Kurz vor der Stichwahl sind die Rollen klar verteilt: Schließlich holte Nino Haase mit mehr als 40 Prozent der Stimmen beim ersten Wahlgang fast 20 Prozentpunkte mehr als Christian Viering (21,5 Prozent).
Dementsprechend sieht Haase als Favorit für die Stichwahl wenig Grund, seine Strategie auf den letzten Metern zu ändern. "Wir haben nach dem ersten Wahlgang genauso themenbezogen weitergemacht", sagt er. "Ich glaube, wir sind auf einem ganz guten Weg." Strategisch gehe es für ihn und sein Team vor allem darum, seine Wählerinnen und Wähler aus dem ersten Wahlgang nochmal zu mobilisieren.
Herausforderer Christian Viering (Grüne) im Angriffsmodus
Christian Viering als Herausforderer ist dagegen zurzeit eher im Angriffsmodus. Er sagt, dass er und sein Team bis zur Stichwahl vor allem die Unterschiede zwischen ihm und Gegner Nino Haase herausstellen wollen. Dabei gehe es auch darum, Vierings Erfahrungen in der Kommunalpolitik und Kompetenzen in den Mittelpunkt zu stellen.
Acht Jahre sei er Mitglied eines Ortsbeirates gewesen, so Viering. Auch hier habe Haase nichts vorzuweisen. Das seien klare Unterschiede bei Grundlagen, die für das Amt notwendig seien "und das versuchen wir jetzt nochmal rüberzubringen".
Diskussionen im Wahlkampf jetzt auch auf persönlicher Ebene
Auch auf den Wahlplakaten ist der Ton zuletzt etwa bissiger geworden - zumindest von Seiten Vierings. So ließ der 38-Jährige Plakate mit dem Slogan "Christian Viering - Für Mainz - nicht für sich" aufstellen - ein klarer Seitenhieb gegen den Konkurrenten Haase, dessen Gegner ihm oft unterstellen, ihm gehe es bei seiner Bewerbung um den OB-Posten vor allem um sich selbst.
Auch auf dem politischen Aschermittwoch der Grünen in Mainz wurde heftig gegen Haase ausgeteilt. Der Mann, dessen Jobwechsel die Neuwahl in Mainz überhaupt erst nötig machte, der ehemalige Oberbürgermeister und jetzige rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD), warf Haase unter anderem Ich-Bezogenheit vor.
Haase: Weiter mit der Stadt und den Menschen beschäftigen
Angesprochen auf die härteren Bandagen im Wahlkampf sagt Nino Haase, dass er es sehr gut gefunden habe, dass es bis dahin ein sachlich geführter Wahlkampf gewesen sei. "Bei dieser persönliche Note, die von der anderen Seite ins Spiel gebracht wurde in der letzten Woche, muss jeder selber wissen, ob er das will oder nicht."
Er habe sich weiter mit der Stadt und den Menschen beschäftigt. Sein Ziel sei es, die Menschen in Mainz in den Mittelpunkt zu stellen "und sonst nichts".
Viering hofft auf Stimmen von SPD und Linken
Die große Frage ist aber: Kann Viering Haase den Chefsessel im Mainzer Rathaus überhaupt noch streitig machen? Schließlich lag Haase nicht nur 20 Prozentpunkte vor Viering, sondern holte auch in 14 der 15 Mainzer Stadtteile das beste Ergebnis. Die SWR-Datenanalyse zeigt aber: Da geht noch was für Viering - wenn er die Stimmen der Wählerinnen und Wähler von Martin Malcherek (Linke) und der SPD-Kandidatin Mareike von Jungenfeld für sich gewinnen kann.
SPD und AfD geben Wahlempfehlung
Die Mainzer SPD hat eine offizielle Wahlempfehlung für Viering abgegeben. Die CDU in Mainz spricht sich dagegen nicht ausdrücklich für einen der beiden Kandidaten aus. Auch FDP und Linke wollten keine Wahlempfehlung abgeben. Die Linke hat aber angekündigt, Christian Viering - sollte er OB von Mainz werden - im Stadtrat bei seinen Ideen zu unterstützen.
Unterstützung für Haase kommt bereits seit Dezember von den Freien Wählern und der ÖDP. Die Mainzer AfD hat auch dazu aufgerufen, Haase zu wählen. Von dieser Unterstützung hat Haase sich aber distanziert.