Wer das Wandern für sich entdeckt hat, ist an vielen Stellen in Rheinland-Pfalz an der richtigen Adresse. Dabei können ganz unterschiedliche Wege, Routen oder Touren bewältigt werden.
Um möglichst vielen Menschen eine tolle Wanderung zu ermöglichen, gibt es in Rheinland-Pfalz nach Angaben der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH insgesamt 35 barrierefreie Wanderwege.
Barrierefreie Wanderwege in RLP sind geprüft und zertifiziert
Barrierefrei bedeutet laut einer Sprecherin der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, dass die Wege zum einen für Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen, Gehörlose oder Sehbehinderte geeignet sind. Zum anderen können auch ältere Menschen mit Rollatoren oder Familien mit Kinderwagen auf den Wegen unterwegs sein.
Ziel sei es, die Natur für alle zugänglich zu machen und ein inklusives Erlebnis zu ermöglichen. Die 35 barrierefreien Wege sind alle mit dem Zertifikat "Reisen für Alle" ausgezeichnet. Damit werden bundesweit Wanderwege ausgewiesen, die auf ihre Barrierefreiheit hin überprüft wurden.
Je nach Art der Behinderung werden unterschiedliche Kriterien untersucht: Sind Wanderwege breit genug? Wird ordentlich auf Gefahrenstellen hingewiesen oder sind abschüssige Stellen mit Handläufen gesichert?
Zur Barrierefreiheit gehört den Angaben zufolge aber auch, dass die Infrastruktur entlang der Wege gut ausgestattet ist. Beispielsweise müssen genügend Sitzbänke vorhanden sein, auf denen Wanderer eine Pause machen können. Zudem müssen auch die Toilettenanlagen für alle barrierefrei und gut erreichbar sein.
In der Eifel gibt es die meisten barrierefreien Wanderwege
Etwa die Hälfte aller barrierefreien Wanderwege in RLP gibt es in der Eifel, beispielsweise in Bitburg, Maria Laach oder Ulmen. Der Naturpark Südeifel ist als Modellregion für barrierefreies Wandern ausgeschrieben.
Auch in Deidesheim oder Kirrweiler in der Pfalz oder an der Mosel in Konz und Saarburg gibt es barrierefreie Wanderwege. Der Weg in Maikammer, der an der "Totenkopfhütte" startet, geht dabei beispielsweise über fünf Kilometer. Zudem führt er an einer Wanderhütte vorbei, die auch barrierefrei ist.
Im Hunsrück fragen nach Angaben der Hunsrück Touristik in Lautzenhausen immer mehr Wanderer und Spaziergängerinnen nach solchen Wegen – sowohl Einheimische als auch Besucher und Besucherinnen von außerhalb. Dabei richten sich die Angebote vor allem an Menschen mit Mobilitätseinschränkung.
Leichte Wege durch die Landesforste RLP
Neben den zertifizierten barrierefreien Wanderwegen gibt es nach Angaben der Landesforsten Rheinland-Pfalz auch "Leichte Wege" - unter anderem in Ludwigshafen, Mayen und im Donnersbergkreis und rund um Kaiserslautern.
Die rheinland-pfälzischen Landesforste haben in Kooperation mit der Landesinitiative "Rheinland-Pfalz - Land in Bewegung" vor einigen Jahren das Projekt "Leichte Wege" ins Leben gerufen. Insgesamt gibt es in ganz Rheinland-Pfalz aktuell neun dieser ausgeschriebenen Wege.
Der Fokus der "Leichten Wege" liegt vor allem darauf, mobilitätseingeschränkten Personen eine Möglichkeit zu geben, sich in der Natur zu bewegen. Diese Wege haben eine Streckenlänge von maximal fünf Kilometern, mit einfachem begehbaren Untergrund und ohne großen Anstieg.

Am jeweiligen Startpunkt steht eine große Übersichtstafel und auf der Strecke befinden sich kleinere Schilder, die den Weg kennzeichnen. Außerdem sind sie teilweise bei "OutdoorActive" beziehungsweise "Komoot" hinterlegt.
