"Es ist zu trocken", antwortet Förster Samuel Geiger sofort auf die Frage, wie es dem Wald in seinem Forstrevier Haingeraide in der Südpfalz derzeitig geht. "Es ist zu früh, zu warm geworden", fügt er hinzu und schaut besorgt auf die jungen Bäumchen, die er im Frankweilerer Wald frisch gepflanzt hat.
Geiger hat Angst, dass diese nicht durchkommen: "Wir Menschen freuen uns zwar über die Sonne und das warme Wetter, aber 20 Grad im März – gerade für die jungen Pflanzen ist das zu viel." So verdunste zu viel Wasser, welches dann in der entscheidenden Bodenschicht fehle – dort, wo das noch nicht stark ausgebildete Wurzelwerk der jungen Bäumchen hinreicht.
Sogar Kastanie leidet unter Trockenheit
Aber auch die Bäume älterer Generationen haben sichtliche Probleme mit der Trockenheit – sogar die Kastanie. Besonders erschreckend, findet Samuel Geiger. Sei sie für viele Förster doch der "Heilsbringer" – ein Baum, der sich eigentlich gut an klimatische Veränderungen anpassen kann.
In Geigers Forstrevier ist die Kastanie aber von einem Pilz befallen. Gegen den könnte sich der Baum eigentlich wehren, aber in Kombination mit der Trockenheit und dem damit verbundenen Nährstoffmangel hat er nicht genug Kraft und stirbt schlussendlich ab.
Für Schutz vor dem Borkenkäfer fehlt Wasser
Für die Fichte sei der Borkenkäfer nach wie vor ein großes Problem. "Daran, dass die Fichte noch eine Zukunft hat, glaubt eigentlich keiner mehr", meint Geiger. Eigentlich könnte sich die Fichte dagegen wehren, indem sie Harz produziert und damit die Löcher des Käfers verschließt - aber auch ihr fehlt das Wasser dafür.
Gute Wasserversorgung im Pfälzer Auwald
Wem es zurzeit gut geht, ist der Pfälzer Auwald. Das berichtet Förster Volker Westermann, der für diesen Bereich zuständig ist. Der Auwald direkt am Rhein unterscheidet sich von Natur aus durch eine gute Wasserversorgung von anderen Waldgebieten in der Pfalz. Das hilft den Bäumen auch während trockener Phasen gut durchzukommen.

Die Lage in der Rheinebene ist "dramatisch"
In den anderen Wäldern der Rheinebene, die Volker Westermann betreut, sieht es aber ganz anders aus: "Dort gibt es Wälder, die sich in Auflösung befinden", bedauert der Förster. Im Bellheimer Wald, aber auch weiter nördlich in den Wäldern zwischen Speyer und Neustadt oder zwischen Bad Dürkheim und Ludwigshafen würden sich Baumarten verabschieden, die bisher bestandsbildend gewesen seien - wie Kiefern oder Buchen.
Wenn es so weiter geht, verlieren wir unseren typischen Waldcharakter.
Bienwald bei Kandel teils trocken, teils feucht
Während der Westen des Bienwaldes durch den feuchten Winter noch recht gut mit Wasser versorgt ist, zeichnet sich im Osten ein ganz anderes Bild. "Dort sieht es schlimm aus", sagt Förster Rüdiger Sinn vom Forstrevier Bienwald besorgt und erklärt weiter: "Im östlichen Teil des Bienwaldes ist es naturgemäß trockener, der Boden sandiger, die Grundwasserstände niedriger". Dementsprechend mache sich ausbleibender Regen hier besonders schnell bemerkbar.

Besonders bei der Kiefer könne man die Trockenschäden gut erkennen: "Bei einer gesunden Kiefernkrone dürfte man so gut wie gar keinen Himmel sehen, wenn man von unten durchschaut – so dicht müsste sie eigentlich sein."
Förster setzen auf klimastabilere Baumarten
Die Lösungsformel der Förster lautet Mischwald. Es sollten immer mindestens fünf verschiedene Baumarten auf einer Fläche stehen, so Samuel Geigers Faustregel. "Dadurch können Schädlinge wie der Borkenkäfer oder Pilze nicht so schnell von Baum zu Baum überspringen."
Außerdem experimentieren die Förster mit Baumarten aus dem mediterranen Raum, die trockener Gefilde gewohnt sind. Samuel Geiger hat im vergangenen Frühjahr zum Beispiel Baumhasel im Ilbesheimer Wald gepflanzt. Ein Baum, der eigentlich aus der Türkei stammt, dem es in der Pfalz aber auch gut zu gefallen scheint, wie Geiger feststellen durfte: "Die Pflanzen kommen gut mit dem Klima hier zurecht".
Der Wald verändert sich rasant
Insgesamt kann man laut Geiger sagen, dass es dem Pfälzerwald im Vergleich zu anderen Wäldern in Deutschland noch relativ gut geht. Aber das werde nicht so bleiben.
"Der Wald verändert sich in einer Geschwindigkeit, wie wir Förster es vor zehn Jahren nicht vermutet hätten – nicht mal im Ansatz. Da kann man sich ausmalen, wohin es noch geht", so Volker Westermann. Es müsse dringend was passieren, findet er. "Ansonsten karren wir unsere Lebensgrundlage gegen die Wand." Der Wald sei schließlich Wasserspeicher, verhindere Bodenerosion, erhalte die Artenvielfalt, binde CO2 und liefere nicht zu guter Letzt den wichtigen Rohstoff Holz.