In Radolfzell-Böhringen (Kreis Konstanz) haben Tiefbauarbeiter Überreste menschlicher Knochen gefunden. Es handelt sich laut Landratsamt um Teile eines Friedhofs aus dem sechsten und siebten Jahrhundert. Bei anschließenden Grabungsarbeiten wurden insgesamt 23 Gräber mit Skeletten und Grabbeigaben entdeckt. Die Archäologen gehen davon aus, dass es sich dabei um den Rand eines weit größeren Reihengräberfeldes handelt, das sich über mindestens 80 bis 100 Meter ausdehnte. Die Funde werden zur Restaurierung an das Landesamt für Denkmalpflege übergeben.
Die archäologische Grabungsfirma Archaeotask aus Engen hat in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege die gut zwei Dutzend Gräber seit Mitte Oktober freigelegt und dokumentiert. Sie waren in drei Reihen angelegt. Die Schädel der Toten waren – wie bei frühmittelalterlichen Bestattungen üblich – auf der Westseite des jeweiligen Grabes und mit Blick nach Osten platziert.
Gürtelschnallen und ein Kamm aus Tierknochen
Auch Grabbeigaben wurden gefunden: Kleine Gürtelschnallen, Teile von Gürtelbeschlägen, ein Keramikgefäß, eine Bronzemünze sowie ein Kamm aus Knochen konnten laut Landratsamt sichergestellt werden. Sie stammen aus dem sechsten oder siebten Jahrhundert, der sogenannten Merowingerzeit.
Erste Grabfunde in Böhringen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war man in Böhringen beim Bau der Schule auf erste frühmittelalterliche Gräber gestoßen, die aber nicht genauer dokumentiert wurden. Auch zwischen 1928 und 1932 waren laut Landratsamt bei weiteren Bauarbeiten Gräber zutage gekommen, die ebenfalls nicht archäologisch untersucht wurden. Im Hegaumuseum in Singen sind jedoch einige wenige Funde aus der Zeit um 600 nach Christus erhalten. Urkundlich erwähnt wurde Radolfzell-Böhringen erst im 13. Jahrhundert. Die Grabfunde belegen eine deutlich frühere Besiedlung durch die Alemannen, so Kreisarchäologe Jürgen Hald.