Runde Tisch mit dem "weißen Fleck" auf der Landkarte erstmals befasste.
2022 dann sprachen sich die Kreistage Vulkaneifel, Bitburg-Prüm und Bernkastel-Wittlich für ein Frauenhaus aus. Dass genügend Geld für das Projekt da ist, war aber erst klar, als auch das rheinland-pfälzische Frauenministerium Anfang 2023 zusagte, dafür Mittel im Landeshaushalt einzustellen. Seitdem hatte sich auch der Kreis Cochem-Zell an den Plänen beteiligt.
135.000 Euro vom Ministerium Grünes Licht für Frauenhaus in der Eifel
Drei Kreise in der Eifel wollen es, das zuständige Ministerium stellt jetzt die entscheidenden Weichen. Das Frauenhaus könnte 2024 kommen - wenn wichtige Hürden genommen sind.
Mitte vergangenen Jahres wurde dann der DRK-Kreisverband Bitburg-Prüm Träger der neuen Einrichtung, weil er mit seinem Konzept für das Frauenhaus überzeugte. Demnach sollen die Frauen im Haus unter anderem eine psychosoziale Beratung erhalten, zu Behörden begleitet und zu Themen wie Sorge- und Umgangsrecht, Arbeitsmarkt oder Wohnungssuche beraten werden.
Laut den ursprünglichen Planungen sollte das Frauenhaus schon Anfang 2024 öffnen. Zuvor musste aber ein geeignetes Haus gefunden werden, das sich entsprechend absichern lässt, zum Beispiel auch mit Überwachungskameras.
Weitere Maßnahmen wichtig, um Frauen zu schützen
Dass das Frauenhaus nun durch das rheinland-pfälzische Frauenministerium mit mehr als 160.000 Euro und die vier Kreise mit jeweils mehreren 10.000 Euro finanziert ist, freut Doris Sicken aus der Vulkaneifel: "Frauen aus der Eifel mussten in Trier und Koblenz schon abgewiesen werden. Wenn man bedenkt, welches Martyrium diese Frauen schon hinter sich haben, ist jede abgewiesene Frau eine zu viel."
Dennoch sind auch mit dem neuen Frauenhaus noch nicht alle Probleme gelöst. Laut Istanbul-Konvention, die regelt, wie Gewalt an Frauen bekämpft werden soll, soll es pro 10.000 Einwohner einer Gebietskörperschaft 2,7 Frauenhausplätze für Frauen mit ihren Kindern geben. Für die vier Landkreise bräuchte es also etwas mehr als 30 Plätze für Frauen plus Plätze für die Kinder. Dreimal mehr als im neu geschaffenen Frauenhaus.
"Diese Angabe bezieht sich auf alle Länder, die die Konvention unterschrieben haben", sagt Frauenministerin Binz dazu. "Ich persönlich finde aber, man muss schauen, wie das System des jeweiligen Landes ausgerichtet ist. Wir in Deutschland sind, was auch unsere soziale Absicherung angeht, weiter als andere Länder." Frauenhausplätze müssten natürlich ausgebaut werden.
Das Land konzentriere sich aber auch auf andere Maßnahmen. Zum Beispiel auf Beratungen, sodass Frauen gar nicht erst ins Frauenhaus müssen. Oder auf sogenannte Second-Stage-Wohnungen. Damit Frauen nicht zu lange - manche blieben länger als ein Jahr - im Frauenhaus sind, können sie in diesen Wohnungen unterkommen. Die haben dann keine anonyme Adresse mehr, die Frauen würden aber weiter beraten, betreut und darin unterstützt, eine eigene Wohnung zu finden.