Pflegedirektorin Alexandra von Rex strahlt übers ganze Gesicht. Allein am vergangenen Wochenende gingen 22 Bewerbungen für die Ausbildung zur Pflegefachkraft ein - trotz Fachkräftemangels. "Wir bilden seit über 100 Jahren aus und sind der größte Ausbilder im Bereich Pflege in der Pfalz", freut sich Alexandra von Rex.
Die Ausbildung sei eine der drei Säulen gegen den Fachkräftemangel. Die zweite Säule sei die Mitarbeiterbindung und die dritte das Anwerben von ausländischen Fachkräften.
Authentische Videos als Strategie gegen Fachkräftemangel
Ein Konzept das funktioniert, so die Pflegedirektorin: 1.700 Mitarbeiter arbeiten am Klinikum Ludwigshafen in der Pflege. Abteilungen mussten wegen Fachkräftemangels nie geschlossen werden, wie das oft an anderen Krankenhäusern der Fall sei. Und auch auf Leiharbeit kann die Klinik verzichten. Damit das so bleibt, lässt sich das Krankenhaus einiges einfallen.
Auf Instagram und TikTok gibt es regelmäßig Geschichten über den Krankenhausbetrieb. "Da sind wir ganz authentisch. Wir erzählen echte Geschichten aus dem Krankenhaus. Auch wenn's mal richtig emotional wird", erzählt die Leiterin der Pflegefachschule Celine Schmitt.
Azubi im Klinikum: "Klar ist es bei uns auch lustig"
Bewerber können einen sehr intensiven Einblick ins Haus bekommen. Und sich mit der Crew amüsieren. Etwa wenn ein Team aus Schwestern, Pflegern und Ärzten auf TikTok auf dem Krankenhausflur beatboxen, tanzen und johlen. "Klar ist es bei uns auch lustig", weiß Azubi Alisha.
"Alle denken, im Krankenhaus ist immer alles so traurig. Aber das stimmt gar nicht. Hier wird viel gelacht. Auch die Patienten lachen gerne und das tut ihnen in ihrer Ausnahmesituation auch gut", freut sich die Auszubildende im zweiten Lehrjahr. Alisha hat jedenfalls ihren Traumberuf gefunden.
Auch David gefällt es am Klinikum Ludwigshafen richtig gut. "Eigentlich wollte ich gar nicht in die Pflege. Aber während eines Praktikums habe ich gemerkt, dass mir das richtig Spaß macht!", so David. Sein Job sei sinnstiftend und das tue gut.
Beschäftigte im Klinikum sollen sich gesehen fühlen
Pflegedirektorin Alexandra von Rex ist es wichtig, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesehen fühlen - als Mensch, als Individuum. Man versuche immer, auf die persönliche Situation der Beschäftigten Rücksicht zu nehmen, etwa auf die individuelle Familiensituation. "Wir wissen, dass hier jeder mit seiner eigenen Geschichte kommt und diese Geschichte nehmen wir ernst", versichert auch die Leiterin der Pflegefachschule Celine Schmitt.
So ist es selbstverständlich, Neuen beim Ankommen in der Stadt behilflich zu sein. Mitarbeitende mit oder ohne Migrationshintergrund bekommen Hilfe bei der Wohnungssuche oder beim Kampf um den Kitaplatz.
"Außerdem gehen wir auch raus in die Stadt, wo unsere Beschäftigten leben. Zum Beispiel auf Stadtteilfeste", so Celine Schmitt. Mitte Juli waren sehr viele Beschäftigte des Klinikums gemeinsam in Mannheim auf dem CSD, denn das Thema Vielfalt will das Krankenhaus auch leben.
Gegen das negative Image der Pflege
"Wir haben uns schon vor Jahren auf den Fachkräftemangel vorbereitet", weiß Celine Schmitt. Denn es sei klar gewesen, dass die Besetzung der Stellen immer schwieriger werden würde. Und man wisse um das negative Image der Pflege, da müsse man dagegenhalten.
"Alle haben dieses Vorurteil, wir würden nur Bettpfannen leeren. Das dachte ich ja auch", gibt Azubi David zu. "Aber das ist doch nur ein Bruchteil unserer Tätigkeit. Wir arbeiten selbständig und verantwortungsvoll im Dienste der Menschen."
Warteliste für Ausbildungsplätze am Klinikum Ludwigshafen
"Der größte Schatz sind unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen", betont Pflegedirektorin von Rex. Daher hat das Pflegeteam viele Ansprechpartner, wenn es mal hakt: Für die Schülerinnen und Schüler gibt es Schulsozialarbeiter, für alle Beschäftigten gibt es Psychologen und ein sogenanntes Kriseninterventionsteam.
All diese Fachleute können angesprochen werden, wenn es im Job Probleme gibt, so von Rex. Der Dienstplan steht ein halbes Jahr im Voraus, damit auch jeder sein Privatleben gut planen kann. Maßnahmen die greifen: Zum ersten Mal gibt es eine Warteliste für Interessierte, die am Klinikum Ludwigshafen lernen wollen.