Jahrhunderthochwasser in der Eifel

"Wir haben nichts gemacht, was die Leute vor der Flut schützen könnte!"

Stand
Autor/in
Marc Steffgen
Foto von Marc Steffgen, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Der Bürgermeister von Echtershausen zieht drei Jahre nach der Flut Bilanz: Zwar sind die Häuser alle wieder aufgebaut, doch die größte Gefahr bei Hochwasser im Ort besteht weiter.

In den Lindenweg von Echtershausen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist die Idylle längst wieder zurückgekehrt. Die Prüm plätschert sanft in ihrem Flussbett. Die Einfamilienhäuser an der Uferstraße sind frisch renoviert. Dort, wo die Prüm vor drei Jahren die Vorgärten und die komplette Straße weggespült hatte und einen schlammigen Kanal hinterließ, stehen heute wieder schmucke Vorgärten. Aber die Idylle trügt.

Der Lindenweg von Echtershausen nach der Flut und im heutigen Zustand.
Links der Lindenweg von Echtershausen kurz nach der Flut, rechts der heutige Zustand nach dem Wiederaufbau.

Nobert Fleckner (parteilos) wurde vor kurzem für weitere fünf Jahre als Bürgermeister gewählt. Seine Bilanz fällt drei Jahre nach der Jahrhunderflut zwiespältig aus: Einerseits konnten die Straße und alle Häuser vergleichsweise zügig wiederaufgebaut werden. Die Unterstützung durch Firmen, das Land und die Verbandsgemeinde sei wunderbar gewesen. Andererseits sei die Gemeinde von einem wirklichen Hochwasserschutz noch sehr weit entfernt.

Bürgermeister Norbert Fleckner zeigt, wo Hochwasserschutz geplant ist.
Nobert Fleckner kämpft dafür, dass entlang des Ufers ein Hochwasserschutz gebaut werden kann, der die Gemeinde zumindest vor einem mittleren Hochwasser schützt.

Eine kleine Brücke wurde dem Ort zum Verhängnis

Eine kleine Brücke aus den 1960er-Jahren wurde dem Ort und dem Lindenweg vor drei Jahren zum Verhängnis. Holzstämme und anderes Treibgut verfingen sich in der niedrigen Brücke, stauten die Wassermassen der Prüm mehrere Meter hoch, später wurde der Ort überflutet.

Die kleinen Prüm-Brücke in Echtershausen.
Die kleine Brücke über die Prüm staute vor drei Jahren die Wassermassen, weil sich in ihr sehr viel Treibgut verfing. Auf einen Neubau wartet die Gemeinde bis heute.

Dabei gab es schon wenige Wochen nach der Flut Pläne die Brücke als Bogenbrücke mit mehr Durchlass neu zu bauen. Außerdem sollte eine höhere Hochwasserschutzmauer am Ufer errichtet werden. Passiert ist aber bis heute nichts. "Wir haben bislang nichts gemacht, was die Leute vor einem neuen Hochwasser schützen könnte. Erst wenn die Brücke gemacht wird, können wir die anderen Maßnahmen angehen. Klar, das verunsichert die Leute", sagt Norbert Fleckner.

Das Haus von Familie Schwier kurz nach der Flut und heute.
Links Familie Schier vor ihrem weggespülten Vorgarten und der Zustand heute nach der Renovierung.

Anwohner sind besser auf Hochwasser vorbereitet

Susanne Schier lebt mit ihrer Familie seit mehr als 13 Jahren im Lindenweg. Das Hochwasser stand damals bis zu einem Meter hoch in ihrem Haus. Der Vorgarten wurde einfach weggespült. "Hätte mir jemand in den ersten zehn Tagen nach der Flut Geld angeboten, ich hätte das Haus sofort verkauft", gesteht Susanne Schier. Heute gehe die Familie viel besonnener mit dem Thema um, erzählt sie. Im Keller stünden nur noch wenige Dinge, das Erdgeschoss könne innerhalb kurzer Zeit geräumt werden. Bei Hochwasser wisse jeder aus der Familie, was zu tun ist, erzählt sie.

Der Vorgarten von Familie Schier nach der Flut und heute.
Links der weggespülte Vorgarten von Familie Schier und rechts der heutige Zustand.

Die Echtershausener wünschen sich einen Hochwasserschutz, der die Prüm zumindest bei einem mittleren Hochwasser draußen lässt. Schon mehrfach hätten die Behörden vor Ort Proben genommen und Daten für eine sogenannte Hochwasserspiegellage gesammelt, erzählt Fleckner. Demnach müsste die Brücke 2,5 Meter höher als bislang gebaut werden. Doch auf die konkrete Umsetzung wartet die Gemeinde bis heute.

Nobert Fleckner begutachtet die Flutschäden im Lindenweg.
Nobert Fleckner weiß, wie viel Schaden die Prüm anrichten kann. Das Bild entstand kurz nach der Flut.

Sollte so eine Flut noch mal kommen, sind wir ihr schutzlos ausgeliefert.

Gemeinde fühlt sich von Behörden im Stich gelassen

Ansprechpartner seien in den Ruhestand gegangen, Posten seien getauscht worden, seufzt der Echtershausener Bürgermeister. Die Aufsichts-und Dienstleistungsdirektion (ADD) und die Struktur-und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) seien die Entscheider. Von dort kämen aber schon seit längerem keine Informationen. "Man fühlt sich von den oberen Behörden alleine gelassen. Sollte so eine Flut noch mal kommen, sind wir ihr schutzlos ausgeliefert", sagt ein ernüchterter Nobert Fleckner.

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"Fördergelder gibt es recht zügig aber die Erlaubnis, was dürfen wir machen - das dauert einfach viel zu lange", erzählt Fleckner. Es würde viel zu wenig von den einzelnen Ämtern entschieden, sondern zu viel zu den oberen Behörden getragen. Jeder sichere sich heute ab. Keiner übernehme mehr Verantwortung, sondern es werde vertagt, beraten, Arbeitskreise gebildet. Sein Wunsch auch an die Landesregierung: Es müsse endlich Bürokratie abgebaut werden! Es könne nicht sein, dass man mehrere Jahre für den Bau einer kleinen Brücke braucht.

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