Elisabeth Schmitt ist 87 Jahre alt. Die Ehrangerin isst gerade Mittag mit einer kleinen Gruppe von Senioren. Sie erzählt, wie sie früher gemeinsam mit ihrem Mann und dem Ehranger Turnverein jeden Sonntag wandern war.
Sie redet lieber über ihr Leben vor der Flut, denn ihr Haus wurde stark beschädigt. So wie die anderen hier in der Unterstützungs- und Begegnungsstätte. Seit Februar treffen sich mehrere Flutbetroffene und essen zusammen zu Mittag. In einem großen beheizten Zelt im Ehranger Ortskern gibt es das umsonst.
Verenice Lang vom Arbeiter-Samariter-Bund organisiert das Mittagessen und ein Erzählcafe im Zelt am Bernd-Bohr-Platz direkt neben der Kirche. "Die Menschen haben eine gewisse Scham. Bei Gesprächen wie hier beim Mittagstisch bekommen wir Tipps: Geht mal dahin, um zu helfen. Oder sie fragen: Kann der ASB nicht irgendwas tun?“
Weil das Bürgerhaus auch überflutet wurde
Das große Zelt dient als Ersatz für das Bürgerhaus, das bei der Flut beschädigt wurde. Und die Gespräche dort sind für die Helfer richtige Eisbrecher. Denn es sei sehr schwer, die Menschen ausfindig zu machen, die wirklich Hilfe bräuchten. "Die, die am dringendsten Hilfe benötigen, die melden sich nicht.", sagt Verenice Lang aus Erfahrung.
Über mehrere Ecken hat die Hilfsorganisation so von einem alten Mann erfahren, der seit der Flut seine Wäsche mit der Hand in einer Schüssel im Vorgarten wäscht. Der Arbeiter-Samariter-Bund versorgte ihn kurzerhand mit einer Waschmaschine. Gerade solche Geräte werden nach der Flut benötigt. Und die Hilfsorganisation liefert diese unbürokratisch an die betroffenen Menschen.
Hilfe bei komplexen Anträgen und kostenlose Haushaltsgeräte
Obwohl die verheerende Flut schon länger her ist, für die Menschen in Ehrang ist sie immer noch Thema. Rund 700 Häuser wurden von der Flut beschädigt. Seitdem steht der Arbeiter- und Samariterbund, kurz ASB, gemeinsamen mit vielen anderen Hilfsorganisationen den Menschen vor Ort bei. Rund 230 Haushaltsgeräte wurden seither vom ASB ausgeliefert. Doch die Probleme der Ehrangerinnen und Ehranger sind damit noch nicht bewältigt.
Viele Wohnungen oder Häuser seien noch gar nicht fertig. Die Menschen würden einfach keine Handwerker bekommen, erzählt Lang. "Und, wenn die Wohnungen und Häuser endlich fertig sind, kommen die ganzen Spätfolgen, also Schimmel entsteht in den Wohnungen.“
Schimmelexperte Jürgen Jörges Das können Sie tun, um Schimmel zu vermeiden
Schimmel kommt schnell ins Haus oder in die Wohnung. Was Sie vorbeugend dagegen tun können und wie Sie ihn schnell wieder loswerden, weiß Schimmelexperte Jürgen Jörges.
Auch Elisabeth Schmitt braucht bei ihrem Haus noch Unterstützung. Alle zwei Wochen besucht ihr Sohn sie, um sich um Reparaturen zu kümmern. Im Unterstützungspunkt hat man ihr geholfen, die Anträge auszufüllen, um Wiederaufbauhilfen der Investitions- und Struktur Bank zu beantragen.
Gesellschaft ist besonders wichtig für die Senioren nach der Flut
Für die 87-Jährige ist der gratis Mittagstisch ein wichtiger Moment in der Woche. Dreimal die Woche kommt sie, immer dann wenn ihr Mann in der Tagespflege ist. "Dadurch brauche ich nicht für mich zu kochen und das erspart mir dann auch die Einkäufe, also eine Menge Arbeit." Außerdem hat sie hier neue Menschen kennengelernt und das sei in ihrem Alter sehr schwer. "Es gibt gute Unterhaltung, dadurch fühle ich mich weniger allein.", sagt die alte Frau.
Tatsächlich nutzen besonders viele Senioren den gratis Mittagstisch, aber auch eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Ältere und Alleinerziehende hätten es besonders schwer gehabt nach der Flut, sagen die Helfer.
"Es war ein schlimmes Ereignis und wir haben festgestellt, dass viele ältere Ehranger und Ehrangerinnen, nach der Flut alleingelassen wurden. Wir wollten, dass die Menschen mal aus ihren Wohnungen rauskommen und wieder etwas Gesellschaft finden", sagt Lang. Bisher werde das Angebot sehr gut angenommen. Die Besucher des Unterstützungspunktes seien mittlerweile schon eine kleine Gemeinschaft, die sich auch außerhalb der Mittagstische sieht.
Für Verenice Lang ist es noch nicht absehbar, bis wann die Menschen in Ehrang noch Hilfe brauchen. "Mindestens so lange, bis das Bürgerhaus wieder öffnen kann und unser Erzählcafé wieder dort stattfinden kann.", sagt Lang zuversichtlich.