Internationaler Tag des Waldes

Waldsterben bedroht auch Klimaschutz in RLP

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Autor/in
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion

Der Wald ist auch in Rheinland-Pfalz Klimaschützer Nummer eins. Doch er ist gleichzeitig ein Patient. Was bedeutet das für den Klimaschutz?

Rheinland-Pfalz ist Waldland. Fast die Hälfte des Bundeslands ist damit bedeckt. Umso besser für uns, dass der Wald ein wichtiger Klimaschützer ist. Wie viel des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 der Wald als Kohlenstoff C speichern kann, ist abhängig davon, wie viele und welche Bäume im Wald stehen - und wie gut es ihnen geht.

Der Wald in Rheinland-Pfalz ist ein "Patient", wie ihn Landesumweltministerin Katrin Eder (Grüne) bei der Vorstellung des jüngsten Waldzustandsberichts nannte. Dem Wald in Rheinland-Pfalz geht es so schlecht wie nie, rund 85 Prozent der Bäume hier sind geschädigt.

Ulrich Matthes leitet das Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Trippstadt und blickt mit Sorge auf die für den Klimaschutz so wertvolle Kohlenstoffspeicherkapazität unseres Waldes.

Wälder waren über Jahre eine CO2-Senke. Bedeutet: Sie haben mehr CO2 aufgenommen als sie abgegeben haben. In den letzten Jahren sterben Bäume zunehmend ab und dann werden sie von CO2-Senke zu CO2-Quelle. Da haben wir ein Problem.

Einfach neue Bäume pflanzen, dort wo alte abgestorben sind? Die Försterinnen und Förster überall in Rheinland-Pfalz tun das bereits, verjüngen den Wald, indem sie klimaresistente Bäume zwischen älteren Bäumen pflanzen. Doch ein neuer Wald braucht lange, bis er wieder ordentlich C, also Kohlenstoff, binden kann. Die Klimakrise verschärft das Problem. Laut Matthes müssen wir damit rechnen, dass die Wachstumsleistung des Waldes um 15 Prozent zurückgehen könnte.

Bundeswaldinventur soll Ende 2024 neue Zahlen liefern

Die neuesten Zahlen - wie viele Bäume, wo genau stehen, in welcher Höhe und Dicke - sollen Ende des Jahres in der Bundeswaldinventur veröffentlicht werden. Matthes sagt, damit der Wald auch in Zukunft noch seine Rolle als Klimschützer ausspielen könne, gehe es auch um die Gesamt-Kohlenstoffbilanz. Ein wichtiger Punkt dabei: Das Holz aus unseren Wäldern nachhaltiger nutzen: 

Das Holz sollte möglichst langfristig genutzt werden, zum Beispiel in Möbeln oder in Häusern. Dann können wir das CO2 weiter binden und im besten Fall auch klimaschädliche Materialien wie Beton, Zement oder Stahl durch Holz ersetzen.

An CO2-Einsparung führt kein Weg vorbei

Auch Landnutzungsforscherin Julia Pongratz sieht große Chancen darin, Kohlenstoff langfristig zu binden, indem wir mehr mit Holz bauen. Die Wissenschaftlerin von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München hat am sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) am Kapitel über den globalen Kohlenstoffkreislauf mitgearbeitet. Den Wald mit seinen Kohlenstoffflüssen zahlenmäßig zu erfassen, sei dabei gar nicht so einfach. Pongratz machen vor allem die Wälder in den tropischen Regionen Sorge. Vor allem in Brasilien, im Kongo und Indonesien werde der Regenwald von der CO2-Senke zur CO2-Quelle.

Ungerechte Bilanzierung

Doch für diese Abholung seien maßgeblich wir im globalen Norden mit verantwortlich. Denn große Flächen Regenwald würden für den Anbau von Soja gerodet, das dann nach China oder Europa exportiert werde. Aus Brasilien komme auch Rindfleisch. Das tauche aber derzeit nicht in den Klima-Bilanzen der Länder des globalen Nordens auf, sondern gehe ins Minus-Konto der Regenwald-Länder ein.

Die tropischen Länder sind da also nicht per se die Bösen!

Auch deshalb arbeitet Pongratz daran, die Kohlenstoffström weltweit besser und gerechter zu erfassen. Klar ist: Global pusten wir jedes Jahr mehr als 40 Milliarden Tonnen CO2 in die Luft. Durch Aufforstung können wir gerade zwei Milliarden Tonnen CO2 davon wieder rausnehmen. Deshalb sagt auch Pongratz: Aufforstung sei zwar gut und nötig, sie werde einen alten Wald, der viele verschiedenen Arten beheimatet und resilient sei, aber erst sehr viel später ersetzen können - wenn überhaupt.

Die Emissionen weltweit runterzufahren, zum Beispiel aus unserem Energiesektor, sei die Voraussetzung dafür, dass auch der Wald unsere verbleibenden Treibhausgase kompensieren könne. Letztendlich könne der Wald uns nicht nur als Kohlenstoffspeicher dienen, sondern saubere Luft, Abkühlung, sauberes Wasser, Starkregenrückhalt und Erholung bieten, betont Pongratz. "Seine Leistungen sind eigentlich gar nicht messbar, so groß sind sie".

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