Michael Hyar ist in Schlierschied im Hunsrück geboren und aufgewachsen. Der 59-Jährige interessiert sich für die Geschichte rund um seinen Ort. Regelmäßig, so erzählt es Hyar, schaut er sich auch die vielen Grabhügel an, die in der Nähe seines Dorfes verborgen im Wald liegen.
Spaziergänger findet offenes Grab im Wald
Bei einem seiner Streifzüge Anfang Juni entdeckt Hyar ein etwa 80 Zentimeter tiefes Loch. Daneben: Eine leere Steinkiste, die ausgeräumt worden war. Hier sind offenbar Grabräuber am Werk gewesen. "Das ist schon ein beklemmendes Gefühl. Sowas sieht man ja nicht alle Tage, dass irgendwo ein Grab geöffnet wird. Und man stellt sich dann vor: Was war da drin?", sagt Hyar.
Grab fast 2.000 Jahre alt
Fast 2.000 Jahre lang war auf diesem Hunsrücker Hügel die Asche eines Menschen begraben, erzählt Timo Lang von der Landesarchäologie in Koblenz.
Das Römergrab dürfte nach seinen Schätzungen zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert angelegt worden sein. Neben der Asche könnten die Täter auch Beigaben erbeutet haben, etwa Gefäße aus Glas und Keramik und eine Brosche aus Bronze. "Das sind häufig Liebhaberstücke, die dann in irgendeiner Vitrine landen", sagt Timo Lang.
Grabplünderung ist Diebstahl
Es ist das dritte Mal in den vergangenen Jahren, dass im Rhein-Hunsrück-Kreis eine Grabstätte geplündert wurde. Die Dunkelziffer könnte noch höher sein, sagt Archäologe Lang. Viele Hügelgräber stünden nämlich abseits der normalen Wege und blieben damit oft unentdeckt.
Doch wer die alten Schätze aus dem Boden gräbt, begeht einen Diebstahl, sagt Sascha Heims von der Polizeiinspektion in Simmern. Es sei das erste Mal in seiner 30-Jährigen Dienstzeit, dass er mit einem solchen Fall konfrontiert ist.
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Polizei sucht Zeugen für Grabplünderung
Heims vermutet, dass die Täter gezielt mit einem Metalldetektor nach dem Grab suchten. im Anschluss haben sie es wohl mit einem Spaten geöffnet und ausgeräumt. Das ganze habe vermutlich nicht länger als eine halbe Stunde gedauert.
Um solche Fälle aufzuklären, sei die Polizei auch auf Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Wenn etwa Anwohner im Tatzeitraum ein fremdes Kennzeichen oder Spaziergänger entdeckt hätten, könnte das bei den Ermittlungen weiterhelfen.
Beute hat vor allem ideellen Wert
Wer glaubt, in einem Römergrab einen extrem kostbaren Schatz zu erbeuten, der täuscht sich laut Landesarchäologe Timo Lang. Er schätzt den Wert der Beute in Schlierschied auf maximal 1.000 Euro.
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Der ideelle Wert für Menschen wie den Schlierschieder Michael Hyar sei dagegen enorm. "Dieses Grab hat 2.000 Jahre überdauert. Auch für die Wissenschaft ist so eine Zerstörung ein großer Verlust."