Im vergangenen Dezember klingelte in Trier bei einer 80-Jährigen Frau das Telefon. Sie hebt ab und man sagt ihr, dass ihr Sohn ins Brüderkrankenhaus eingeliefert worden sei. Dass es ihm sehr schlecht gehe. Um sein Leben zu retten, brauche man ein spezielles Medikament, das in Deutschland nicht zugelassen sei. Es könne aus der Schweiz eingeflogen werden. Die Kosten hierfür: 37.000 Euro. Die müssten aber sofort überwiesen werden, um das Leben des Sohnes zu retten.
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Schockanrufe wie dieser, Enkeltrickbetrügereien oder auch Gewinnversprechen - das alles zählt zum sogenannten Callcenterbetrug.
Täter machen oft keine Beute
Im vergangenen Jahr gab es laut der aktuellen Polizeistatistik in der Region Trier 2.400 betrügerische Anrufe. Das waren 1.000 mehr als 2021. Die Betrüger erbeuteten damit rund 1,3 Millionen Euro.
Oft sind es ganze Münzsammlungen, der Familienschmuck, Goldbarren oder Bargeld, die von den Opfern an die Betrüger übergeben werden.
Allerdings waren die Täter in den meisten in Trier angezeigten Fällen nicht erfolgreich. Nur in etwa zehn Prozent machten sie Beute, so die Polizei Trier.
Telefonbetrüger setzen Opfer unter Druck
Die Vorgehensweise der Täter ist immer ähnlich. Am Telefon geben sie sich als Polizisten, Staatsanwälte, Bankmitarbeiter oder auch Rechtsanwälte aus. "Die Opfer werden angerufen - meist auf dem Festnetz oder auch per SMS oder per WhatsApp kontaktiert", sagt Sascha Lerchner von der Zentralen Prävention beim Polizeipräsidium Trier. Die Täter nutzten oft eine spezielle Technik, die bei den Angerufenen dann die Notrufnummer 110 oder eine andere örtliche Telefonnummer anzeige.
Außerdem seien die Täter psychologisch geschult und würden starken Druck aufbauen, um so die Angerufenen schnell und bewusst in einen persönlichen, emotionalen Ausnahmezustand zu bringen.
Dieser Stress werde immer weiter ausgebaut. Die Anrufer behaupteten, dass das Schicksal des Angehörigen davon abhänge, wie gut der Angerufene mit den Anrufern kooperiere. Das führe dazu, dass die Opfer nur noch funktionieren, sagt Sascha Lerchner. "Die Täter sind äußerst geschickt", sagt auch Kriminalhauptkommissar Marc Powierski. Das sei oft wie ein großes Theaterspiel. Da rufe nicht nur eine Person an, sondern häufig mehrere.
So habe es in Trier zum Beispiel einen Fall gegeben, da hätten sich die Opfer bei den Tätern noch mit einer Flasche Wein bedankt, erzählt Powierski. Vorher hätten sie ihren Schmuck an die Betrüger übergeben, weil diese sie davon überzeugt hätten, dass er bei ihnen an einem sicheren Ort sei.
Anrufe dauern oft mehrere Stunden
Die Gespräche dauerten manchmal mehrere Stunden. Das Opfer werde oft mit sinnlosen Aufgaben beschäftigt. Dabei würden die Täter nicht nur das Festnetztelefon blockieren, sondern auch den Handyanschluß. Die Opfer könnten so nicht mehr von Familienmitgliedern oder anderen Personen angerufen werden.
Um potentielle Opfer zu warnen, hat das Landeskriminalamt solche Schockanrufe nachgestellt.
Die meisten dieser Anrufe kommen aus kriminellen Callcentern, zum Beispiel in der Türkei oder Osteuropa, so die Polizei. Die Anrufer hätten aber meist keinen ausländischen Akzent. Oft würden sie sogar den Dialekt aus der Region des Angerufenen sprechen.
Viele Menschen, die auf Telefonbetrüger hereingefallen sind, melden sich aus Scham nicht bei der Polizei, sagt Powierski. Daher gebe es bei diesem Delikt auch so eine hohe Dunkelziffer.
Tipps zum Schutz vor Telefonbetrug
Das Einfachste wäre, solche Anrufe oder Nachrichten zu ignorieren und das Gespräch durch Auflegen zu beenden, empfiehlt die Polizei. Ganz wichtig: Man soll beim Anrufer Dinge erfragen, die nur richtige Bekannte oder Verwandte wissen können.
Zu familiären und finanziellen Verhältnissen sollten keine Details preisgeben werden. Man soll die jeweilige Person, um die es geht, unter der bekannten Nummer anrufen und sich den Sachverhalt bestätigen lassen. Und wenn ein Anruf verdächtig erscheint, sollte sofort die 110 der Polizei angerufen werden.
Die Polizei empfiehlt weiterhin, den Eintrag im Telefonbuch zu löschen oder ändern zu lassen, dass nur noch der Nachname ausgeschrieben erscheint. Die Täter suchten oft ganz gezielt nach alten Vornamen.