Jürgen Jörges ist seit über 20 Jahren Sachverständiger und bezeichnet sich selbst auch als "Schimmelfahnder". Im Januar 2021 erschien sein Buch "Schimmel, Arsch und Zwirn". Darin vermittelt er erstaunliche Anekdoten und Wissenswertes über Schimmel.
SWR1: Was sind denn so die häufigsten Fehler, die wir machen in puncto Schimmelbildung?
Jürgen Jörges: Den häufigsten Fehler, den ich immer wieder beobachten kann, ist, dass wir zu lange warten, bis wir handeln. Aus einem kleinen Fleck muss nicht zwingenderweise ein großer Fleck werden.
SWR1: Was kann man denn machen, damit der Fleck nicht größer wird?
Jörges: Wenn so ein Schimmel zum Wachsen kommt, dann muss es immer eine Ursache haben. Entweder ist ein Wasserschaden da oder es liegt an einer zu hohen Feuchtelast, die ich innerhalb meiner Wohnung habe. Spätestens dann müsste ich mir Gedanken darüber machen, ob ich dem Schimmel beim Wachsen zugucken will, oder ob ich etwas ändere. Oder vielleicht bekämpfe ich den Schimmel auch schon mal mit einem Alkohol aus der Apotheke, bevor er groß wird.
SWR1: Was geben Sie Leuten, die jetzt Schimmel in der Wohnung haben, an die Hand?
Jörges: Also wenn der Schimmel erst mal da ist, dann gehört er aus der Wohnung entfernt. Ich empfehle tatsächlich immer, einen 70-prozentigen Alkohol aus der Apotheke zu holen. Damit kann man den gut abwaschen. Aber nur, wenn es ein kleiner Schimmelbefall ist, wenn er vielleicht etwas größer ist als eine Handfläche.
Wenn er mal viel viel größer wird, gehört das in Profi-Hände. Dann sollte man selbst auch die Finger davon lassen. Wenn er so groß geworden ist, ist er auch meistens etwas tiefer in den Untergrund eingedrungen. Dann muss gegebenenfalls die Tapete oder vielleicht auch etwas vom Putz abgetragen werden. Und das ist dann auch nichts mehr, was man selbst macht.
SWR1: Wie könnte man denn vorbeugen? Also was muss man genau tun, damit man Schimmelbildung vermeidet?
Jörges: Entweder gibt es einen Wasserschaden oder die Feuchtigkeit kommt von innen. Die ersten Alarmzeichen in den kalten Wintermonaten sind immer mit Feuchtigkeit beschlagene Isolierglasscheiben. Das heißt: Wenn ich immer nasse Fensterscheiben habe, vor allem auch tagsüber, dann ist das ein Anzeichen dafür, dass die feuchte Luft innerhalb der Wohnung zu hoch ist.
Dann müsste man sich Gedanken machen, ob man mit einem zusätzlichen Lüftungsintervall die Luft ein bisschen trockener kriegt. Oder ob vielleicht ein elektronischer Luftentfeuchter als sinnvolle Maßnahme ergänzend hinzuzunehmen wäre.
SWR1: Jetzt haben ja viele wegen der gestiegenen Energiepreise, die Heizung runtergedreht. Holt man sich dann automatisch schon den Schimmel ins Haus?
Jörges: Einen Schimmel holt man sich nicht ins Haus, denn der Schimmelbefall selbst ist ja überall in der Raumluft vorhanden. Man sagte der ist "ubiquitär", also der ist in der Außenluft und der ist in der Innenluft. Wenn ich ihm aber Bedingungen schaffe, unter denen er gut wachsen kann, dann nutzt er diese Gelegenheit. Und die nutzt er dann auch gnadenlos.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.