"Es reicht, nichts geht mehr ", sagt Anna-Lena Busch vom rheinland-pfälzischen Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes. So wie den rheinhessischen Tierheimen gehe es allen in Deutschland: Die Tierheime seien am Limit und hätten keinen Platz mehr für neue Tiere. Deshalb hatte der Deutsche Tierschutzbund für Samstag in Mainz zu einer Protestkundgebung aufgerufen. Etwa 300 Tierschützerinnen und Tierschützer aus Bingen, Ingelheim, Mainz, Worms und Wiesbaden kamen zum Ernst-Ludwig-Platz in Mainz.
Das Problem seien vor allem das Internet und skrupellose Züchter, so Anna-Lena Busch. Das können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mainzer Tierheims bestätigen. Ihnen machen vor allem die Kleinanzeigen im Internet Sorgen.
Tiere werden im Internet wie Gegenstände gehandelt
Dort würden Hasen, Kaninchen, Katzenbabys und Hundewelpen wie Gegenstände angeboten. Verantwortungslose Menschen würden die Tiere kaufen und dann feststellen, dass sie gegen Katzenhaare allergisch oder schlichtweg mit einem Haustier überfordert sind.
Auslandshunde landen oft in Tierheimen
Vor allem Hunde würden aus dem Ausland nach Deutschland gebracht. Skrupellose Händler züchteten sie in Kellerverschlägen und böten sie dann im Internet für wenig Geld an. Die Menschen würden dann merken, dass sie mit den Hunden überfordert sind und sie ins Tierheim abschieben.
Mainzer Tierheim muss viele Tiere ablehnen
Im Mainzer Tierheim seien inzwischen 50 Hunde. Mehr könne man nicht aufnehmen, deshalb müssten inzwischen zwei bis drei Hunde pro Woche abgelehnt werden. Es gebe einfach nicht mehr Platz, Personal und Geld.
Eine Million Euro koste mittlerweile der Betrieb des Tierheims. Ein Zehntel davon trage die Stadt Mainz, der Rest werde mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert. "Wir bauchen dringend Geld", sagt Michaela Schuster, Schatzmeisterin des Mainzer Tierheims, "und wir haben Angst um die Tiere, die wir ablehnen müssen. Wir wissen nicht, was mit ihnen passiert."
"Modehunde" sorgen für volles Tierheim in Bingen
Auch das Tierheim von Bingen hat eine übervolle Wildtierstation. Hinzu kämen die "Modehunde", sagt Leiterin Monika Göttler. Sie ärgert sich über die Menschen, die eine Hunderasse im Fernsehen sehen und dann unbedingt so einen auch zu Hause haben müssen.
Die Leute könnten mit diesen speziell gezüchteten Rassen nicht umgehen, die Tiere würden aggressiv und zum Schluss landeten sie im Tierheim, schimpft Monika Göttler.
Ordnungsamt holt viele Tiere aus Wohnungen
All diese Probleme haben auch Sabine Schäfer vom Tierheim in Grolsheim im Kreis Mainz-Bingen und Thomas Geyer vom Tierheim Ingelheim. Bei ihm würden auch immer mehr Tiere vom Ordnungsamt ins Tierheim gebracht. Erst diese Woche habe er 100 Wellensittiche aus einer Wohnung unterbringen müssen. Die Vögel seien in kleinen Käfigen gehalten worden.
Thomas Geyer und Sabine Schäfer waren am Samstag in Mainz bei der Protestkundgebung dabei. Genau wie die Kollegen von den Tierheimen in Mainz und Bingen.
Tierschützer fordern Tierführerschein für alle Tierhalter
Bei der Kundgebung forderten sie zusammen mit dem Deutschen Tierschutzbund mehr Geld und Personal für die Tierheime - vor allem aber ein Verbot des Internethandels mit Tieren und die Pflicht zur Kastration von wildlebenden Hauskatzen und sogenannten Freigänger-Katzen (Hauskatzen, die ein Zuhause haben, aber nach draußen dürfen). Außerdem fordern sie eine bessere Kontrolle der Tierzüchter.
Ganz wichtig ist ihnen allen ein Tierführerschein. Jeder, der sich einen Hund, eine Katze oder ein Kleintier, wie zum Beispiel ein Kaninchen, zulegen wolle, sollte ihn ablegen müssen. Damit nur die Menschen sich Tiere zulegen, die wirklich mit ihnen umgehen können.