Platz und Geld fehlen

Tierheime in Rheinhessen sind am Limit - Proteste in Mainz

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Autor/in
Christiane Spohn
Christiane Spohn ist Reporterin im SWR Studio Mainz

Die Tierheime in Ingelheim, Bingen und Mainz können keine Tiere mehr aufnehmen. In Mainz haben sie deshalb für mehr Geld, aber auch gegen verantwortungslose Züchter und Tierhalter demonstriert.

"Es reicht, nichts geht mehr ", sagt Anna-Lena Busch vom rheinland-pfälzischen Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes. So wie den rheinhessischen Tierheimen gehe es allen in Deutschland: Die Tierheime seien am Limit und hätten keinen Platz mehr für neue Tiere. Deshalb hatte der Deutsche Tierschutzbund für Samstag in Mainz zu einer Protestkundgebung aufgerufen. Etwa 300 Tierschützerinnen und Tierschützer aus Bingen, Ingelheim, Mainz, Worms und Wiesbaden kamen zum Ernst-Ludwig-Platz in Mainz.

Das Problem seien vor allem das Internet und skrupellose Züchter, so Anna-Lena Busch. Das können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mainzer Tierheims bestätigen. Ihnen machen vor allem die Kleinanzeigen im Internet Sorgen.

Die Politiker müsse endlich handeln, fordern die Mitarbeitende der Tierheime bei ihrer Protestkundgebung am Samstag. Vor allem der Internethandel mit Tieren müsse gesetzlich verboten werden.
Die Politiker müsse endlich handeln, fordern die Mitarbeitende der Tierheime bei ihrer Protestkundgebung am Samstag. Vor allem der Internethandel mit Tieren müsse gesetzlich verboten werden.

Tiere werden im Internet wie Gegenstände gehandelt

Dort würden Hasen, Kaninchen, Katzenbabys und Hundewelpen wie Gegenstände angeboten. Verantwortungslose Menschen würden die Tiere kaufen und dann feststellen, dass sie gegen Katzenhaare allergisch oder schlichtweg mit einem Haustier überfordert sind.

Auslandshunde landen oft in Tierheimen

Die zwei Hasen Mirabelle und Aprikose waren zwölf Wochen alt, als sie im Tierheim Mainz abgegeben worden sind. Ihre Familie wollte den Hasennachwuchs nicht.
Die zwei Hasen Mirabelle und Aprikose waren zwölf Wochen alt, als ihre Besitzer sie im Tierheim Mainz abgegeben haben. Sie wollten den Hasennachwuchs nicht. Bild in Detailansicht öffnen
Bonny kommt aus Rumänien. Seine Besitzer haben ihn vor vier Jahren ins Tierheim gebracht. Sie sagten, sie seien überfordert mit Bonny.
Bonny kommt aus Rumänien. Seine Besitzer haben ihn vor vier Jahren ins Tierheim gebracht. Sie sagten, sie seien überfordert mit Bonny. Bild in Detailansicht öffnen
Luna, mit ihrem schwarzen Fell, ist seit zwei Jahren im Mainzer Tierheim - Balu seit sechs Jahren. Ihre Besitzer wollten sie nicht mehr, weil sie ihnen zu anstrengend waren.
Die schwarze Luna ist seit zwei Jahren im Mainzer Tierheim - Balu seit sechs Jahren. Ihre Besitzer wollten sie nicht mehr, weil sie ihnen zu anstrengend waren. Bild in Detailansicht öffnen
Hahn Umberto ist seit einem Jahr im Mainzer Tierheim. Er wurde als kleines Küken auf der Straße ausgesetzt. (Tierheim Mainz)
Hahn Umberto ist seit einem Jahr im Mainzer Tierheim. Er wurde als kleines Küken auf der Straße ausgesetzt. Bild in Detailansicht öffnen
Die kleine Katze Kira ist vom Ordnungsamt aus einer Wohnung geholt und ins Tierheim Mainz gebracht worden.
Die kleine Katze Kira ist vom Ordnungsamt aus einer Wohnung geholt und ins Tierheim Mainz gebracht worden. Bild in Detailansicht öffnen
Sugar, ein Malinoi-Podenco-Mix,  ist seit März 2023 im Mainzer Tierheim. Er kommt aus Spanien. Sein Herrchen hat ihn abgegeben, weil er sich mit dem andereren Hund der Familie nicht verstanden hat.
Sugar, ein Malinoi-Podenco-Mix, ist seit März 2023 im Mainzer Tierheim. Er kommt aus Spanien. Sein Herrchen hat ihn abgegeben, weil er sich mit dem andereren Hund der Familie nicht verstanden hat. Bild in Detailansicht öffnen

