SWR-Recherche zur Notfall-Rettung

Herzstillstand: Bis zur Reanimation dauert es in der Region Trier oft zu lang

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Acht Minuten - so lange sollte der Rettungsdienst maximal brauchen, wenn ein Mensch wiederbelebt werden muss. Wie sieht die Realität in der Region Trier aus?

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt eigentlich jede Minute. Wird im Notfall eine Person nicht innerhalb von zehn Minuten reanimiert, also wiederbelebt, sinkt die Wahrscheinlichkeit zu überleben gegen null.

Exklusive Daten-Recherche zur Notfallrettung Woche der Wiederbelebung: Ob man überlebt, hängt auch vom Ort ab

In der Woche der Wiederbelebung rückt die Reanimation näher in den Fokus. Tausende Menschen in Deutschland könnten jedes Jahr gerettet werden. So ist die Lage in Rheinland-Pfalz.

Die gesetzlichen Zeitvorgaben beziehen sich auf alle Arten von Notfällen. In Rheinland-Pfalz heißt das, dass der Rettungswagen innerhalb einer Fahrzeit von maximal 15 Minuten nach dem Eingang des Notrufs am Einsatzort sein muss - solange dieser an einer öffentlichen Straße liegt. Das gilt nicht für Notfälle, bei denen Rettungskräfte zum Beispiel in einem Waldstück jemanden versorgen müssen.

Experten empfehlen acht Minuten als Marker für Rettungsdienste

Im Fall einer Reanimation reicht das Einhalten dieser Hilfsfrist von 15 Minuten aber nicht aus, da Maßnahmen bereits unmittelbar nach dem Herz-Kreislauf-Stillstand begonnen werden müssen.

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Die neue Rettungswache in Neumagen-Dhron hat eine wichtige Versorgungslücke geschlossen. Bisher war sie nur im Testbetrieb. Jetzt soll sie dauerhaft eingerichtet werden.

Medizin-Experten empfehlen, dass beim plötzlichen Kreislaufstillstand die Zeit vom Notrufeingang bis zum Eintreffen der Notfall-Retter in 80 Prozent der Fälle acht Minuten nicht überschreiten sollte. Auch das Deutsche Reanimationsregister bezieht sich unter anderen im Jahresbericht 2023 auf diese Frist.

Nach einer Datenauswertung des SWR Data Lab klappt das für den Rettungsbereich Trier, zu dem fünf Landkreise und die Stadt Trier zählen, bei rund 30 Prozent der Einsätze. Der Zielwert von mindestens 80 Prozent wird damit nicht erreicht.

Zum Vergleich: Bundesweit schaffen es nur 24 Rettungsdienstbereiche, dass der erste Rettungswagen in 80 Prozent der Reanimationseinsätze in unter acht Minuten am Notfallort eintrifft. Mehr als 130 Rettungsdienstbereiche erreichen diesen Zielwert nicht.

Probleme durch Personalmangel und geschlossene Standorte

Nach Angaben der Rettungsdienstbehörde der Region Trier liegt die durchschnittliche Zeit vom Notruf bis zum Eintreffen des Rettungswagen bei 8,36 Minuten.

Die SWR-Erhebung ergab auch: In der Region Trier wurden in den Jahren 2020 bis 2022 deutlich weniger reanimierte Patientinnen und Patienten lebend ins Krankenhaus eingeliefert als statistisch zu erwarten wären.

Die Gründe für die Situation in der Region Trier sind vielfältig. So haben Rettungsdienste mit Personalmangel zu kämpfen. Zudem werden in Rheinland-Pfalz immer wieder Notarztstandorte geschlossen. Und in ländlichen Regionen sind die Distanzen größer und die Anfahrtswege der Rettungskräfte häufig länger.

Moderne Leitstellen retten Leben

Um den Menschen bei Notfällen schneller helfen zu können, braucht es Leitstellen und Notrufzentralen mit vorgeschriebenen Abläufen, wenn es lebensbedrohlich wird. Festgeschriebene Standards und Strukturen werden deshalb von Experten empfohlen.

