Zum Glück gibt es in der Region aber auch einige Tierschutzvereine, die sich um verwaiste Katzen kümmern. Einer von ihnen ist der Tierschutzverein Mensch und Tier (M.u.T.). Er betreibt in Bingen eine Notauffangstation für Tiere. Täglich kümmern sich hier mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Katzen. Eine Helferin ist Petra Cataldi.
Die Katzen, die hier abgegeben werden, kommen in ein vorübergehendes schönes Zuhause. In einem Katzenhaus kuscheln drei Kitten auf einem erhöhten Platz, sie fühlen sich offensichtlich wohl und sicher.
Katzenhaus mit Auslauf
In der Kabine nebenan leben Franzi und Fritzi, zwei kleine Katzen, denen es hier auch an nichts mangelt. Sie können sogar durch eine offene Tür nach draußen gehen. Dort ist alles mit Maschendraht abgesichert, so dass sie nicht ausbüxen können.
Zu viele Fundkatzen in Bingen
Insgesamt hat die Notauffangstation zwei Katzenhäuser. Ein kleines Kätzchen in einem Käfig miaut ganz fürchterlich. Es wurde vor Kurzem in einem Gewerbegebiet gefunden. Dort war es tagelang zwischen zwei Geschäften herumgelaufen.
Es hat keinen Chip, ist nicht kastriert. "Wahrscheinlich wollte es keiner", sagt Petra Cataldi. Solange es nicht vom Tierarzt untersucht wurde, darf es nicht raus, obwohl es den Kopf gegen die Gitterstäbe schlägt.
Die Mitarbeiter in der Notauffangstation veröffentlichen alle Fundtiere auf ihrer Homepage und auf Facebook, in der Hoffnung, dass sich der Besitzer oder die Besitzerin meldet. Passiert das nicht, werden die Tiere nach drei Wochen geimpft und gechippt.
Wenn sie alt genug sind, werden sie auch noch kastriert. Dann können sie vermittelt werden - wenn sich denn ein Zuhause für sie findet. Denn es gibt immer mehr Katzen, die gefunden werden und die niemand mehr abholt. Viele sind noch sehr jung.
Auch die gestiegenen Tierarztkosten spielen eine Rolle, sagt Cataldi. Neulich hat der Verein eine Unfallkatze mit gebrochenem Kiefer gefunden. Die Operationen der Katze haben den Verein 3.000 Euro gekostet.
Verein fängt verwilderte Katzen ein und lässt sie kastrieren
Das größte Problem ist, dass sich die Katzen unkontrolliert vermehren. Deswegen gibt es so viele kleine Katzenbabys. Ohne ärztliche Versorgung und Impfung breiten sich Krankheiten aus. Die Tiere stecken sich gegenseitig an mit Katzenschnupfen, Katzenaids, oder Leukose. Petra Cataldi hat schon ganz viele tote Katzen gefunden. Wenn ein Kitten von 500 Gramm auch nur Durchfall bekommt, stirbt es daran.
50 verwilderte Katzen in Bingen-Büdesheim
Anfang des Jahres bekam das Team von Cataldi nach jahrelangem Bitten endlich Zugang zu einem Gelände außerhalb von Bingen-Büdesheim, von dem bekannt war, dass dort verwilderte Katzen leben. 50 menschenscheue Streuner fanden die Tierschützer dort vor.
Pro Kastration fallen 200 Euro Tierarztkosten an. "Bei einem Spendenaufruf kamen sogar 22.000 Euro zusammen", sagt Cataldi dankbar. Die Katzen wurden kastriert und dort gelassen. Sie sind ein Leben in Freiheit gewöhnt. Aber der Verein sorgt dafür, dass sie gefüttert und versorgt werden.
100 Katzen in Wormser Tierheim
Christiane Gumpert, die Vorsitzende im Tierheim Worms berichtet, dass auch in ihrer Region verwilderte Katzen betreut werden. Im Tierheim sei gar kein Platz mehr: 50 erwachsene Katzen und 50 Babys seien dort aktuell untergebracht.
Mitte Juni musste das Tierheim auf einen Schwung 27 Maine-Coon-Katzen unterbringen. Das Veterinäramt hatte die verwahrlosten Tiere beschlagnahmt. Sie waren katastrophal untergebracht, sagt Gumpert. Und das sei erst aufgefallen, als ihre Besitzerin ins Krankenhaus musste.
Katzenelend auch in Mainz und Bad Kreuznach
Mona Speicher vom Tierschutzverein Bad Kreuznach bemängelt, dass viele vermeintliche Tierliebhaber keine Verantwortung übernähmen. Katzenfutter sei nicht teuer, sagt sie, aber um eine Kastration kümmerten sich die Leute dann nicht.
Letztes Jahr habe sich die Katzenseuche ausgebreitet. "Wir haben viele elendig verreckte Katzen in Vorgärten gefunden" sagt Mona Speicher. In Mainz gab es kürzlich einen Herpesbefall bei den Katzen. Im Tierheim müssen dann die Katzen separiert werden. Bei den ohnehin schon beengten Verhältnissen kaum möglich.
Katzenschutzverordnung könnte helfen
Einstimmig fordern die Tierschützer am Weltkatzentag, dass es in jeder Kommune eine Katzenschutzverordnung gibt. Das könnte eine weitere Ausbreitung verhindern.
In der Verordnung müsste festgeschrieben werden, dass Freigänger-Katzen gechippt und registriert werden, zum Beispiel im Tierregister Tasso. Dann könnte man jede Fundkatze dem Besitzer zuordnen. Sobald die Tiere geschlechtsreif werden, müssten sie gegebenenfalls verpflichtend kastriert werden, so die Forderung.