Sportverein ist Inklusionsstützpunkt

Fußball für Menschen mit Behinderung: Das ist der ASV Waldsee

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Autor/in
Laura Scanu

Der Fußballverein ASV Waldsee (Rhein-Pfalz-Kreis) ist Inklusionsstützpunkt. Der Verein wurde vom Südwestdeutschen Fußballverband ausgezeichnet. Damit ist er der zweite Verein in ganz Deutschland, der regelmäßig ein Training für Menschen mit Behinderung anbietet.

Am rechten Seitenrand des Fußballfeldes erkennt man elf junge Menschen, die Fußball spielen. Es sind neun Männer und zwei Frauen. Beide Frauen stehen am Seitenrand und unterhalten sich – immer wieder lachen sie. Die Männer schießen aufs Tor.

Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Fußballmannschaft handelt, sondern um eine Mannschaft, deren Spielerinnen und Spieler eine geistige Beeinträchtigung haben.

Fußball für alle – Waldsee ist Inklusionsstützpunkt

Die Inklusions-Mannschaft nennt sich "Heroes", zu deutsch Helden, und trainiert schon seit über zwei Jahren. Trainer Achim Steinborn erzählt: "Ich habe meine A-Jugend trainiert und dann kamen zwei Männer mit Behinderung, haben dann ein bisschen mitgespielt und total Spaß gehabt. Und dann dachte ich mir: Ich könnte mir vorstellen auch eine solche Mannschaft zu trainieren."

ASV Waldsee

ASV Waldsee: Training im Inklusionsstützpunkt

An diesem Tag findet ein besonderes Training statt. Erkennen kann man das am großen Banner, das direkt am Eingang steht. Es zeigt das Wappen des Südwestdeutschen Fußballverbands und das des ASV Waldsees. Spätestens jetzt kann keiner mehr übersehen: der ASV Waldsee ist ein Inklusionsstützpunkt.

"So sehen Sieger aus, schalalalala – so sehen Sieger aus", fängt einer der Spieler an zu singen, die anderen stimmen mit ein, klatschen und hüpfen zusammen im Kreis.

Vorbild für die Region und Deutschland

Mit Waldsee (Rhein-Pfalz-Kreis) und Speßbach (Landkreis Kaiserslautern) hat die Pfalz gleich zwei Inklusionsstützpunkte. Ein solches Konzept gebe es in Deutschland nur bei den beiden Vereinen, sagt Thorsten Richter vom Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV). Er klingt stolz.

Die Auszeichnung zum Inklusionsstützpunkt bedeutet vor allem mehr Material für die "Heroes": Leibchen, Bälle oder Kapitänsbinden werden zur Feier des Tages überreicht. Auch eine noch stärkere Unterstützung durch den SWFV kann der ASV Waldsee nun erwarten.

Zukunftsvisionen für den Verein

Mit der Auszeichnung ist es aber nicht getan. Der erste Vorsitzende Alex Krieger plant schon die nächsten Schritte beim ASV Waldsee, um die Inklusion in seinem Verein voranzutreiben: "Mein Wunsch wäre es, das auch sportartübergreifend zu entwickeln", meint er.

ASV Waldsee
"Heroes"-Kapitän Philipp Erbach, Trainer Achim Steinborn, Alex Krieger und Thorsten Richter (von links)

Er sehe, wie gut der Fußball den behinderten Sportlerinnen und Sportlern tue. Krieger sieht vor allem Vorteile: "In den 90 Minuten Training haben sie sich nicht nur bewegt, sondern lernen hier selbstständiger zu werden und kommen dann auch selbstbewusster nach Hause."

Das bestätigt uns auch Philipp Erbach, Kapitän der "Heroes" und selbst geistig eingeschränkt. Er spielt schon seit dem Kindergarten Fußball zum Ausgleich. Dass sein Verein und seine Mannschaft jetzt Inklusionsstützpunkt sind, macht den 28-Jährigen stolz: "Bei jedem von uns hier bringt der Fußball was. Man kann wirklich sagen, die Mannschaft ist einfach Gold wert!"

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Durch die Förderung soll die Mannschaft um Philipp Erbach wachsen. Auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen seien willkommen, betont Alex Krieger. Für Interessierte: Die Mannschaft trainiert immer montags von 17 Uhr bis 18:30 Uhr. Neben dem wöchentlichen Training nehmen die "Heroes" auch an Turnieren teil.

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