"Equal Pay Day" - Gehaltsunterschied besonders in der Eifel gravierend

Gehaltsunterschiede besonders auf dem Land

"Equal Pay Day": Frauen verdienen vor allem in der Eifel weniger

Stand
Autor/in
Lara Dudek

Der "Equal Pay Day" soll auf Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen. Ein Problem besonders in der Eifel, sagt Hanna Kunze von der Arbeitsagentur in Trier.

Im Jahr 2006 wurde der "Gender Pay Gap", also der relative Verdienstunterschied pro Stunde zwischen Männern und Frauen, das erste Mal gemessen. Da lag er deutschlandweit bei 23 Prozent. Rund 20 Jahre später bekommen Frauen auch in Rheinland-Pfalz und der Region Trier für vergleichbare Arbeit immer noch weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Der heutige "Equal Pay Day" soll genau auf diesen Unterschied aufmerksam machen.

Besonders gravierend sind die Probleme auf dem Land, beispielsweise in der Eifel, sagt Hanna Kunze. Sie ist seit 2017 Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit in Trier. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie sie die aktuelle Lage in der Region sieht und warum es in ihren Beratungsgesprächen nicht nur ums Geld geht.

Hanna Kunze ist seit 2017 Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit in Trier
Hanna Kunze ist seit 2017 Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit in Trier.

SWR Aktuell: Wie blicken Sie auf die Gehaltsunterschiede in der Region Trier?

Hanna Kunze: Regional sieht man schon klare Unterschiede, was den "Gender Pay Gap" anbelangt. Vor allem zwischen ländlichen Regionen und großen städtischen Regionen ist da ein Unterschied. Hier können wir gut die Vulkaneifel oder auch den Eifelkreis Bitburg-Prüm ansprechen. Mit 26 Prozent in der Vulkaneifel und fast 28 Prozent im Eifelkreis Bitburg-Prüm liegen wir über dem deutschlandweiten Durchschnitt von 18 Prozent. Da sieht man, dass hier die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen doch noch gravierender sind als zum Beispiel im städtischen Bereich. Gründe für diese Unterschiede sind zum Beispiel traditionelle Strukturen.

SWR Aktuell: Was müsste sich insbesondere auf dem Land ändern, damit Frauen genau so viel verdienen wie Männer?

Hanna Kunze: Neben den individuellen Faktoren wie der Berufswahl, der Entscheidung berufliche Pausen für die Erziehungszeit oder Pflegezeit zu nehmen und zeitweise in Teilzeit zu arbeiten, müssen strukturelle Faktoren angegangen werden. Es muss noch mehr aufgeklärt werden, dass es Lohnungleichheiten zwischen Männern und Frauen gibt und dass es sich sowohl für Arbeitnehmende als auch Arbeitgebende lohnt, dem entgegenzuwirken. Arbeitgeber, die transparent und fair ihre Gehaltsstrukturen darstellen, können auch im ländlichen Raum, wo noch mehr um Fachkräfte gebuhlt wird, damit punkten.

"Gender Pension Gap" ist ein weiteres Problem

SWR Aktuell: Wie nehmen Frauen die Tatsache auf, dass Männer mehr verdienen?

Hanna Kunze: Den zunehmenden Gehaltsdruck bekommen wir in den Beratungsgesprächen immer mehr zu spüren. Den Frauen ist immer mehr bewusst, was das Entgelt auch ausmacht für die Rente später. Das war, glaube ich, früher vielen Frauen, die lange zu Hause geblieben sind oder in Teilzeit gearbeitet haben, nicht so bewusst, dass es auch einen "Gender Pension Gap" gibt. Das bedeutet, dass man, wenn man weniger gearbeitet hat, auch später in der Rente weniger bekommt. Durch diesen Druck kommt bei vielen jungen Frauen dann eben der Wunsch, auf eigenen Beinen stehen zu wollen.

SWR Aktuell: Merken Sie in Ihren Beratungsgesprächen, dass Frauen den Gehaltsunterschied nicht mehr hinnehmen wollen?  

Hanna Kunze: Ich habe das Gefühl, dass die Frauen selbstbewusster geworden sind. Oftmals haben sie auch sehr gute Qualifikationen und wollen nach langer Ausbildung auch auf dem Arbeitsmarkt bleiben. Sie streben danach, sich zu behaupten und in Führungspositionen zu kommen, was natürlich auch heißt, eine Kontinuität zu zeigen.

Junge Frauen erwarten oftmals, dass ihr Partner sich um das Kind genauso kümmert wie sie. Auch, dass der Partner ebenfalls in Elternzeit geht und gegebenenfalls die Arbeitszeit dann auch reduziert, um die Kinder zu betreuen. Dementsprechend hilft es, wenn man frühzeitig miteinander ins Gespräch geht und die einzelnen Erwartungen miteinander bespricht, einen klaren Plan schmiedet, wer sich wann um das Kind kümmert.

Studie: Gleicher Verdienst bei Männern und Frauen erst 2074

SWR Aktuell: Wie lange denken Sie, wird es noch diese Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen geben?

Hanna Kunze: Leider ist davon auszugehen, dass wir noch viele Jahre für gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit kämpfen müssen. Studien gehen davon aus, dass wir erst etwa 2074 Entgeltgleichheit erreicht haben, ausgehend von der Geschwindigkeit, wie sich der "Gender Pay Gap" von 2006 bis heute reduziert hat. Das ist natürlich zu langsam. Frauen, die jetzt arbeiten, haben verdient, dasselbe zu verdienen wie Männer. Das geringere Gehalt wirkt sich schließlich langfristig auch auf die Rente aus.

SWR Aktuell: Was wäre Ihr Wunsch für die Zukunft?

Hanna Kunze: Ich hoffe, dass mehr Arbeitgeber die Vorteile von fairer Entlohnung für die Mitarbeiterzufriedenheit erkennen. Und "typisch weibliche" Berufsfelder wie die Pflege, Kinderbetreuung und Handel sollten besser entlohnt werden. Außerdem würde ich mir wünschen, dass immer mehr mit dem "Tabu" über Geld nicht zu sprechen gebrochen wird. Nur wer gut informiert in die nächste Gehaltsverhandlung geht, kann auch entspannt das fordern, was ihr zusteht.

Rheinland-Pfalz

Gender-Pay-Gap RLP Equal Pay Day: Frauen verdienten 15 Prozent weniger

Equal Pay Day 2023: Noch immer gibt es einen Gender Pay Gap. Wissenswertes zur Lohnlücke zwischen Frauen und Männern gibt es hier:

Stand
Autor/in
Lara Dudek