Das große, weiße Zelt neben der Pfarrkirche St. Peter in Trier Ehrang ist nicht zu übersehen. Im Zelt sind Tische aufgestellt, auf denen, inmitten der weihnachtlichen Dekoration, mehrere Infobroschüren von Hilfsorganisationen wie der Caritas liegen. An den Wänden lehnen Holzspanplatten, an denen auf zahlreichen Plakaten Slogans wie "Wir helfen hier und jetzt", zu lesen sind. Und an einem der Tische sitzt Timo Heup konzentriert vor seinem Laptop.
Seit Anfang des Jahres unterstützten Timo und seine Kollegen die von der Flut betroffenen Ehranger bei der Bearbeitung der Förderanträge der Investitions- und Strukturbank, kurz ISB. Dienstags- und Donnerstagnachmittags beantworten sie alle Fragen. Dabei müssen sich die Hilfesuchenden vorher nicht anmelden. Wer zum Zelt kommt, dem wird geholfen.
Aufgabe von der Stadt übernommen
Hauptberuflich arbeiten Timo und seine Kollegen in einem Ingenieurbüro in Waldrach und sind mehr durch das "learning by doing“ zu den Beratungsgesprächen gekommen. Anfang des Jahres haben sie die Aufgabe von der Stadt Trier übernommen, die in der Ehranger Feuerwache eine Anlaufstelle für Betroffene hatte. Auf Initiative von Timos Chef, Dr. Markus Neisius, und dem Ehranger Ortsvorsteher Bertrand Adams, gelang es kurzerhand das Angebot fortzuführen und die Anlaufstelle in das Zelt zu verlagern.
Die Hilfe des Teams ist wichtig und wird von den Bürgern dankend angenommen. Viele sind in den vergangenen Monaten nicht nur einmal im Zelt gewesen.
Ärger mit der Bürokratie
Seit Oktober 2021 sind schätzungsweise bis an die 600 Anträge bearbeitet worden. Und Erfolge haben sich eingestellt: Bei vielen der Betroffenen sind bereits Abschlagszahlungen angekommen. Andere wiederum sind bereits seit einem Jahr in dem Verfahren und warten vergeblich. Sie verzweifeln an den bürokratischen Hürden und sehen die ISB in der Verantwortung, deren Mitarbeitende keine einheitlichen Infos an der Servicehotline gäben.
Eine Kritik, die die ISB zurückweist. Für die Beratung gäbe es Infopoints und die Verfahren würden regelmäßig überarbeitet und verbessert. Außerdem seien die Mitarbeitenden an der Aufbauhilfe-Hotline für allgemeine nicht aber für einzelfallbezogene Fragen geschult. Umstände, die auch Timo und das Team zunehmend frustrieren.
Hilfe in allen Bereichen
Nicht nur bei Timo können die Menschen die Fördermittel beantragen. Auch Helfer von anderen Organisationen, wie dem Caritas Fluthilfeteam, dem Diakonischen Werk Trier, dem Arbeiter-Samariter-Bund, den Maltesern und dem Deutschen Roten Kreuz sind mehrfach die Woche im Zelt und geben Tipps für die Beantragung der Hilfsmittel.
Infozelt wird noch genutzt bis Mitte 2023
Beim Fluthilfe-Team des Diakonischen Werks Trier sind im vergangenen Jahr bis Mitte November dieses Jahres 180 Anträge im Infozelt in Ehrang gestellt worden. Und auch bei Timo und seinen Kollegen kommen in der Woche ein paar Anträge hinzu. Der Bedarf an Beratung und Präsenz im Info Zelt in Trier-Ehrang ist, wie alle Hilfsorganisationen berichten, gegeben.
Vorerst wird das Zelt bis Ende Juni in Ehrang stehen. Wie es dann weitergeht, wird sich zeigen. Aber die Organisationen sind sich einig: Die Hilfe muss bleiben!