Wird bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand ein Mensch nicht innerhalb von zehn Minuten reanimiert, also wiederbelebt, sinkt die Wahrscheinlichkeit zu überleben gegen null.
Es gibt gesetzlichen Zeitvorgaben bei Notfällen: In Rheinland-Pfalz muss der Rettungswagen innerhalb von maximal 15 Minuten nach Eingang des Notrufs am Einsatzort sein - zumindest wenn dieser an einer öffentlichen Straße liegt. Ein Notfall im Wald oder Gelände zählt nicht dazu.
Experten empfehlen maximal acht Minuten Anfahrt für Rettungsdienste
Im Fall einer Reanimation reicht das Einhalten dieser 15 Minuten aber nicht aus. Eine Wiederbelebung bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sollte deutlich schneller beginnen.
Medizin-Experten empfehlen, dass beim plötzlichen Kreislaufstillstand die Zeit vom Notrufeingang bis zum Eintreffen der Notfall-Retter in 80 Prozent der Fälle nicht länger als acht Minuten dauern sollte. Auch das Deutsche Reanimationsregister bezieht sich unter anderem im Jahresbericht 2023 auf diese Frist.
SWR wertet Daten zu Rettungsdienst-Einsätzen aus
Nach einer Datenauswertung des SWR Data Lab klappt das in der gesamten Vorder- und Südpfalz nicht. Die Pfalz ist aufgeteilt in die Rettungsbereiche Ludwigshafen (Kreis Bad Dürkheim, Rhein-Pfalz-Kreis und Ludwigshafen) und Südpfalz (Kreis Germersheim und Kreis Südliche Weinstraße. Auch der Kreis Südwestpfalz zählt dazu).
Im Bereich Südpfalz kamen nur in 36 Prozent der Einsätze Rettungswagen in unter acht Minuten. Der Zielwert von mindestens 80 Prozent wird damit nicht erreicht. Im Rettungsbereich Ludwigshafen lag die Quote bei 45 Prozent.
Bundesweit schaffen es nur 24 Rettungsdienstbereiche, dass der erste Rettungswagen in 80 Prozent der Reanimationseinsätze in unter acht Minuten am Notfallort eintrifft. Mehr als 130 Rettungsdienstbereiche erreichen diesen Zielwert nicht.
Exklusive Daten-Recherche zur Notfallrettung Woche der Wiederbelebung: Ob man überlebt, hängt auch vom Ort ab
In der Woche der Wiederbelebung rückt die Reanimation näher in den Fokus. Tausende Menschen in Deutschland könnten jedes Jahr gerettet werden. So ist die Lage in Rheinland-Pfalz.
Zu viele sterben in der Südpfalz während des Rettungseinsatzes
Die SWR-Datenforscher fanden auch heraus, dass in der Südpfalz in den Jahren 2020 bis 2022 weniger reanimierte Patientinnen und Patienten noch lebend ins Krankenhaus eingeliefert wurden als statistisch erwartet. In Ludwigshafen, dem Rhein-Pfalz-Kreis und dem Kreis Bad Dürkheim entsprach die Zahl den Erwartungen.
#Notfall Rettung Woche der Wiederbelebung: Wenn der Notruf zu lange dauert
Ob eine Wiederbelebung gelingt, entscheidet sich häufig schon in der Leitstelle. SWR-Recherchen zeigen, dass nicht alle Notrufzentralen mit den modernsten Mitteln arbeiten. Das kostet Leben.
Leitstellen mit strukturierten Abläufen retten Leben
Um den Menschen bei Notfällen schneller helfen zu können und schneller zu ermitteln, dass ein lebensbedrohlicher Herzstillstand vorliegt, braucht es Leitstellen und Notrufzentralen mit vorgeschriebenen Abläufen. Dazu wurde eine strukturierte und standardisierte Notrufabfrage entwickelt. Dabei werden die Fragen in der Leitstelle nach einem bestimmten Schema gestellt - die Formulierungen sind dabei teils vorgegeben. Diese Standard-Abfrage wird im Rettungsbereich Ludwigshafen angewendet, in der Südpfalz jedoch nicht.
Ähnlich wie der Bereich Südpfalz nutzt rund ein Fünftel der deutschen Rettungsdienstbereiche bislang keine strukturierte und standardisierte Notrufabfrage.
Einsatz von ehrenamtlichen Ersthelfern per App
Nicht nur moderne Leitstellen helfen, wenn es darum geht, im Fall einer Reanimation schell zu sein. Ehrenamtliche Ersthelfer spielen mittlerweile in vielen Gemeinden eine Rolle. Sie können im Notfall alarmiert werden und sind oft schneller vor Ort als der Rettungswagen.
Diese First Responder sind in der Regel an die Feuerwehren oder Rettungsdienste der Gemeinden angeschlossen. In der Vorderpfalz und Ludwigshafen werden sie mit der "Katretter-App" alarmiert. Rund 700 Ersthelfer sind dort registriert (Stand Februar 2024) und in rund 70 Prozent der Einsätze wurden sie alarmiert. Im Jahr 2023 waren das 241 Ersthelfereinsätze.
Ehrenamtliche Retter oft schnell vor Ort
Im Rettungsbereich Südpfalz sind zwei Apps im Einsatz: "Mobile Retter" und "Katretter". Rund 1100 Ersthelfer haben sich im Landkreis Südliche Weinstraße, in der Stadt Germersheim und in Landau beispielsweise bei Mobile Retter registriert (Stand April 2024). Nach SWR-Datenauswertung waren die Ersthelfer im Schnitt innerhalb von 4,78 Minuten am Einsatzort.
Studien belegen: Das Zeitintervall bis zur ersten Wiederbelebung ist kürzer, die Überlebensrate der Betroffenen ist höher und mehr Betroffene werden in gutem und sehr gutem Zustand aus dem Krankenhaus entlassen, wenn First Responder im Einsatz sind.
Am effizientesten sind nach Ansicht von Experten Apps auf dem Handy, die Mitglieder bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand standortbasiert benachrichtigen und zum Einsatzort navigieren können.