Ursula Burckhardt hat jahrelang gerne neben dem Bahnhof im Konzer Stadtteil Karthaus gewohnt. Seit sie von den neuesten Plänen der Deutschen Bahn erfahren hat, sorgt sie sich allerdings um ihre Nachbarschaft. Denn der Konzern hat Großes vor auf dem Gelände.
Das Unternehmen plant nach eigenen Angaben eine von deutschlandweit 130 Logistikstellen in Konz zu errichten. Einen Umschlagplatz für Schotter. Rund 50.000 Tonnen sollen hier pro Jahr verladen werden. Das entspricht mehr als 2.500 Lastwagenladungen. "Und jede Menge Lärm und Dreck im Ort", wie Ursula Burckhardt befürchtet.
Stadtrat will Resolution gegen Pläne beschließen
Was die Bürgerin besonders ärgert: Ganz in der Nähe des geplanten Umschlagplatzes liegen eine Kita, eine Schule und ein Seniorenheim. "Die alten Menschen ertragen diesen Krach doch gar nicht. Die kommen total aus dem Rhythmus", meint Burckhardt. "Und wie bei so einem Lärm noch Unterricht möglich sein soll, weiß ich auch nicht." Zudem soll im nahegelenen Kloster ein Bürgerzentrum mit Park entstehen.
Die Anwohnerin hat sich daher mit einigen Mitstreitern zusammengetan, um sich gegen die Pläne zu wehren. Auch der Stadtrat will das Umschlagwerk in Karthaus nicht. Die Fraktionen haben sich deshalb darauf verständigt, heute eine Resolution gegen die Pläne der Bahn zu beschließen. "Wenn hier noch mehr LKW durch unsere engen Straßen fahren, kommt es irgendwann zum Kollaps", sagt Bürgermeister Joachim Weber (CDU). Das Grundstück in der Innenstadt hält auch er für ungeeignet: "Unser Appell an die Bahn ist: Sucht euch einen anderen Standort."
Bahn sieht keine Alternative zu Standort in Konz
Eine Alternative gibt es aber nicht, heißt es bei der Bahn. Der Konzern verfüge über kein einziges passendes Grundstück entlang der 200 Kilometer langen Strecke zwischen Saarbrücken und Koblenz. Das Umschlagwerk werde aber dringend gebraucht, um Schotter, der zum Beispiel bei Sanierungen von Gleisen anfällt, zu lagern. "Ohne solche Logistikstellen werden wir perspektivisch nicht in der Lage sein, die Strecken in gutem Zustand zu halten", sagt eine Bahn-Sprecherin.
Wann der Umschlagplatz gebaut wird, sei derweil noch unklar. Die Planungen seien "in einer sehr frühen Phase". Ein Gutachten zur Lärmbelastung wurde nach Angaben der Bahn bereits beauftragt. Weitere Untersuchungen sollen folgen, bevor dann im Jahr 2025 vielleicht die Bauarbeiten beginnen können.
Bau des Umschlagplatzes ist noch nicht genehmigt
Vorher muss aber das Eisenbahn-Bundesamt entscheiden, ob überhaupt gebaut wird. Die Stadt hat kein Veto-Recht, wird aber im Rahmen eines Genehmigungsverfahren angehört. "Die Resolution ist jetzt ein Signal an die Bürger, dass wir damit nicht einverstanden sind", sagt Bürgermeister Joachim Weber. Für Ursula Burkhardt ist das ein Versuch des Stadtrates, "die Kohlen aus dem Feuer zu holen". Aber immerhin "ein Schritt in die richtige Richtung."
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