Die pfälzische Chorlandschaft leidet: erst machte Corona jahrelang Proben und Auftritte unmöglich. Jetzt können die Chorvereine wegen zu hoher GEMA-Gebühren nicht auf Festen und Weihnachtsmärkten auftreten. Das sagt der Präsident des Chorverbandes der Pfalz, Wolf-Rüdiger Schreiweis. Die Diskussion um GEMA-Gebühren auf Festen werde zu Lasten ehrenamtlicher Sänger und Sängerinnen geführt. Und das sei eine Katastrophe, so Schreiweis gegenüber SWR Aktuell.
Wenn Chöre Konzerte geben in Vereinsräumlichkeiten seien die GEMA-Gebühren kein Problem. Die übernimmt der pfälzische Chorverband dann für seine Mitglieder. Und diese seien "fair und angemessen", erklärt Schreiweis. Aber auch da richten sich die Gebühren nach der Größe des Veranstaltungsraums, der Anzahl der Konzertbesucher und nach den Eintrittspreisen für das Konzert.
Streit um GEMA-Gebühren Meinung: Stille Nacht auf dem Weihnachtsmarkt
Wegen höherer GEMA-Gebühren wird auf vielen Weihnachtsmärkten das Musikprogramm eingeschränkt. Das ist weder im Sinne der Städte noch der Künstler, meint Paul Hansen.
Und auch bei Festen richten sich die Gebühren eben nach der Größe des Veranstaltungsortes: Und da Weihnachtsmärkte eben viel Fläche einnehmen, werden Chor-Auftritte zum nicht mehr bezahlbaren Luxusgut für Gemeinde und Städte. Der pfälzische Chorverband sieht die Politik am Zug: Diese müsse - am besten bundesweit - eine neue Gebühren-Regelung mit der GEMA treffen, damit Feste und Weihnachtsmärkte nicht mehr stumm blieben, und stimmungsvolle Chorauftritte wieder möglich sind.
Und tatsächlich: eine kleine Umfrage unter den Weihnachtsmärkten in der Region zeigt: Bühnenprogramm? Fehlanzeige. Aus Landau heißt es: Auf dem Weihnachtsmarkt und auf dem Thomas-Nast-Nikolausmarkt hätten abends immer Chöre gesungen. Dies sei immer sehr schön und stimmungsvoll gewesen. Nun gebe es nur noch Gema-Freie Musik vom Band. Der Grund seien die "horrenden GEMA-Gebühren, die wir uns als Kommune einfach nicht mehr leisten können", wie eine Sprecherin erklärt. Oberbürgermeister Dominik Geißler nennt das Verhalten der GEMA sogar „kulturtötenden Wucher“.
In Speyer gibt es nur noch Chorgesang bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes. Ansonsten dudelt auch hier nur GEMA-Freies vom Band. In Ludwigshafen verzichtet man seit Jahren auf Bühnenprogramm und Live-Musik.
Doch laut der Recherche der SWR Redaktion Landespolitik gibt es Licht am Ende des GEMA-Gebühren-Tunnels. Am kommenden Montag will sich eine Ländergruppe im Bundesfamilienministerium ums Thema Ehrenamt kümmern. Mit auf der Themenliste: der lästige Streit um die GEMA-Gebühren. Vielleicht gelingt es der Politik ja doch, eine Einigung herbei zu führen mit den Wächtern des Urheberrechts. Damit es spätestens nächstes Jahr wieder auf den Pfälzer Weihnachtsmärkten live aus goldenen Kehlen klingt.