Vom Kinderkarussell dudeln Weihnachtslieder herüber - die einzige Musik, die auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt ständig zu hören ist. Ein paar Besucher essen direkt daneben ihre Reibekuchen. "Wir haben uns nicht extra hierhin gestellt", sagt eine Frau, aber schön sei es trotzdem.
Die Bühne auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Mainzer Dom aber ist meistens leer. Nur am Eröffnungstag hat dort eine Blaskapelle gespielt. Auf der Bühne am Liebfrauenplatz gibt es nur donnerstags bis sonntags Programm - Chöre und Musikvereine aus der Region. Umfang: Mal eine Stunde, maximal dreieinhalb am Tag.
GEMA beruft sich auf Urteil von Bundesgerichtshof
Die Stadt Mainz musste das Musikprogramm deutlich reduzieren. Der Grund: Die GEMA, die die Nutzungs- und Urheberrechte der Werke von Musikern verwaltet, verlangt mehr Geld. Eigentlich hätte sie das schon vor Jahren tun müssen, so die Gesellschaft.
Der Bundesgerichtshof hatte schon im Jahr 2011 geurteilt, dass sich die Gebühren für die Musik an der gesamten Veranstaltungsfläche - also dem kompletten Weihnachtsmarkt - orientieren müssen, nicht nur an der Fläche vor der Bühne.
Musik auf Mainzer Weihnachtsmarkt: sechs Mal teurer
So richtig kontrolliert habe die GEMA die Angaben der Kommunen dazu jedoch nie, heißt es. Seit vergangenem Jahr ist das anders - mit deutlichen Folgen für viele Städte. Sogar mit reduziertem Programm muss die Stadt Mainz das Sechsfache an die GEMA zahlen im Vergleich zu früheren Jahren.
Schon im vergangenen Jahr war eine Rechnung über 60.000 Euro gekommen. Damals habe sich die GEMA aber noch kulant gezeigt, den Betrag musste die Stadt nicht zahlen. Dieses Jahr jedoch berichtet die Stadt Mainz von einer "weitreichenden Gesprächsverweigerung" von seiten der GEMA. "Ich bezweifle, dass diese bedauerliche harte Haltung des Verbandes zu einem positiven Finale führen wird", so die zuständige Dezernentin Manuela Matz (CDU).
Besucher vermissen Musik - trotzdem Weihnachtsstimmung
Die Besucherinnen und Besucher des Mainzer Weihnachtsmarkts sind unterschiedlicher Meinung zu dem Thema. "Last Christmas" könne er sowieso nicht mehr hören, lacht ein Mann. Ein andere Frau erzählt, dass sie den ganzen Tag mit Headset telefonieren müsse. "Ich finde die Ruhe auf dem Weihnachtsmarkt erholsam", sagt sie.
Aber die meisten vermissen die Musik und können die "harte Haltung" der GEMA nicht verstehen. Eine Frau sagt: "Ich finde, es ist in Ordnung, wenn die Musiker Geld für ihre Lieder bekommen. Aber irgendwann könnte man ja auch mal sagen: Es ist genug Geld mit dem Lied verdient und es freigeben." In Weihnachtsstimmung sei sie trotzdem, sagt sie. "Hauptsache, es gibt etwas Leckeres zu essen und Glühwein."
Weihnachtsmarkt in Mainz ist trotzdem gut besucht
Die meisten Standbetreiber haben nicht das Gefühl, dass weniger Besucher auf den Weihnachtsmarkt kommen, weil die Musik fehlt. Im Gegenteil, er sei gut besucht. "Die Leute sind kauffreudig", sagt der Mainzer Oliver Kroczek. Er verkauft kleine Metallfiguren. "Aber so ein bisschen Hintergrundmusik hebt noch die Stimmung."
Würde er denn auch höhere Standgebühren zahlen, damit die Stadt mehr Geld für die GEMA ausgeben könnte? "Es kommt darauf an, was die Stadt von uns verlangt", sagt Korczek und befürchtet: "Soviel können wir gar nicht zahlen, was da für Zahlen aufgerufen werden." Jan Mattes, der Holzspielzeug verkauft, würde "seinen Teil beitragen", wenn die anderen Standbetreiber auch mit im Boot wären. Aber fehlen würde ihm die Musik nicht.
Historische Weihnachtslieder kosten nichts
Dezernentin Matz findet es vor allem schade, dass regionale Musikgruppen kaum noch Auftrittsmöglichkeiten haben. So bleibt eben nur noch ein eingeschränktes Programm: Traditionelle Weihnachtslieder wie "Stille Nacht" oder "O Tannenbaum" sind gebührenfrei.