Fehlende Touristen

Seesbach muss Titel als Erholungsort abgeben

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Autor/in
Vanessa Siemers
SWR-Redakteurin Vanessa Siemers

Die Gemeinde Seesbach im Kreis Bad Kreuznach verzichtet künftig auf ihren Titel als anerkannter Erholungsort. Der Grund dafür sind fehlende Touristen.

"Es tut mir schon leid", sagt Seesbachs Ortsbürgermeister Rainer Altmeier (parteilos). In der letzten Gemeinderatssitzung Anfang Februar hatte der Rat entschieden, künftig auf den Titel zu verzichten. Der Öffentliche Anzeiger hatte zuerst darüber berichtet. Die zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) hatte der Gemeinde nahegelegt, dies freiwillig zu tun. Andernfalls hätte die ADD es angeordnet und das hätte für die Gemeinde teuer werden können, sagt Altmeier.

Das Seesbach seinen Titel überhaupt abgeben muss, liege an einem einfach Grund, sagt Altmeier. Schon seit Jahren habe die Gemeinde nichts mehr für den Tourismus getan. Das heißt, im Ort gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr und auch sonst nichts, was Gäste in einem Erholungsort erwarten würden. Außerdem habe vor zwei Jahren der letzte Bäcker zugemacht und auch Lebensmittelgeschäfte gebe es nicht.

Touristische Infrastruktur fehlt

"Die Bedingung für einen Erholungsort ist, dass er eine entsprechende touristische Infrastruktur bereit hält", sagt Altmeier. "Und das ist bei uns einfach nicht mehr gegeben." Auch eine Sprecherin der ADD bestätigte auf SWR-Anfrage, dass Seesbach die Kriterien für einen anerkannten Erholungsort nicht mehr erfüllt. So müsste die Gemeinde unter anderem nachweisen, dass sie mindestens 30 Gästebetten hat. Außerdem habe einen Erhebung gezeigt, dass die Touristen, wenn überhaupt, nur sehr kurz in Seesbach verweilt hätten.

Neu sei diese Entwicklung für Altmeier und die Bürgerinnen und Bürger jedoch nicht. Mit dem Aus für den benachbarten Flugplatz Pferdsfeld hätten die Touristenzahlen kontinuierlich abgenommen, so der Ortsbürgermeister.

Keine touristischen Angebote mehr

Früher habe es in Seesbach auch einmal einen Verkehrsverein gegeben, der verschiedene Ausflüge organisiert habe. "Die Touristen kamen teilweise in Bussen zu uns," so Altmeier. Aber auch der Verkehrsverein sei über die Jahre eingeschlafen, führt er fort.

Einen weiteren Grund für das Ausbleiben der Touristen sieht der Ortsbürgermeister in den gestiegenen Erwartungen der Urlauber. "Viele der Ferienunterkünfte hatten kein eigenes Bad. Das funktioniert heute nicht mehr. Die Gäste wollen eine eigene Toilette und eine eigene Dusche haben", ist sich Altmeier sicher.

Ortsschild von Seesbach muss erneuert werden

Nach der Gemeinderatssitzung habe die Gemeinde der ADD mitgeteilt, dass die Mitglieder beschlossen hätten, auf den Titel als Erholungsort künftig zu verzichten. Nun warte die Gemeinde darauf, dass formal alles seinen Weg gehe. Sobald Seesbach die Mitteilung bekomme, dass ihnen der Titel aberkannt wurde, werde das Ortsschild gegen ein neues ausgetauscht, sagt Altmeier.

So wie Seesbach ging es auch Winterbach. Wie Altmeier mitteilt, hat die Nachbargemeinde ein ähnliches Schicksal. Auch Winterbach musste seinen Titel als Erholungsort abgeben.

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