Fester Standort nach Testbetrieb

Im Notfall schneller: Rettungswache in Neumagen-Dhron bleibt

Stand
Autor/in
Solveig Naber
Foto von Solveig Naber, Redakteurin bei SWR Aktuell im Studio Trier

Die neue Rettungswache in Neumagen-Dhron hat eine wichtige Versorgungslücke geschlossen. Bisher war sie nur im Testbetrieb. Jetzt soll sie dauerhaft eingerichtet werden.

Die Rettungswache in Neumagen-Dhron sieht etwas anders aus als andere. Untergebracht in einem unscheinbaren Wohnhaus an der Römerstraße fällt sie nicht sofort auf. Nur das große weiße Schild am Balkongeländer weist auf die Rettungswache hin.

Eine Übergangslösung: Noch ist die Rettungsswache in Neumagen-Dhron in einem Wohhaus untergebracht. Nach Abschluss des Testbetriebs ist ein neues Gebäude für die Rettungswache geplant.
Eine Übergangslösung: Noch ist die Rettungsswache in Neumagen-Dhron in einem Wohhaus untergebracht. Nach Abschluss des Testbetriebs ist ein neues Gebäude für die Rettungswache geplant.

Schwarzes Loch im Rettungsdienstbereich

Seit anderthalb Jahren gibt es die Rettungswache hier. Sie war notwendig geworden, weil Gemeinden wie Piesport oder Trittenheim bei Notfällen nicht mehr in der vorgeschriebenen Frist von 15 Minuten erreichbar waren. Die Rettungswagen kamen von den Wachen in Bernkastel oder Thalfang, die viele Kilometer weiter weg liegen. Das hat oft länger als 20 Minuten gedauert, ehe die Notfallretter vor Ort waren.

David Backendorf ist Wachleiter der Rettungssation in Neumagen-Dhron. Ab Oktober 2024 wird sie nach dem Testbetreib dauerhaft an der Mosel eingerichtet.
David Backendorf ist Wachleiter der Rettungssation in Neumagen-Dhron. Ab Oktober 2024 wird sie nach dem Testbetreib dauerhaft an der Mosel eingerichtet.

"Der neue Standort in Neumagen-Dhron hat die Situation für die Menschen hier verbessert", sagt David Backendorf. Er ist der Wachleiter der Station, zu der ein Rettungswagen und pro Schicht ein Team von drei Notfall- und Rettungssanitätern gehören. Allein im vergangenen Jahr sind die Notfallretter in Neumagen-Dhron rund 1.300 mal ausgerückt. Das sind im Schnitt fünf Einsätze pro 24-Stunden-Schicht.

Wir hatten hier in diesem Gebiet ein schwarzes Loch im Rettungsdienstbereich.

Weil sie jetzt von hier aus starten, können sie schneller in den umliegenden Orten sein. "Wir hatten in dem Gebiet hier ein schwarzes Loch im Rettungsdienstbereich. Wir können jetzt zumindest in diesem Bereich die gesetzliche Fahrzeit von 15 Minuten einhalten", sagt Backendorf nicht ohne Stolz.

Notfall-Einsätze schon in unter acht Minuten

Gibt es einen Notfall direkt um die Ecke oder in Trittenheim und Piesport, schaffen es die Notfallretter auch schon in weniger als acht Minuten, vor Ort zu sein. Entscheidende Minuten zum Beispiel bei einem Herzinfarkt, die Leben retten können.

Die durchschnittliche Eintreffzeit hat sich in Neumagen-Dhron im Jahr 2023 auf 6,40 Minuten verkürzt.

Es ist noch nicht so lange her, da wäre das in Neumagen-Dhron nicht möglich gewesen, sagt die Rettungsdienstbehörde auf SWR Anfrage: "2020 war das ersteintreffende Rettungsmittel erst nach knapp 15 Minuten vor Ort. Die durchschnittliche Eintreffzeit hat sich in Neumagen-Dhron im Jahr 2023 auf 6,40 Minuten verkürzt. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich für alle umliegenden Ortschaften."

SWR-Datenauswertung zur Notfall-Rettung in der Region

Bei einem Herzstillstand und einer notwendigen Wiederbelebung empfehlen Mediziner eine Frist von Eingang des Notrufes bis zum Eintreffen des Rettungswagens von unter acht Minuten. Nach einer Datenauswertung des SWR Data Lab klappt das für den gesamten Rettungsbereich Trier, zu dem die Rettungswache Neumagen-Dhron gehört, bei rund 30 Prozent der Einsätze. Fachgesellschaften empfehlen, dass 80 Prozent der Reanimationsfälle innerhalb von acht Minuten vor Ort professionell versorgt werden sollten.

Im ländlichen Raum sei das flächendeckend kaum zu schaffen, sagt Marcel Jung. Der Bereichsleiter der Malteser ist auch für die Rettungswache in Neumagen-Dhron zuständig. "Da muss dann alles stimmen und alle Zahnräder ineinander greifen. Aber allein von den Entfernungen her ist das aus fahrtechnischer Sicht kaum realistisch", so Jung.

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In der Woche der Wiederbelebung rückt die Reanimation näher in den Fokus. Tausende Menschen in Deutschland könnten jedes Jahr gerettet werden. So ist die Lage in Rheinland-Pfalz.

Und nicht nur das. Ist in der Stadt zum Beispiel eine Straße gesperrt, könne schnell eine Ausweichstrecke genommen werden. Das koste die Rettungskräfte Sekunden, erklärt Jung. "Wenn auf dem Land aber eine Straße zum Beispiel wegen Unwetterschäden gesperrt ist, dann muss ich, wie hier an der Mosel, einen Umweg fahren. Der kostet dann aber bis zur nächsten Brücke, um auf die andere Seite zu kommen, schon mal ganz schnell 15 Minuten."  

Krankenhaus-Schließungen erschweren Notfall-Rettung

Was den Notfallrettern Sorgen macht, sind Schließungen der kleineren Krankenhäuser, so Jung. Oder wenn Kliniken aus Kostengründen umbauen und Abteilungen schließen müssen. Dadurch dauere der Transport der Patienten immer länger. "Dann fahren wir von hier aus nicht nach Bernkastel, sondern nach Wittlich. Da sind wir eine halbe Stunde länger unterwegs."

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Konzept soll Klinik-Zukunft sichern Krankenhaus Hermeskeil wird für ältere Patienten umgebaut

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Geht es nach Trier, kann ein Einsatz mit Hin - und Rückfahrt schon mal mehr als zwei Stunden dauern. Zeit, in der die Retter keine anderen Notfalleinsätze in ihrem Gebiet annehmen können oder zu spät vor Ort wären.

Testbetrieb der Rettungswache abgeschlossen

Bisher war die Rettungswache in Neumagen-Dhron im Testbetrieb. Jetzt soll sie dauerhaft eingerichtet werden. Ganz offiziell am 1. Oktober. Geplant ist ein neues Gebäude, in das David Backendorf mit seinem Team einziehen soll. Noch ist man auf der Suche nach einem passenden Grundstück in Neumagen-Dhron, erzählt Backendorf. Aber das klappt sicher auch bald, sagt der Wachleiter und lacht. Bis dahin bleiben erstmal alle in der Übergangsstation im Wohnhaus an der Römerstraße.

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