Das erste Bild am Eingang - Ein Frauenkopf in leuchtenden Farben von Pink über Türkis vor sonnengelbem Hintergrund. Der Titel der Ausstellung "Summer woman". Das alles macht einen heiteren, leichten, beschwingten Eindruck von ungebremster Lebensfreude.
Doch es geht in der Ausstellung von Daniela Kurella um Gewalt in Beziehungen und teilweise drastische Darstellungen. Daniela Kurella hat ihre eigenen Erfahrungen künstlerisch verarbeitet und will Frauen Mut machen. Es ist möglich, sich zu befreien, ist ihre Botschaft.
Daniela Kurella war selbst Opfer von Gewalt in Beziehungen. Sie sagt, es war für sie ein jahrelanger Weg, sich daraus zu befreien. Ihre Kunst war für sie ein Ventil, ihre Erfahrungen zu verarbeiten, sich mit Mechanismen toxischer Beziehungen zu beschäftigen, frei und stark zu werden. Auch schreibend hat sie sich damit beschäftigt, wie Gewalt in eine Beziehung kommt, die anfangs auch mal gut war und warum es für viele Frauen so schwer ist, sich aus so einer Beziehung zu befreien.
"Summer Woman", diesen Titel hat sie gewählt, weil der Sommer eine kraftvolle, helle und lichtvolle Jahreszeit ist, sagt Daniela Kurella. "Wenn man aus so einer Beziehung rauskommt, diesen Weg schafft, dann ist man genau wie diese Jahreszeit, hell, lichtvoll und kraftvoll. Ich möchte Mut machen, ein ganz selbstbestimmtes, friedvolles, glückliches Leben zu führen."
Gesicht zeigen gegen Gewalt
Die Kunstausstellung will das oft totgeschwiegene Thema öffentlich machen, viele Menschen ansprechen mit dem Ziel einer gewaltfreien Gesellschaft. In der Ausstellung gibt es deshalb viele Mitmachaktionen. Eine davon ist eine Fotowand mit dem Titel "Gesicht zeigen". Wer in die Ausstellung kommt, kann mit einem Smartphone ein Portrait von sich machen, ausdrucken und an die Fotowand hängen. So soll ein starkes Zeichen gegen Gewalt in Beziehungen entstehen.
Kunst als Ventil
In Kunstworkshops entstehen während der Ausstellung weitere Kunstwerke der Menschen, die teilnehmen. Daniela Kurella will das Thema "Gewalt in Beziehungen" aus dem Schatten holen und eine gesellschaftliche Auseinandersetzung anstoßen. Betroffenen Frauen will sie einen Weg zeigen. Es gibt während der Ausstellung Kunsttage und Schreibworkshops, auch einen Infoabend des Frauennotrufs, der Partner der Ausstellung ist.
1.769 Fälle häuslicher Gewalt in Region Trier
In den vergangenen Jahren gab es immer mehr Fälle häuslicher Gewalt, die bei der Polizei angezeigt wurden. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 1769 Fälle, teilte das Polizeipräsidium Trier auf SWR Anfrage mit. Die Polizei geht wie Anlaufstellen für Frauen davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. Nicht jede Frau hat die Kraft, ihren Ehemann oder Lebensgefährten anzuzeigen. 192 Frauen und zwei Männer haben im vergangenen Jahr wegen sexualisierter Gewalt Hilfe beim Frauennotruf Trier gesucht.
Ruth Petri ist Diplom-Psychologin und engagiert sich beim Frauennotruf Trier. Hier können nicht nur Frauen, sondern alle von sexualisierter Gewalt betroffenen Menschen Hilfe finden. Der Frauennotruf begleitet die Betroffenen, informiert sie zu weiteren Fachstellen und zu rechtlichen Möglichkeiten. Auch Angehörige werden beraten. "Wir zeigen auf, wie sie wieder in eine innere Balance kommen können. Wenn Frauen das Schweigen brechen zu geschlechtsspezifischer Gewalt, so ist das aus Sicht von Team Frauennotruf ein wichtiger Schritt hin zu gesellschaftlicher Veränderung und natürlich auch hin zur Selbstermächtigung der Betroffenen selbst!", so Ruth Petri.