Mountainbike-Kongress in Annweiler

Erleichterung in der Szene: freie Fahrt für Mountainbiker im Pfälzerwald

Stand
Autor/in
Thilo Eickhoff
Porträt Thilo Eickhoff

Monatelang hat die Mountainbiker-Szene befürchtet, dass sich die Regeln im Wald durch das geplante neue Waldgesetz krass verschärfen könnten. Nun scheint das vom Tisch zu sein.

Der Deutsche Mountainbike-Kongress ist eine Fachtagung, die in diesem Jahr erstmals in Annweiler (Kreis Südliche Weinstraße) stattfindet. Das Ziel: Alle, die mit dem Thema Mountainbiking und Wald zu tun haben, an einen Tisch zu bringen, vom Bürgermeister, zum Förster über den Mountainbiker bis zum Touristiker.

Der Mountainbike-Kongress erstmals in Annweiler
Der Deutsche Mountainbike-Kongress ist zum ersten Mal in Annweiler

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kam zwar nicht persönlich nach Annweiler, aber er schickte eine Videobotschaft: "Mountainbiking im Wald ist pure Erholung, und das soll auch so bleiben!" Ja, man sitze gerade an einem neuen Waldgesetz, aber der erste Entwurf, der so kritisch diskutiert worden sei, werde jetzt noch einmal gründlich überarbeitet.

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Ministerium wollte Mountainbiken im Wald einschränken

Worauf Özdemir anspielt: Im Herbst war ein Entwurf einer Neufassung des Bundeswaldgesetzes geleakt worden. Da hieß es, das Radfahren sei im Wald nur auf "dafür geeigneten Wegen zulässig." Dann hätte man womöglich nur noch auf extra für das Rad ausgewiesenen Wegen fahren dürfen, sagt Heiko Mittelstädt von der Deutschen Initiative Mountainbike. Selbst Forstwege, auf denen auch Autos fahren können, wären dann für Mountainbiker unter Umständen tabu gewesen. "Das wäre sehr weitreichend gewesen."

Der Verein vertritt die Interessen der Community und hat auch in der Pfalz viele Mitglieder. Mittelstädt ist selbst oft auf dem Mountainbike unterwegs. Entsprechend erleichtert nimmt er Özdemirs Statement zur Kenntnis: "Das heute hat sich auf jeden Fall schon mal deutlich besser angehört als der geleakte Entwurf. Da hat man sich vielleicht auch Dinge überlegt, und wusste gar nicht, wie sich das in der Praxis auswirkt." Er glaube nicht, dass das Ministerium da wirklich so restriktiv habe sein wollen.

Stress im Wald: für viele kein Thema mehr

Wie restriktiv das Ministerium wirklich sein wollte, bleibt offen: Ein Vertreter war zwar in Annweiler vor Ort, wollte die Fragen des SWR aber nicht beantworten.

Vielleicht spielte ja das alte Feindbild vom Mountainbiker als Rüpel auf Rädern eine Rolle. Es war ja auch oft genug Thema: die Zusammenstöße zwischen Mountainbikern, Wanderern und Forstleuten. Auch auf der Bühne beim Kongress kommt das Konfliktpotential, das entsteht, wenn sich mehrere Interessengruppen einen Wald teilen, immer wieder zur Sprache. Allerdings scheint der Umgang damit wesentlich gelassener zu sein als es früher der Fall war. Tenor: Wenn es Probleme gibt, redet man halt miteinander. In der Regel finde sich dann auch schnell eine Lösung.

"Da hat sich ein Miteinander entwickelt", sagt Martin Grünebaum von der Landesforsten Rheinland-Pfalz. Das sei vor zehn Jahren noch anders gewesen, da habe es schnell "Verkrampfungen" gegeben, wenn man denn überhaupt mal miteinander gesprochen habe. Sein Eindruck: Alle beteiligten Gruppen wissen inzwischen ein bisschen mehr darüber, wer die anderen sind und was ihnen wichtig ist.

Förster arbeiten mit Mountainbikern zusammen

Der Kampf gegen illegale Trails – also Strecken, die teils mit Sprungchancen und Hindernissen angelegt werden - bleibe allerdings nach wie vor eine Herausforderung, berichtet etwa Günter Franz von der Zentralstelle für Forstverwaltung in Neustadt: "Das ist nun mal die Rechtslage im Wald: Radfahren ist abseits der Wege verboten und wild buddeln – also Trails anlegen – sowieso." Das wisse aber offenbar nicht jeder.

Der Mountainbike-Kongress in Annweiler
Kongressteilnehmer im Hohenstaufensaal in Annweiler

Die Lösung ist Zusammenarbeit. Die Zielgruppe gibt es nun einmal, dann muss man sie eben mitnehmen: Allein im Bereich Annweiler wurden Franz zufolge in zwei Pilotprojekten Trails von Mountainbikern aufgebaut, allerdings in enger Abstimmung mit der Forstverwaltung. Eine dritte Strecke sei bereits in Planung.

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Beim "abfahrtsorientierten Biken", wie Franz es nennt, sei diese Kooperation noch relativ neu. Im Bereich Touren-Biking arbeite man schon seit Jahren erfolgreich mit der Szene zusammen. "Da haben wir auch den Naturschutz eingebunden und die Jägerschaft. Am Anfang waren viele dagegen, außer den Touristikern und der Forstverwaltung, aber mittlerweile funktioniert das."

Der Wandel im Wald gelingt nur gemeinsam

Natürlich sind künftige Zusammenstöße zwischen den Waldbenutzern alles andere als ausgeschlossen. Aber wenn man den Teilnehmern des Kongresses glaubt, sind alle Interessengruppen mittlerweile viel mehr darauf bedacht, gemeinsame Lösungen zu finden. Eine Teilnehmerin des Kongresses, die Sozialwissenschaftlerin Lara Koppelmann, bringt es in ihrem Vortrag auf den Punkt: "Wandel gelingt nur gemeinsam. Und eines haben die Konfliktparteien immer gemein: die Begeisterung für den Wald."

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