Unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich bis Samstag die "Cradle to Cradle"-Akademie in der Mainzer Rheingoldhalle. Auf Deutsch bedeutet der Name in etwa: "Von der Wiege zur Wiege". Organisiert wird die Akademie von der gleichnamigen Nichtregierungsorganisation "C2C NGO".
Am Donnerstag haben die Teilnehmenden eine "Cradle to Cradle"-Leitvision für die Stadt Mainz erarbeitet. "Das Ziel ist, dass Müll gar nicht entstehen kann", erklärt Tim Janßen den Ansatz. Er ist geschäftsführender Vorstand der "C2C NGO". Es gehe deshalb darum, zum Beispiel bei der Produktion von Gegenständen Materialien zu benutzen, die irgendwann als Rohstoff wiederverwendet werden können.
Die Verantwortung für dieses Thema sieht er vor allem bei der Industrie und der Politik. Janßen sagt, dass mehr als 300 Unternehmen bereits auf den "Cradle to Cradle"-Ansatz setzen.
"Werner & Mertz" in Mainz verfolgt nachhaltigen Ansatz
Zum Beispiel auch der Mainzer Reinigungsmittelhersteller "Werner & Mertz". Das Unternehmen verwendet nach eigenen Angaben für seine Reinigungsmittel nachhaltige Inhaltsstoffe und für die Verpackung recyceltes Plastik.
Aber auch Kommunen wie die Stadt Mainz könnten ein entscheidender Treiber für das Gelingen einer Kreislaufwirtschaft sein, sagt Lena Germscheid. Sie ist bei der NGO Referentin für Kommunale Entwicklung. Schließlich würden Kommunen viel bauen, aber zum Beispiel auch Konzerte veranstalten. Genau das sind zwei Bereiche, bei denen der "Cradle to Cradle"-Ansatz zum Tragen kommen kann und die auch bei der Leitvision für die Stadt Mainz im Mittelpunkt standen.
Klimafreundliche Konzerte oder Festivals in Mainz
Den Teilnehmenden geht es bei der Vision vor allem darum, dass die Stadt Mainz das, was sie bereits tut, noch weiter ausbaut. Die städtische Marketinggesellschaft "mainzplus" hat zum Beispiel im letzten Jahr zum ersten Mal ein klimafreundliches Konzert veranstaltet, bei dem auch der entstandene CO2-Ausstoß gemessen wurde. Das nächste Konzert der Reihe findet an diesem Wochenende im KUZ statt.
Die neue Leitvision sieht jetzt vor, dass am besten mal ein ganzes Festival in Mainz oder der Umgebung stattfinden könnte, bei dem der Gedanke einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt steht. Dadurch könnte "Cradle to Cradle" in der Stadtgesellschaft bekannter gemacht werden.
"Cradle to Cradle" wird auch bei Rathaus-Sanierung umgesetzt
Bei einem Besuch der "Cradle to Cradle"-Akademie hatten der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) erzählt, dass die Stadt auch beim Thema Bauen bereits auf dieses Prinzip setze. Steinkrüger wies zum Beispiel darauf hin, dass das 2018 eröffnete Umweltbildungszentrum im Stadtteil Weisenau aus recyceltem Beton gebaut wurde.
Aber auch bei der Sanierung des Rathauses gehe die Stadtverwaltung nach dem "Cradle to Cradle"-Ansatz vor, erzählte Haase. Viele Materialien des alten Rathauses habe die Stadt eingelagert und werde sie im neuen auch wieder einbauen.
Bei den Materialien, die neu verbaut werden, gehe es aber auch darum, dass man sie in Zukunft wieder aufbereiten könne. Zum Beispiel soll laut Haase ein Bodenbelag im Rathaus verlegt werden, der irgendwann wiederverwendet werden kann. "Dieses Prinzip ziehen wir - so gut es geht - durch das ganze Rathaus." Zusätzlich sei an der Fassade auch Keramik verbaut worden, die soviel Stickoxide aus der Luft entferne wie etwa zwei Hektar Wald.
Die Teilnehmenden der "Cradle to Cradle"-Akademie schlagen deshalb vor, einen "C2C Building Hub" in der Stadt zu errichten. Diese Einrichtung könnte sowohl als Bildungszentrum zu diesem Thema genutzt werden als auch als Werkstatt oder Lager für wiederverwendbare Materialien.
Leitvision an Umweltdezernentin Steinkrüger übergeben
Generell sollte die Stadtverwaltung vor allem Produkte und Materialien anschaffen und nutzen, die dem "Cradle to Cradle"-Gedanken entsprechen. Dabei geht es nach Angaben der "C2C NGO" vor allem um Papier und Bürobedarf, den Fuhrpark der Stadtreinigung oder die Bekleidung beispielsweise von der Feuerwehr.
Bei dem Thema Beschaffung schlägt die Leitvision vor, dass sich die Stadt Mainz mit anderen Kommunen austauschen sollte, die in diesem Bereich bereits mehr Erfahrungen gesammelt haben. Die Stadt Ludwigsburg in Baden-Württemberg sei beispielsweise eine C2C-Pionierstadt. Mainz sollte dem Netzwerk "C2C Regionen" beitreten, um mit solchen Kommunen in den Austausch zu kommen.
Die neue Leitvision für die Stadt Mainz haben die Teilnehmenden anschließend an Umweltdezernentin Steinkrüger übergeben. Sie hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass sie gemeinsam mit der Stabsstelle Nachhaltigkeit prüfen will, wie die Ergebnisse in der Stadt verankert werden können. Gerade im Bereich Beschaffung sei noch viel Aufklärungsarbeit möglich, so Steinkrüger.