Vor allem Hunde würden aus dem Ausland nach Deutschland gebracht. Skrupellose Händler züchteten sie in Kellerverschlägen und böten sie dann im Internet für wenig Geld an. Die Menschen würden dann merken, dass sie mit den Hunden überfordert sind und sie ins Tierheim abschieben.

Mainzer Tierheim muss viele Tiere ablehnen

Im Mainzer Tierheim seien inzwischen 50 Hunde. Mehr könne man nicht aufnehmen, deshalb müssten inzwischen zwei bis drei Hunde pro Woche abgelehnt werden. Es gebe einfach nicht mehr Platz, Personal und Geld.

Eine Million Euro koste mittlerweile der Betrieb des Tierheims. Ein Zehntel davon trage die Stadt Mainz, der Rest werde mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert. "Wir bauchen dringend Geld", sagt Michaela Schuster, Schatzmeisterin des Mainzer Tierheims, "und wir haben Angst um die Tiere, die wir ablehnen müssen. Wir wissen nicht, was mit ihnen passiert."

"Modehunde" sorgen für volles Tierheim in Bingen

Auch das Tierheim von Bingen hat eine übervolle Wildtierstation. Hinzu kämen die "Modehunde", sagt Leiterin Monika Göttler. Sie ärgert sich über die Menschen, die eine Hunderasse im Fernsehen sehen und dann unbedingt so einen auch zu Hause haben müssen.

Die Leute wundern sich dann, dass ein Herdenschutzhund keinen mehr aus dem Haus lässt und aggressiv wird.

Die Leute könnten mit diesen speziell gezüchteten Rassen nicht umgehen, die Tiere würden aggressiv und zum Schluss landeten sie im Tierheim, schimpft Monika Göttler.

Ordnungsamt holt viele Tiere aus Wohnungen

All diese Probleme haben auch Sabine Schäfer vom Tierheim in Grolsheim im Kreis Mainz-Bingen und Thomas Geyer vom Tierheim Ingelheim. Bei ihm würden auch immer mehr Tiere vom Ordnungsamt ins Tierheim gebracht. Erst diese Woche habe er 100 Wellensittiche aus einer Wohnung unterbringen müssen. Die Vögel seien in kleinen Käfigen gehalten worden.

Thomas Geyer und Sabine Schäfer waren am Samstag in Mainz bei der Protestkundgebung dabei. Genau wie die Kollegen von den Tierheimen in Mainz und Bingen.

Tierschützer fordern Tierführerschein für alle Tierhalter

Bei der Kundgebung forderten sie zusammen mit dem Deutschen Tierschutzbund mehr Geld und Personal für die Tierheime - vor allem aber ein Verbot des Internethandels mit Tieren und die Pflicht zur Kastration von wildlebenden Hauskatzen und sogenannten Freigänger-Katzen (Hauskatzen, die ein Zuhause haben, aber nach draußen dürfen). Außerdem fordern sie eine bessere Kontrolle der Tierzüchter.

Ganz wichtig ist ihnen allen ein Tierführerschein. Jeder, der sich einen Hund, eine Katze oder ein Kleintier, wie zum Beispiel ein Kaninchen, zulegen wolle, sollte ihn ablegen müssen. Damit nur die Menschen sich Tiere zulegen, die wirklich mit ihnen umgehen können.

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