Häusliche Gewalt beenden: mehr Schutz für Frauen und ihre Kinder

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Moderator/in
Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen

Sylvia Haller ist Sozialarbeiterin engagiert seit über zehn Jahre im Verein "Frauen helfen Frauen e.V. Heidelberg" und ist Mitglied des Deutschen Frauenrats.

Das ist der Wunsch, der über allem steht: Das Patriarchat abzuschaffen, die Rollenbilder zu überwinden. Damit wirklich […] alle ihr Leben in Freiheit leben können.

Jede dritte Frau in Deutschland von Gewalt betroffen

Die Zahlen sind erschreckend: Jede dritte Frau in Deutschland ist von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen. Vor allen Dingen die eigenen vier Wände sollten eigentlich ein geschützter Rückzugsort sein. Doch gerade dort ist es für Frauen am gefährlichsten - gut jede vierte Minute wird einer Frau in Deutschland Gewalt von ihrem Partner angetan. Sylvia Haller weiß, dass die Frauen, die bei ihr und ihren Kolleginnen Hilfe suchen, eine schwere Zeit hinter sich haben.

Das ist das Bild, das oft vorherrscht: ’Die arme Frau, die kommt geschlagen und gedemütigt zu uns’. Aber wenn sie zu uns kommt, dann ist sie in einer starken Position: Sie hat die Koffer gepackt und die Kinder an die Hand genommen. Sie fängt ihr neues Leben an – da, wo es selbstbestimmt weitergeht, da, wo sie in Frieden und vor allem gewaltfrei leben kann.

Häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder nimmt zu

In den vergangen Jahren gab es einen Anstieg der häuslichen Gewalt – als ein Grund wird die Corona Pandemie vermutet. Doch auch nach Beendigung der Corona-Krise setzte sich diese negative Entwicklung fort. Fast 160.000 Fälle von Gewalt in Partnerschaften wurden 2022 gemeldet und es wird von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen.

Den Anstieg der in der Statistik festgehaltenen Fälle sieht Sylvia Haller aber nicht nur negativ. Sie denkt, dass dem Thema in der Corona-Pandemie mehr mediale Aufmerksamkeit geschenkt wurde und sich dadurch mehr Frauen wehren, weil sie ihre Rechte besser kennen.

Steigende Zahlen in der Kriminalstatistik sind eigentlich ein gutes Zeichen, weil das bedeutet: [...] Die Frauen sind mutig, sie gehen zur Polizei. […] Mehr Frauen wollen raus aus der Gewalt.

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Sylvia Haller setzt sich gegen Frauengewalt ein

Sylvia Haller engagiert sich seit 2011 gegen Gewalt an Frauen und deren Kinder. Sie ist Sozialarbeiterin und seit mehr als zehn Jahren gleichberechtigtes Mitglied der Geschäftsführung und des Teams des Vereins Frauen helfen Frauen e.V. Heidelberg. Sie plädiert als Mitglied des Deutschen Frauenrats für mehr Plätze in Frauenhäusern und eine bessere Finanzierung dieser Einrichtungen.

Schutz ist nur möglich, wenn es effektive Schutzmaßnahmen für alle Frauen gibt. Dazu zählen genügend Plätze in Frauenhäusern und gut erreichbare Angebote in den Frauenberatungsstellen.

Verschleiert der Umgang mit "häuslicher Gewalt" das Thema?

Sylvia Haller spricht ganz bewusst von "sogenannter häuslicher Gewalt", denn der reine Begriff würde verschleiern, von wem die Gewalt ausgeht. Ihre Argumente:

  • Häusliche Gewalt benennt nur, wo sie stattfindet.
  • Häusliche Gewalt benennt nicht, was genau die Frau einschränkt, was ihr angetan wird.
  • Hat der Mann Macht über das Geld, gibt der Frau nur Taschengeld, ist das beginnende "ökonomische Gewalt".
  • Schränkt der Partner die Frau ein bei Fragen wie: Welcher Arbeit geht sie nach? Wieviel Zeit verbringt sie mit Lohnarbeit und wieviel mit der Kindererziehung?
  • Wird die Frau in ihrem sozialen Umfeld eingeschränkt, zum Beispiel im Kontakt mit Freundinnen?
  • Kommt es zu sexualisierter bis hin zur körperlichen Gewalt?

Da, wo die Frau keine freie selbstbestimmte Entscheidung treffen kann, weil sie vom Mann, vom Partner eingeschränkt wird, da beginnt die Gewalt.

Gewalt gegen Frauen ist alltäglich

Es müsse unbedingt mehr für den Schutz von Frauen getan werden, sagt Haller, schließlich würden jede Stunde in Deutschland 14 Frauen Partnerschaftsgewalt erfahren. Für das Thema "häusliche Gewalt" fehle ein gesellschaftliches Bewusstsein. Auch mit diesem Satz erklärt Sylvia Haller ihr Engagement.

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