"Jedes Kind soll tanzen dürfen"

Hip-Hop-Gruppe mit Down-Syndrom probt in Mainz für Auftritt

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Autor/in
Friederike Pick

Die Jugendlichen der Mainzer Tanzgruppe "Na Und" treffen sich einmal im Monat, um gemeinsam Hip-Hop zu tanzen. Alle wurden mit dem Down-Syndrom geboren.

Etwas Aufregung liegt in der Luft, als sich die Tanzgruppe vor dem großen Spiegel in Position bringt. Die Musik startet und auf einmal sind alle sieben Jugendliche in Bewegung. Die Hip-Hop-Tanzgruppe probt an diesem Mittwochabend ein letztes Mal für ihren großen Auftritt auf der Bühne.

Dass die Tänzerinnen und Tänzer körperliche und geistige Beeinträchtigungen mitbringen, spielt bei der Tanzgruppe "Na Und" keine Rolle. Ihr Motto lautet: Tanzen mit Down-Syndrom – na und?

Tanzgruppe vor zehn Jahren in Mainz gegründet

"Jedes Kind soll tanzen dürfen", sagt Annika Baldamus, Tanzlehrerin der "Na Und"-Gruppe. Sie leitet den Kurs seit mehr als zehn Jahren. Ein Elternkreis von Kindern mit Down-Syndrom hatte ihn damals ins Leben gerufen. "Die Kinder wollten Hip-Hop tanzen, aber es gab kein ein entsprechendes Angebot", erzählt Baldamus.

Auf Anfrage veranstaltete sie damals zunächst einen Workshop. "Das hat uns allen so viel Spaß gemacht, dass wir zehn Jahre später immer noch gemeinsam tanzen."

Hip-Hop tanzen macht mir Spaß und ich lerne andere Kinder kennen.

Johannes Pommrich ist seit Gründung der Tanzgruppe dabei. Er ist inzwischen 16 Jahre alt. "Ich tanze Hip-Hop, weil es mir Spaß macht und weil ich hier andere Kinder kennengelernt habe", sagt er.

Das Tanzen ist für die Kinder jedes Mal ein absolutes Highlight in ihrem Alltag.
Das Tanzen ist für die Kinder jedes Mal ein absolutes Highlight in ihrem Alltag.

Tanzpädagogin leitet den Hip-Hop-Kurs in Mainz

Im großen Saal der Tanzschule "movimento" sind alle Augen auf Annika Baldamus gerichtet. Die Tanzpädagogin zählt den Takt, gibt Einsätze, lobt. Sie tanzt vor, die Jugendlichen spiegeln die Bewegungen. Einige synchron, andere in ihrem eigenen Tempo.

"Die Kinder kommen mit sehr unterschiedlichem Niveau und das ist gut so", sagt die Tanzlehrerin. Auf die "Na Und"-Gruppe bereite sie sich genauso vor, wie auf jede andere Tanzgruppe auch. "Jeder Kurs bringt so viel Unterschiedlichkeit mit. Mit jeder Person, die da drin ist."

Tanzlehrerin vermisst Angebote für Menschen mit Down-Syndrom

"Wenn wir uns hier treffen, ist der Raum voller Leben", sagt sie. Es gehe darum, gemeinsam Spaß zu haben. Durch die Tanzgruppe ließen sich außerdem Berührungsängste abbauen – bei den Kindern wie auch bei den Eltern. Trotzdem könnte es mehr solcher Angebote wie die "Na Und"-Gruppe geben, findet Baldamus.

Ob er aufgeregt sei, so kurz vor dem großen Auftritt? "Etwas aufgeregt", antwortet Tanzschüler Johannes. "Und sehr stolz."

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