Sie sind zwar nicht offiziell zertifiziert, entstehen aber bedürfnisorientiert und werden oft von Vereinen, Verbänden oder anderen Gruppen initiiert. Drei dieser "Leichten Wege" sind in den vergangenen zwei Jahren in Kaiserslautern entstanden - am Blechhammer, am Hagelgrund und am Stiftswalder Forsthaus. Das freut Touristen und Einheimische gleichermaßen, sagt Thomas Keller von der Tourist-Info Kaiserslautern:
Im Westerwald und im Lahntal wenige barrierefreie Wanderwege
In Rheinland-Pfalz gibt es aber auch einige Regionen, die nur sehr wenige Wanderwege für Menschen mit Behinderung haben - beispielsweise im Westerwald oder am Rhein. Auch im Lahntal sind viele Routen nach Angaben des Lahntal Tourismus Verbands nicht barrierefrei, da diese in den Steilhängen der Lahn beklettert werden müssen.
In der Pfalz und im Pfälzerwald liege die größte Herausforderung für den barrierefreien Tourismus an der Topografie, so ein Experte. Die Beschaffenheit der Wanderwege durch den Wald sei nicht ohne Weiteres für Rollstühle und Rollatoren geeignet.
Nach Auskunft der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH können Kommunen, welche für den Tourismus zuständig sind, die Einrichtung barrierefreier Wanderwege finanziell fördern lassen. Viele Kommunen hätten aber eine gewisse Scheu, solche Projekte anzugehen. Das hänge auch mit Unwissenheit zusammen, so die Sprecherin. Denn viele wüssten nicht, welche Anforderungen sie erfüllen müssten. Dabei müssten die Wege nicht immer komplett barrierefrei sein. Oft reiche es auch, beispielsweise einen Weg einfach etwas breiter und somit barriereärmer zu gestalten.
Ansprüche an Wanderwege sind sehr unterschiedlich
Die Nachfrage nach barrierefreien Wanderwegen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das sagt die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Dabei seien die Ansprüche an die Wanderwege seitens der Wanderer sehr unterschiedlich: Einige seien froh, auch mit dem Rollstuhl einfach in den Wald zu können.
Sieger in der Kategorie "Tagestouren" Deutschlands schönster Wanderweg 2024 ist in Osterspai am Rhein
Auch in diesem Jahr hat das Deutsche Wandermagazin seine Leser wieder über Deutschlands schönsten Wanderweg abstimmen lassen. Die Antwort war eindeutig: Es ist der "Langhalsweg".
Andere wollten auf anspruchsvolleren Wegen an ihre Grenzen gehen. Die Touristiker empfehlen deshalb, sich vorab über das Höhenprofil oder die Beschaffenheit der Wege zu informieren. So könne jeder und jede den Weg auswählen, der am besten zu ihm oder ihr passe.
Viele Wanderwege vor allem für Rollstuhlfahrende eingerichtet
Die meisten barrierefreien Wege sind vor allem für Menschen geeignet, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. So können sich Leute mit Rollstuhl beispielsweise im Naturpark Südeifel sogenannte Swiss-Tracs ausleihen. Diese Zuggeräte können nach Angaben der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH an einen Rollstuhl angebracht werden und die Rollstuhlfahrenden zum Beispiel über unebenes Gelände ziehen.
Spezielle Wege für Gehörlose oder Sehbehinderte gibt es nur wenige Das bestätigt auch der Tourismusverband für die Vorder- und Südpfalz. Für Gehörlose oder Sehbehinderte gibt es an einigen wenigen Wanderwegen digitale Lösungen wie Audioguides, Videos mit Gebärdensprache oder Tastmodelle.
Viele blinde Menschen gehen Wanderwege aber auch nicht allein, erzählt Holger Felser, Vorsitzender vom Blinden- und Sehbehindertenverein Westerwald-Rhein-Lahn. Sie nehmen entweder einen Blindenführhund mit oder eine Begleitperson. Denn selbst die barrierefreien Wanderwege haben oft Hindernisse, die für blinde Menschen gefährlich sein können.