Zwölf Menschen sitzen in Seesbach (Kreis Bad Kreuznach) im Gemeinderat. Doch auf dem Stimmzettel für die Kommunalwahl hat nicht jede Partei eine Vorschlagsliste mit ihren Kandidatinnen und Kandidaten abdrucken lassen. Stattdessen sind auf dem Stimmzettel für den Gemeinderat zwölf leere Zeilen.
In dem Dorf mit gut 500 Einwohnerinnen und Einwohnern gibt es die üblichen Listen der Parteien und Wählergruppen nicht. Jede wählbare Person kann von den Wählerinnen und Wählern selbst auf dem Stimmzettel eingetragen werden.
Viele Gemeinden haben bei Kommunalwahl RLP leere Stimmzettel
Und tatsächlich ist Seesbach damit keine Ausnahme: Für diese sogenannte Mehrheitswahl ohne Liste entscheiden sich viele kleinere Ortsgemeinden. Nach Angaben des Landeswahlleiters werden am 9. Juni etwa die Hälfte der Gemeinderäte in Rheinland-Pfalz so gewählt.
Wählerinnen in Seesbach sehen Vorteile der Mehrheitswahl
Die Wählerinnen und Wähler in Seesbach finden es gut, völlig frei entscheiden zu können, wer im Dorf ihre Stimme bekommen soll. Das sei ganz anders als in der Stadt, wo alles anonym sei, sagt Renate Haas. Im Dorf dagegen kenne man sich und habe schon seine Favoriten.
Auch die Seesbacher Bürgerin Marianne Fuhr findet die Mehrheitswahl ohne Liste gut. So könne sie wählen, wen sie gerne im Gemeinderat hätte und "der vielleicht auch etwas in Bewegung bringt," meint sie.
Mehrheitswahl ermöglicht politisches Engagement ohne Hürde
In Seesbach hat sich der leere Stimmzettel bewährt. Der Beigeordnete Frank Reichard sagt, so könne sich jeder im Dorf unabhängig von einem Parteibuch für seine Gemeinde engagieren.
Reichard sieht darin eine Chance, insbesondere junge Leute für den Gemeinderat zu gewinnen. Der Gemeinderat werde damit vielfältiger.
Kommunalwahl in Rheinland-Pfalz Zusammenarbeit statt Lagerdenken: Ober-Hilbersheim setzt auf die Einheitsliste
Normalerweise versuchen Parteien im Wahlkampf, sich gegenseitig zu übertrumpfen. In dem rheinhessischen Dorf Ober-Hilbersheim sieht das ganz anders aus.
Bürger in Seesbach bekommen Vorschlagsliste für Kommunalwahl
Im Vorfeld der Wahlen wurden in Seesbach alle eingeladen, die grundsätzlich bereit wären, im Gemeinderat mitzuarbeiten. So ist eine Vorschlagsliste mit 13 Namen entstanden. Diese Liste hat jeder Haushalt im Dorf bekommen. Bindend ist sie aber nicht.
Man kann auch einfach eine andere wählbare Person auf dem Stimmzettel eintragen. Wird dann jemand gewählt, der partout nicht in den Gemeinderat will, rückt der oder diejenige mit der nächsthöchsten Stimmenzahl nach.
Reichard hat auch schon bei den vorangegangenen Wahlen die Stimmen mit ausgezählt. Wichtig sei, dass für die Wahlhelferinnen und -helfer eindeutig erkennbar sei, wer mit der Angabe auf dem Stimmzettel gemeint ist. Im Zweifel werde die Straße, der Beruf oder der Name des Hauses, in dem der Betreffende wohnt, mit angegeben.
Druckbuchstaben oder Schönschrift für Wahlzettel in Seesbach
All das hilft natürlich nicht, wenn die Schrift des Wählers oder der Wählerin unleserlich ist. Renate Haas empfiehlt deshalb, in Druckbuchstaben zu schreiben, damit die Stimme wirklich gültig ist. Und auch Marianne Fuhr lacht und verspricht: "Dafür packe ich meine schönste Schönschrift aus."
Eure Sorgen - unsere Serie Kommunalwahl RLP: "Zugehört" - was bewegt die Menschen im Land?
Die Menschen in Rheinland-Pfalz treiben vor der Kommunalwahl unterschiedliche Themen um. Wir haben "Zugehört". Und uns nach Lösungen umgeschaut.