In der für die Region Trier zuständigen Leitstelle wird das gemacht. Hier wird eine sogenannte Strukturierte oder Standardisierte Notrufabfrage eingesetzt. Bundesweit nutzen mindestens ein Fünftel der deutschen Rettungsdienstbereiche bislang keine Strukturierte oder Standardisierte Notrufabfrage in ihrer Leitstelle. Dabei werden die Fragen in den Leitstellen nach einem bestimmten Schema gestellt - die Formulierungen sind dabei teils vorgegeben.

In der Leitstelle Trier wird bei einem Notruf wegen eines Herzstillstands auch immer eine Telefon-Reanimation angeboten. Dabei gibt der Mitarbeiter der Notrufzentrale dem Anrufer Anweisungen, wie er die betroffene Person wiederbeleben kann. Wie oft die Telefon-Reanimation angenommen und auch durchgeführt wird, ist nicht bekannt. Nach Angaben der Rettungsdienstbehörde der Region Trier werden diese Daten nicht erfasst.

#Notfall Rettung Woche der Wiederbelebung: Wenn der Notruf zu lange dauert

Ob eine Wiederbelebung gelingt, entscheidet sich häufig schon in der Leitstelle. SWR-Recherchen zeigen, dass nicht alle Notrufzentralen mit den modernsten Mitteln arbeiten. Das kostet Leben.

Ehrenamtliche Ersthelfer unterstützen Rettungsdienste

Nicht nur moderne Leitstellen helfen, wenn es darum geht, im Fall einer Reanimation schell zu sein. Ersthelfer spielen in vielen Gemeinden dabei eine Rolle. Ersthelfer sind Ehrenamtliche, die bei einem Notfall alarmiert werden können. Sie werden auch als First Responder bezeichnet und sind in der Regel an die Feuerwehren der Gemeinden angeschlossen.

Studien belegen: Das Zeitintervall bis zur ersten Wiederbelebung ist kürzer, die Überlebensrate der Betroffenen ist höher und mehr Betroffene werden in gutem und sehr gutem Zustand aus dem Krankenhaus entlassen, wenn First Responder im Einsatz sind.

Am effizientesten sind nach Ansicht von Experten Apps auf dem Handy, die Mitglieder bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand standortbasiert benachrichtigen und zum Einsatzort navigieren können.

In der Region Trier ist keine sogenannte First-Responder-App im Einsatz, aber bereits geplant. Diese App heißt "Region der Lebensretter". Sie soll noch 2024 starten. Bundesweit nutzen mehr als die Hälfte der Rettungsdienstbereiche kein App-basiertes First-Responder-System.

Aber es fehlt auch an Freiwilligen. Für die Region Trier-Saarburg sind derzeit rund 35 First Responder im Einsatz, sagt Dirk Nauheimer von dem Verein "Region der Lebensretter". Um noch besser und schneller vor Ort zu sein, bräuchte er nur für die Region Trier-Saarburg rund 800 Helfer, so Nauheimer. Da ist noch viel Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung gefragt, sagt der Mediziner aus dem Herzzentrum Trier.

Mehr Geld für Rettungsdienste in der Fläche?

Gefragt ist beim Thema Rettungsdienste und deren Ausstattung auch die Politik. Sollen die Rettungsdienste bei Notfällen schneller vor Ort sein, braucht es unter anderem mehr Rettunsgwachen vor allem in den ländlichen Regionen. Wie die in Neumagen-Dhron an der Mosel zum Beispiel. Dort wird die neue Rettungswache nach ihrem Testbetrieb fest installiert. Gemeinden wie Piesport oder Trittenheim können bei Notfällen wie Herzstillstand viel schneller angefahren werden. Das rettet Leben. Doch sowas kostet Geld. Geld, über das die Landesregierungen und Kommunen entscheiden.

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