Beispiel Südwestpfalz

Herz-Kreislauf-Stillstand: So leisten KatRetter Erste Hilfe

Stand

Ein schwerer Unfall mit Herzstillstand - dann kommen sie: die KatRetter. Was machen KatRetter genau und wie wird man einer? Wir erklären es am Beispiel der Südwestpfalz.

Pro Jahr haben etwa 65.000 Menschen in Deutschland einen plötzlichen Herzstillstand. Bei etwa 60.000 von ihnen verläuft er laut Deutscher Gesellschaft für Kardiologie tödlich. Jede Minute, in der bei solch einem Stillstand nicht behandelt wird, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent.

KatRetter-Anruf: Jede Sekunde zählt

Wenn das Handy von Kai Biundo klingelt, kann es immer um Leben und Tod gehen. Er ist ein sogenannter KatRetter, ein Ersthelfer - und zwar in der Südwestpfalz. In dem Landkreis gibt es bereits 380 Ersthelfer. In den vergangenen drei Monaten gab es 69 Alarmierungen, davon wurden zwei Drittel durch Ersthelfer angenommen.

Kai Biundo ist gut ausgebildet in Sachen Erste Hilfe. Und deshalb, so sagt er, habe er auch keine Angst vor einem Einsatz. Wenn er über die KatRetter-App gerufen wird, soll er so schnell wie möglich zum Einsatzort kommen. Schneller fahren darf er deswegen aber trotzdem nicht. Für Ersthelfer wie vom KatRetter-System gibt es keine Ausnahmen im Straßenverkehr.

Wüssten Sie noch, wie sie einen Menschen reanimieren? Und vor allem: wie geht nochmal stabile Seitenlage? Eine kleine Auffrischung:

Erste Hilfe-Einsätze sollen so gering wie möglich bleiben

Kai Biundo ist seit 2023 bei den KatRettern des Landkreises Südwestpfalz. Er wollte damit den Rettungs- und Notfallsanitätern, "die ja sowieso schon ziemlich krass im Einsatz sind", danken und sie unterstützen. KatRetter könne jeder werden.

Die Zahl der Einsätze soll für jeden einzelnen Helfer möglichst gering bleiben: Ersthelfer werden nur in einem bestimmten Umkreis alarmiert - im Landkreis Südwestpfalz seien es zum Beispiel derzeit zwei Kilometer, so Thorsten Höh, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Zum anderen wird ein Ersthelfer im Anschluss an einen angenommenen Alarm nicht gleich wieder angerufen.

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Und keine Angst, man könne Einsätze auch ablehnen, sagt Ersthelfer Kai Biundo. Sowohl die Registrierung als auch die Teilnahme an Einsätzen erfolgt komplett auf freiwilliger Basis. Wenn es keine Zeit oder Möglichkeit zur Unterstützung gibt, kann der Alarm ignoriert werden. Wichtig ist, dass mit der Annahme eines Alarms keine anderen Pflichten (z.B. Kinderbetreuung oder dienstliche Pflichten) vernachlässigt werden dürfen.

Belastende Einsätze: KatRetter in Südwestpfalz werden betreut

"Nach einem Einsatz erhalten die beteiligten KatRetter und Retterinnen einen Fragebogen zum Ablauf des Einsatzes. Darin werden sie beispielsweise gefragt, ob der Einsatz belastend für sie war. Sofern dies der Fall sein sollte, wird der Ersthelfer oder die Ersthelferin im Nachgang von der medizinischen Projektleitung betreut", so die Kreisverwaltung Südwestpfalz. Alle KatRetter sind über die Kreisverwaltung versichert und erhalten bei Bedarf alle zwei Jahre einen kostenlosen Erste-Hilfe-Kurs.

KatRetter-Ausrüstung wird gestellt

Die Ausrüstung bekommt Kai Biundo von den KatRettern des Landkreises Südwestpfalz gestellt. Dazu gehört zum Beispiel eine gelb-blaue Weste mit Reißverschluss und der Aufschrift "Ersthelfer Südwestpfalz". Hinzu kommen Dinge, die man für eine Wiederbelebung braucht, wie zum Beispiel ein Mundstück. Die meisten Sachen, die man benötige, habe man als Autofahrer sowieso, sagt Biundo.

Was er sich wünschen würde, so Biundo, wären noch Verbesserungen in der KatRetter-App: Zum Beispiel, dass man den Kontakt zu den Notrufnummern 110 oder 112 direkt über die App abwickeln könne. Und es wäre schön, sagt er, wenn man dem Krankenwagen, der unterwegs ist, wichtige Informationen vom Einsatzort direkt über die App geben könnte.

Helfer sein geht auch ohne Ausbildung

Wenn jemand keine Erste-Hilfe-Ausbildung hat, kann er trotzdem bei KatRetter mitmachen - als Mithelfer. Als solcher kann sich jeder einbringen, auch ohne spezifische Kenntnisse: Ob beim Füllen von Sandsäcken bei einem Hochwasser oder bei der Betreuung verunsicherter Menschen in Krisensituationen.

In der Südwestpfalz hätten sich bisher schon viele Menschen freiwillig für das System gemeldet, so Pressesprecher Höh. Auch in der Bevölkerung werde erkannt, welches Potential dieses System hat. Zudem arbeiteten die KatRetter, die Kreisverwaltung, die medizinische Projektleitung und auch die Leitstelle sehr gut zusammen. Das System werde so stetig vorangetrieben.

KatRetter gibt es übrigens nicht nur im Kreis Südwestpfalz. Auch der Landkreis Bad Dürkeim, der Rhein-Pfalz-Kreis sowie die Städte Ludwigshafen, Neustadt an der Weinstraße und Speyer haben sich dem System angeschlossen.

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