130 Mülltonnen und Fässer mit Resten von Speisefett wurden in Speyer illegal entsorgt - und zuvor vermutlich geklaut.

Nach dem Fund von 180 leeren Speisefett-Behältern in Speyer

Kuriose Diebstahl-Masche: Was sagen Pfälzer Gastronomen zum Fett-Klau?

Stand
Autor/in
Heiko Wirtz-Walter
Porträt von Autor Heiko Wirtz-Walter auf einem Dreh

Rund 180 Tonnen, in denen altes Speisefett war, wurden in Speyer gefunden. Das Fett: weg. Die Polizei sucht nach den Tätern. Was sagen eigentlich Pfälzer Gastronomen zu der Masche?

"Unser Fett kommt regelmäßig weg, wir wissen nur nicht durch wen", so fasst Thomas Langhauser vom "Gutshof Ziegelhütte" in Edenkoben (Kreis Südliche Weinstraße) das ganze Problem in einem Satz zusammen. Denn es kann sein, dass sich Fettdiebe auch in seinem Hotel-Restaurant schon selbst bedient haben. Die blaue Tonne mit dem gebrauchten Speiseöl steht nämlich bei den anderen Mülltonnen - und der Raum ist nicht abgeschlossen.

Gastwirte verlangen keine Ausweise von Fett-Abholern

Etwa zehn Liter altes Speiseöl fallen im "Gutshof Ziegelhütte" pro Woche an - und die landen dann in einer Tonne der Germersheimer Firma "Foodback", die das alte Fett entsorgt. "Bisher dachten wir immer, das Fett holt nur diese Firma ab." Doch wurde auch Speisefett geklaut? "Laut meinen Lieferscheinen kann es gut sein, dass es mehr Abholungen zwischendurch waren." Denn die Diebe tarnen sich und geben sich als Mitarbeiter von Abholfirmen aus.

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Viele Gastronomen bekommen offenbar nichts mit vom Fett-Diebstahl

Offenbar haben die Fett-Diebe auch bei anderen Gastwirten in der Pfalz und im ganzen Land leichtes Spiel: "Bei vielen Restaurants läuft das auch so, dass die Behälter irgendwo im Hinterhof am Lieferanteneingang außerhalb stehen. Vielleicht meistens sogar noch offener als bei uns hier. Und die Gastwirte kriegen gar nicht mit, wer das Fett holt und wann es geholt wird", sagt Thomas Langhauser, der auch Vorsitzender des Kreisverbands Südliche Weinstraße des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) ist.

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DEHOGA-Landesverband: Fett-Diebstähle haben erheblich zugenommen

Nach Angaben des DEOGA-Landesverbandes hat der Diebstahl von Altfett im vergangenen Jahr erheblich zugenommen. Viele Gastronomen zeigen den Diebstahl an. Die Betriebe haben nach Angaben des DEHOGA Landesverbandes in Zeiten gestiegener Energiepreise Vergütungen von bis zu 40 Cent pro Liter altem Fett erhalten. Aktuell lägen die Preise aber deutlich darunter.

Fotos Update Fett-Klau
Es riecht nicht gut, aber es ist wertvoll geworden durch die gestiegenen Energiepreise. Eine große Mülltonne mit altem Speiseöl ist mehr als 200 Euro wert.

Fett-Diebstahl: Wer bleibt auf dem Schaden sitzen?

Wenn altes Fett geklaut wird, dann haben die Entsorgungsfirmen den größten Schaden. Denn sie bereiten das alte Öl auf und verkaufen es weiter - es geht in die Biodiesel-Herstellung. 1.000 Kilogramm aufbereitetes Speisefett haben nach SWR-Informationen einen Wert von rund 850 Euro. Aber auch Gastwirte haben einen Schaden, denn sie bekommen kein Geld für ihr Altfett von den Entsorgungsfirmen. Thomas Langhauser sagt, einige Gastrobetriebe merken das: "Das ist schon Geld - zumal man sagen muss, dass das Fett extrem teuer geworden ist."

Fotos Update Fett-Klau
Auch Thomas Langhauser vom Gutshof Ziegelhütte will seine blaue Tonne mit Altfett künftig besser schützen: Die Tür zum Müllraum soll von außen nicht mehr ohne Schlüssel zu öffnen sein.

Gastwirte wollen Fettbehälter besser schützen

Viele Gastwirte - auch in der Pfalz - werden künftig ihre Fett-Behälter wohl besser schützen müssen, damit sich Diebe nicht einfach selbst bedienen können. Auch Thomas Langhauser vom "Gutshof Ziegelhütte" will seine Fett-Tonnen jetzt besser sichern und die Außentür abschließbar machen, so, "dass man sie nur von innen öffnen kann. Dann muss jemand schon das Hebel-Eisen ansetzen, um reinzukommen!"

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