- Was ist der Kern der Krankenhausreform?
- Was bedeutet das für mich als Patientin oder Patient?
- Bis wann werden die Reformvorhaben umgesetzt?
- Wie ändert sich die Finanzierung der Krankenhäuser?
- Wie berechtigt ist die Sorge vor Klinikschließungen auf dem Land?
- Wofür braucht es überhaupt eine Reform?
- Wie steht die Landesregierung in RLP zu der Reform?
- Was sagt die Krankenhausgesellschaft?
Was ist der Kern der Krankenhausreform?
Aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist die Reform eine "Revolution". Er will damit vor allem erreichen, dass die Krankenhäuser künftig weniger unter finanziellem Druck stehen, dass sich die Kliniken mehr spezialisieren und damit Patienten besser versorgt werden können. Ohne Änderungen drohten Klinik-Insolvenzen und nicht optimale Behandlungen für die Menschen, so Lauterbach.
Was bedeutet das für mich als Patientin oder Patient?
Sollte die Reform so gelingen wie geplant, wird sich für Patienten die Qualität der Versorgung verbessern. Denn ein Hauptziel ist die Spezialisierung. Vor allem kleine Krankenhäuser sollen in Zukunft weniger Behandlungen anbieten und sich auf das konzentrieren, was sie gut können. Es macht laut Experten einen großen Unterschied, ob ein Arzt oder eine Ärztin beispielsweise fünf oder 50 Kniegelenke pro Jahr operiert. Steuern sollen den Wandel die für die Krankenhausplanung zuständigen Länder. Damit kann Rheinland-Pfalz etwa sagen, ob es in einer Region zwei oder vier Standorte für Wirbelsäulenchirurgie geben soll.
Wann werden die Reformvorhaben umgesetzt?
Die Umsetzung des Gesetzes wird einige Jahre dauern. In Kraft treten soll es zum 1. Januar 2025. Umgesetzt werden soll die neue Struktur schrittweise über mehrere Jahre bis 2029. Für die Patientinnen und Patienten wird sie also nicht sofort spürbar. In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit 84 Krankenhäuser. Insgesamt 65.700 Menschen waren dort Ende 2023 beschäftigt.
Wie ändert sich die Finanzierung der Krankenhäuser?
Der zweite Schwerpunkt der Krankenhausreform ist die neue Finanzierung. Ein neues Bezahlsystem soll hier den Finanzdruck von den Kliniken nehmen. Statt nur für jede Behandlung Geld zu bekommen - so genannte Fallpauschalen - sollen die Kliniken künftig eine Pauschale erhalten, die 60 Prozent der Kosten abdeckt. Dieses Geld gibt es für das Angebot, das die Klinik bereitstellt sowie für das benötigte Personal und die Technik. Die restlichen 40 Prozent sollen auch in Zukunft pro Behandlung bezahlt werden.
Vergütungszuschläge soll es außerdem für Kliniken mit Kinderheilkunde, Geburtshilfe, Intensiv- und Unfallmedizin sowie Notfallversorgung geben.
Versorgung von Kranken Studie: Ein Drittel der Krankenhäuser in RLP könnte schließen
Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in Rheinland-Pfalz jeder dritte Krankenhausstandort wegfallen könnte, wenn Aufgaben gebündelt würden.
Wie berechtigt ist die Sorge vor Klinikschließungen auf dem Land?
Die Reform wird vermutlich dazu führen, dass Patienten in ländlichen Regionen, wie es sie in Rheinland-Pfalz viele gibt, länger bis zur nächsten Klinik fahren müssen. Das hängt aber wohl auch davon ab, welche Behandlung sie benötigen. Es gilt als sicher, dass es in Zukunft weniger Krankenhäuser geben wird. Mit der Reform soll aber auch dafür gesorgt werden, dass Kliniken gezielt nach Bedarf umgebaut werden. Und Krankenhäuser, die gebraucht werden, sollen nicht schließen müssen, weil sie kein Geld mehr haben. Es wird auch dazu kommen, dass Kliniken zusammengelegt werden.
Wofür braucht es überhaupt eine Reform?
Aus Sicht von Experten gibt es in Deutschland relativ viele Krankenhäuser. Hinzu kommt oft eine ungünstige Verteilung: Das heißt, an manchen Orten gibt es zu viele Kliniken und an anderen zu wenige. Viele Häuser arbeiten dadurch nicht wirtschaftlich. Außerdem gibt es häufig Probleme, ausreichend Personal zu gewinnen und Qualitätsmängel. Ein Drittel der 480.000 Betten in Deutschland ist laut Bundesgesundheitsministerium nicht belegt.
Wie steht die Landesregierung in RLP zu der Reform?
Dass die Reform nun beschlossen wurde, werteten Ministerpräsident Alexander Schweitzer und Gesundheitsminister Clemens Hoch (beide SPD) als "ein gutes Signal für die medizinische Versorgung der Menschen im Land in unruhigen Zeiten." Die finanziellen Effekte der Reform würden sich "bereits im nächsten Jahr positiv auf die Krankenhauslandschaft auswirken", so Hoch. Der mit dem Gesetz verbundene strukturellen Wandel sei nötig.
Mit einigen Details der Reform ist der Gesundheitsminister weiterhin nicht zufrieden. Er hatte aber bereits im Vorfeld mitgeteilt, dass sich die Kritikpunkte auch später noch lösen ließen.
"Derzeitige Krankenhausfinanzierung krachend gescheitert" Krankenhausreform: Pfälzer Kliniken hoffen auf verbessertes Gesundheitssystem
Vergangene Woche hat der Bundestag die Krankenhausreform beschlossen. Das hat auch Folgen für die Kliniken in der Pfalz. Langfristig hoffen die Krankenhäuser auf eine Verbesserung.
Was sagt die Krankenhausgesellschaft im Land?
Aus Sicht der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz wäre es besser gewesen, erst notwendige Korrekturen an der Reform vorzunehmen und sie dann zu beschließen. Diese Chance hätten die SPD-geführten Bundesländer wie Rheinland-Pfalz verpasst, so Landesgeschäftsführer Andreas Wermter. Er beklagte erneut, dass die Kliniken unterfinanziert seien und deshalb Probleme hätten. "Nahezu zwei Drittel unserer Krankenhäuser erwarten für 2024 ein Defizit."
Die Zahl der von Insolvenz oder Schließung bedrohten Krankenhäuser im Land lässt sich Wermter zufolge nicht beziffern. Er verwies auf eine Studie für die gesetzlichen Krankenkassen vom Juni. Danach betrage der Anteil gefährdeter Krankenhäuser im südlichen Teil von Rheinland-Pfalz und dem Saarland 15 bis 25 Prozent. Im nördlichen Rheinland-Pfalz liege dieser Anteil über 35 Prozent. Diese Zahlen beziehen sich aber auf das Geschäftsjahr 2021.