Pflegekräfte dringend gesucht

Konferenz in Ludwigshafen: Wege aus dem Pflegenotstand finden

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Autor/in
Janosch Beyer
Porträt von SWR Reporter Janosch Beyer

Der Notstand ist längst Normalität geworden: Pflegekräfte werden seit Jahren überall in Deutschland dringend benötigt und gesucht. Wie das gelingen kann, war am Mittwoch Thema bei einer Konferenz in Ludwigshafen.

Wie können Pflegedienste, Seniorenheime und Krankenhäuser Menschen für den Pflegeberuf begeistern? Wie gelingt es, Fachkräfte zu halten? Und wie kann neue Technik in dem Beruf für Entlastung sorgen? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigten sich am Mittwoch an der Hochschule Ludwigshafen etwa 200 Verantwortliche aus der Pflege und Mitarbeiter der Agentur für Arbeit.

Mit dabei: Paul Bomke, Geschäftsführer des Pfalzklinikums Klingenmünster. Für ihn ist klar, dass sich Einrichtungen attraktiver präsentieren müssen: "Es geht darum, als Arbeitsmarkt, als Arbeitsregion für Pflegekräfte sichtbar zu werden". Die Probleme seien unter anderem internen Organisationsformen und einer fehlenden "Willkommenskultur" geschuldet. Beispielsweise müssten Bewerbungen ganz einfach und niederschwellig möglich sein.

Andere Bedürfnisse: "Generation Z" vs. "Baby-Boomer"

Außerdem habe die neue Generation an Arbeitskräften andere Vorstellung von der Arbeit als die jetzt noch in der Führungsetage sitzenden "Baby-Boomer", so Bomke. Aber auch die Ausbildungsinhalte sollten erneuert werden: "Wenn wir noch wie in der Pflege des 20. Jahrhunderts arbeiten, werden wir im 21. Jahrhundert keine Pflegekräfte haben."

Arbeitslose für die Pflege fortbilden?

Derzeit gebe es auf 100 gemeldete freie Stellen in der Pflege 44 Arbeitslose, die dafür in Frage kommen, so die Agentur für Arbeit. Um diese Personallücke zu schließen, müsste einiges passieren, sagt Heidrun Schulz, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in der Region Rheinland-Pfalz-Saarland. Die Ausbildung müsse verändert werden und Arbeitslose könnten für diesen Bereich fortgebildet werden. Beschäftigte können nach Ansicht von Schulz auch während ihrer Beschäftigung den Job erlernen.

Für die Pflege: Pfalz wirbt gezielt ausländische Arbeitskräfte an

Um die benötigten Pflegerinnen und Pfleger wird inzwischen weltweit geworben, berichtet Schulz: "Es ist in der Pflege eine geübte Vorgehensweise, Arbeitskräfte im Ausland zu suchen. Und da haben wir das eine oder andere Projekt laufen, das uns da gut unterstützt."

Noch im Jahr 2017 betrug der Anteil der ausländischen Pflegekräfte 12,3 Prozent - inzwischen seien es 20,6 Prozent, so schreibt es die Agentur für Arbeit. Und es geht nicht nur um Arbeitskräfte aus Europa, betont Vanessa Ahuja vom Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, die dort für internationale Geschäfte zuständig ist. Gerade erst sei sie mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Brasilien gewesen, um dort Pflegekräfte anzuwerben.

Pflege-Tagung in Ludwigshafen: Können Roboter helfen?

In den Fachforen ging es auch darum, wie und wo zum Beispiel digitale Programme und Roboter in der Pflege eingesetzt werden können und ob Fachkräfte von ihnen unterstützt oder sogar ersetzt werden könnten. In weiteren Foren ging es um die Zuwanderung und um die Neuerungen in der Pflege-Ausbildung.

Die Veranstaltung fand zum sechsten Mal in Ludwigshafen statt. Sie wurde organisiert vom Pfalzklinikum Klingenmünster (Kreis Südliche Weinstraße), der Bundesagentur für Arbeit, den Diakonissen Speyer, der Stadt und dem Caritasverband Mannheim sowie dem Rhein-Neckar-Kreis.

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