Das Sterben alter Eichen läuft erschreckend schnell ab, sagt Jürgen Render, der Leiter im Forstrevier Modenbach. Wir stapfen durch trockenes Unterholz im Gemeindewald von Schwegenheim (Kreis Germersheim). Viel Sonne scheint auf den Waldboden. Der Blick nach oben zeigt: Viele Eichen sind nur noch Baum-Skelette, haben keine belaubten Kronen mehr.
Das Eichen-Sterben kommt überraschend
Die häufigen Regenfälle dieses Jahr können auch alte Baumriesen nicht mehr retten. Was in den Wäldern der klimatisch besonders warmen Rheinebene gerade ablaufe, sei "gruselig", sagt der Förster. Wir kommen an einer umgestürzten, etwa 200 Jahre alten Eiche an. Die stand letztes Jahr noch, sah belaubt und gesund aus, erklärt Jürgen Render. Im Januar wurde die Eiche dann durch eine Sturmböe umgeworfen. Er zeigt auf den fast völlig abgestorbenen Wurzelballen. Der Baum hatte damit nicht mehr genügend Halt im Boden. Der Wald wird dadurch gefährlicher. Wir tragen deshalb Schutzhelme.
Was ist da los: Dieses Jahr hat es doch viel geregnet
Die Eichen werden durch die zunehmende Trockenheit seit 20 Jahren immer mehr geschädigt, sagt Jürgen Render. Angefangen habe das im Hitzejahr 2003. Durch den Trockenstress haben Pilze ein leichtes Spiel, in die Wurzeln einzudringen. Außerdem befallen wärmeliebende Käfer die geschwächten Bäume. Auch junge Eichen sterben jetzt in den Wäldern der Vorder- und Südpfalz. Ein Grund sind die seit Jahren sinkenden Grundwasserspiegel. Durch die vielen Niederschläge hat sich dieses Jahr das Grundwasser zwar etwas erholt, aber es ist zu spät für viele geschwächte Bäume.
Stress für den Wald nimmt zu
Bisher waren in der Vorderpfalz vom Klimawandel vor allem Kiefern bedroht. Im Schwegenheimer Wald sehen wir viele braune Baumkronen. Grün sind dort nur noch die Blätter der Misteln, die als Schmarotzer den Kiefern den letzten Tropfen Wasser rauben. Förster Jürgen Render macht sich aber auch Sorgen um andere Baumarten, wie Hainbuchen, Linden oder die eigentlich widerstandsfähigen Edelkastanien. Laut Forstamts-Leiter könnte sich ähnliches zukünftig auch im Pfälzer Wald abspielen, der durch seine höhere Lage jetzt noch weniger heiß und trocken sei.
Sprießender Baum-Nachwuchs macht Hoffnung
Etwas Positives hat der viele Regen im ersten Halbjahr 2024 jedoch gebracht: Unter den absterbenden Bäumen im Wald bekamen Baumsamen genug Wasser und Licht. Die nächste Wald-Generation wächst schon kräftig mit saftig grünen Blättern. Wir finden neben Linden, Buchen und Eichen auch jungen Feldahorn. Diese Baumart kommt mit allem recht gut zurecht, was der Klimawandel bringt, sagt der Förster: mit Überschwemmungen und andauernder Trockenheit.