Mit 140 Erstklässlerinnen und Erstklässlern in sieben Klassen startet die Gräfenauschule am Montag ins neue Schuljahr - 39 davon wiederholen jetzt die erste Klasse. Der Grund bei vielen: Die Kinder hatten keine oder nur unzureichende Deutschkenntnisse. Daneben fehlt es vielen Kindern an der nötigen Konzentration und grundsätzlichem Zahlenverständnis, berichtet die Schulleiterin Barbara Mächtle. Das wird eigentlich in der Kita gelernt, aber die haben viele der Kinder nie besucht.
So viele Wiederholerinnen und Wiederholer werden eine Herausforderung für die Lehrkräfte. Doch Schulleiterin Barbara Mächtle sieht auch einen positiven Nebeneffekt: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Kinder durch ihren besseren Kenntnisstand zu Zugpferden für die anderen Schüler werden." Das stärke auch das Selbstvertrauen der wiederholenden Kinder.
Studierende der Uni Landau sollen helfen
Unterstützung bekommt die Schule in diesem Jahr von der Uni Landau. Studierende werden den Lehrerinnen und Lehrer in den ersten sechs Wochen des neuen Schuljahres helfen. Ein bis zwei Studierende sind für jede Klasse vorgesehen. Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium hat das Projekt nach einem Krisengipfel in Ludwigshafen vorgeschlagen. Die Lehramtstudentinnen und -studenten sollen zum Beispiel einzelne Schülerinnen oder Schüler aus dem Unterricht nehmen und diese gezielt fördern. Zum Beispiel wenn die Kleinen Probleme damit haben, einen deutschen Text zu verstehen. "Für mich stellt sich aber noch die große Frage, was nach den sechs Wochen kommt", sagt Mächtle.
Für die Gräfenauschule kommen noch weitere Herausforderungen dazu. Die Schule ist Schwerpunktschule und zwölf Erstklässlerinnen und Erstklässler haben in diesem Schuljahr einen erhöhten Förderbedarf. Doch Barbara Mächtle ist optimistisch, derzeit sei sie personell ganz gut aufgestellt und das Förderprogramm "Aufholen nach Corona" werde jetzt in kleinerem Umfang weitergeführt. Das war eine weitere Maßnahme des Landes. Trotz allem bleibt die Situation schwierig.
Viele offene Fragen bei Familiengrundschulzentren
Bei den von der Landesregierung angekündigten Familiengrundschulzentren sind noch viele Fragen offen. Diese Zentren sollen eine Brücke zwischen Eltern und Grundschulen bilden. Dabei sollen sie den Einstieg für die Kinder in der Schule erleichtern und Eltern sozialpädagogisch begleiten. Vorbild dafür sind vergleichbare Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen.
In Ludwigshafen sollen nach Willen von Teilen des Stadtrates drei solcher Zentren entstehen. Doch die Stadtverwaltung stellt auf SWR Anfrage klar, dass man noch nicht so weit sei. Derzeit stimme man eine Infoveranstaltung mit den Schulleiterinnen und Schulleitern ab.
In Koblenz und Wittlich Hilfe für Familien in Brennpunkten - Grundschulzentren starten
In Rheinland-Pfalz sollen im kommenden Schuljahr die ersten Familiengrundschulzentren entstehen. Dort sollen unter anderem Eltern stärker eingebunden und beraten werden.
Finanzierung und Organisation noch offen
Auch der Jugendhilfeausschuss der Stadt habe sich laut Stadt für Familiengrundschulzentren ausgesprochen. Doch es gibt laut der schriftlichen Stellungnahme der Stadt einen großen Vorbehalt: Die Klärung der Organisation und der Finanzierung.
Dazu kommt, dass die Schulen freiwillig mitmachen müssen. Daraufhin könne es dann ein Vorschlagsliste für das Modellprojekt geben. Das seien die Dinge, die in den kommenden Monaten geklärt werden müssen.
Ein Familiengrundschulzentrum in der Gräfenauschule
Grundsätzlich kann sich Barbara Mächtle ein Familiengrundschulzentrum für die Gräfenauschule vorstellen. Eine Überlegung sei für sie auch, das ganze in Kooperation mit der benachbarten Goetheschule zu starten. Die Schulsozialarbeit beider Schulen arbeite schon seit Jahren erfolgreich zusammen.
Doch müsste bei einem solchen Zentrum unbedingt auf den Bedarf der Schule eingegangen werden, "sonst kann das schief gehen", sagt Mächtle. An der Gräfenauschule sei zum Beispiel wichtig zu bedenken, dass es am Vormittag keine Räume für ein solches Projekt gebe und Dolmetscher gebraucht würden.
Wie das Projekt genau umgesetzt wird ist noch offen. Und auch der angepeilte Zeitraum des Pilotprojektes von drei Jahren sei knapp. Barbara Mächtle: "Nach meiner Erfahrung braucht alleine die Etablierung bei den Eltern und das Aufbauen von Vertrauen anderthalb Jahre."