"Die derzeitige Krankenhausfinanzierung ist krachend gescheitert", sagt Martin Thronberens vom Klinikum Landau-Südliche Weinstraße dem SWR. "Eine grundlegende Neuaufstellung ist zwingend erforderlich, um ein Kliniksterben zu verhindern."
Vor allem das Konzept der sogenannten Fallpauschale ist aus Thronberens' Sicht gescheitert. Aktuell bekommen die Krankenhäuser Geld für jeden Patienten, den sie behandeln. Die genaue Summe ist abhängig von der Krankheit.
Reform: Fallpauschalen werden teilweise ersetzt
Das Konzept kritisiert auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD). Die Fallpauschalen hätten dafür gesorgt, dass der ökonomische Anreiz die Medizin bestimmt hat, sagte Lauterbach bei einer Rede im Bundestag im Juni.
Kliniken würden Menschen mit komplizierten Beschwerden behandeln, obwohl sie keine Experten auf dem Gebiet haben - nur, weil es für die Behandlungen viel Geld gibt. "Die Ökonomie ist zu weit gegangen", so Lauterbach. "Daher muss das System der Fallpauschalen abgeschafft werden."
Ganz so drastisch passiert das jetzt nicht. Einen Teil ihrer Einkommen sollen die Kliniken weiterhin über die Fallpauschalen erhalten. In Zukunft sollen sie aber auch Geld dafür bekommen, Behandlungs-Kapazitäten vorzuhalten - also grundsätzlich bereit zu sein, Menschen zu behandeln.
Ob das die Situation der Kliniken verbessert, sei nicht klar, sagt Wolfgang Walter, Geschäftsführer des Diakonissen-Krankenhauses in Speyer. "Die Auswirkungen sind momentan überhaupt nicht kalkulierbar. Es gibt da auch keine Analyse des Bundesgesundheitsministeriums."
Diakonissen Speyer: Kleinere Krankenhäuser könnten die Verlierer sein
Walter fürchtet, dass vor allem kleine Krankenhäuser nicht die erforderlichen Kapazitäten vorhalten können. "Es ist ja am Ende nicht mehr Geld im System", sagt er. "Es gibt vielleicht Gewinner, aber dann gibt es auch Verlierer." Speyer sei eher ein Gewinner. Vor allem kleinere Krankenhäuser in ländlichen Regionen könnten es aber schwer haben.
Damit rechnet auch der Bundesgesundheitsminister. Er geht davon aus, dass bundesweit viele Krankenhäuser schließen müssen. Die verbleibenden sollen aber durch die Reform gestärkt werden.
Dass Menschen auf dem Land von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten werden, will Lauterbach verhindern. Seine Pläne sehen vor, dass niemand länger als 30 Minuten mit dem Auto zum nächstgelegenen Krankenhaus brauchen soll.
Auch Pfälzer Krankenhäuser sollen sich mehr spezialisieren
Das sei vollkommen ausreichend, findet Wolfgang Walter vom Speyerer Krankenhaus. Allerdings sieht er Schwierigkeiten dabei, das sicherzustellen. Denn nach der Reform sollen die Krankenhäuser sich auch auf bestimmte Behandlungen, wie zum Beispiel die Herzmedizin, spezialisieren. Ziel ist, dass nicht überall die gleichen Spezialdisziplinen vorgehalten werden sollen.
Eine gute Idee, findet Walter. "Es gibt sicherlich viele Orte mit zwei Krankenhäusern, die genau die gleichen Leistungen erbringen. Da ist es der richtige Weg, eine stärkere Spezialisierung durchzusetzen."
Speyerer Diakonissen-Krankenhaus sieht sich gut aufgestellt
Auch hier sieht Walter sein eigenes Krankenhaus gut aufgestellt. "Das Problem für die kleinen Krankenhäuser wird aber sein, dass sie viele Anforderungen nicht erfüllen können. Dann müssen sie ihr Angebot weiter zusammenstreichen." Bei einigen Krankenhäusern werfe das die Frage auf: "Können wir überhaupt weitermachen?"
Dass die Spezialisierung grundsätzlich aber sinnvoll ist, sagen auch Vertreter des Vinzentius Krankenhauses in Landau, der Stadtklinik Frankenthal und des evangelischen Krankenhauses Bad Dürkheim. Der Bundestag hatte die Krankenhausreform vergangene Woche mit den Stimmen der Ampel-Parteien beschlossen.