Tausende Weinbergpfirsichbäume blühen zurzeit an der Mosel zwischen Ediger-Eller, Bremm und Neef in zartem Rosa. Das Blütenmeer ist vor allem in den Weinbergen rund um den Calmont, Europas steilstem Weinberg, zu bestaunen. Über die vergangenen Jahre sind es immer mehr Bäume geworden: "Der rote Mosel-Weinbergpfirsich erlebt eine Renaissance", sagt deshalb die Wein- und Kulturbotschafterin Irmgard Spreier.
Die Römer haben uns die Reben gebracht und den Pfirsich.
Die Römer hatten Pfirsiche im Gepäck
Im Moselort Neef ist man heute noch den Römern dankbar. "Die Römer haben uns die Reben gebracht und den Pfirsich", erzählt Spreier. "Das liegt am mediterranen Klima der Mosel." Über Jahrhunderte wuchsen die Pfirsichbäume zum Eigenbedarf in den Hausgärten. Als auch an der Mosel immer mehr Winzer ihre Weinberge stilllegten, entstand die Idee, dort den Weinbergpfirsich auf den Brachen wieder anzubauen. Die Fläche wuchs und wuchs seitdem.
Weinbergpfirsich ist typisch für die Mosel
Der Weinbergpfirsich ist an der gesamten Mosel bekannt. Ein "Hotspot" sei allerdings die Calmont-Region. "Der Weinbergpfirsich ist richtig angesagt", berichtet Thomas Gerhards vom "Pfirsichhof" in Neef. Er ist auch im Vorstand des Vereins Moselweinbergpfirsich. Immer mehr Menschen würden sich für die Frucht interessieren. "Wir haben jetzt die Situation, dass trotz der vielen Bäumen, die hier angebaut werden, die Nachfrage nicht befriedigt werden kann."
Wanderungen über den neuen Pfirsichblütenweg
Weil es immer wieder Nachfragen gab, wo man am besten die Blüte anschauen kann, ist im vergangenen Jahr im Kreis Cochem-Zell ein Pfirsichblütenweg durch die Weinberge entstanden. Rosa Blüten, die auf den Boden gesprayt wurden, weisen den Weg. Er ist sieben Kilometer lang und geht von Ediger-Eller über Bremm nach Neef. Ungefähr zweieinhalb Stunden Zeit brauche man dafür, sagt Wein- und Kulturbotschafterin Spreier. Sie bietet zurzeit geführte Wanderungen an Samstagen an.

Weinbergpfirsich geht mit (fast) allem
Der rote Weinbergpfirsich eignet sich wegen seines Aromas auch zur Weiterverarbeitung - zu Kompott, Likör, Saft, Marmelade und Eis. Es gebe Eisdielen an der Mosel, die die Sorte Weinbergpfirsich-Eis anbieten, sagt Gerhards. "Es gibt hier keinen Haupterwerbsbetrieb, der vom Pfirsich lebt. Alle Erzeuger machen das im Nebenerwerb, neben der Winzerei oder einem anderen Job." Über das Internet bestellen könne man die Produkte bei ihm nicht. "Wir wollen, dass die Menschen hierherkommen und die Region erleben."
Es ist etwas, was man so vom Geschmack her nicht kennt.
In der regionalen Moselküche kommt die Frucht seit jeher auf den Tisch. Spreier erinnert sich aus ihrer Kindheit an Mehlklöße mit Pfirsichen. Die Frucht sei aber auch Beilage zu Gulasch oder Braten. Man könne den Pfirsich quasi zu allem essen, sagt der Bürgermeister von Neef, Harald Franzen. Auf Kuchen, zu Eis, zu Pudding oder zu Klößen. Der Pfirsich schmecke einzigartig. "Es ist etwas, was man so vom Geschmack her nicht kennt", sagt Franzen.
Weinbergpfirsich wächst auch anderswo
Der rote Weinbergpfirsich werde auch außerhalb der Moselregion teils neu entdeckt, berichtet der Geograf Marcus Mogk aus Königswinter. Allerdings werde der Anbau dort weniger umfänglich betrieben als an der Mosel. Als Beispiele nannte er Franken und Baden-Württemberg sowie die Schweiz. Das Steinobst gedeiht auch im Rheintal. "Das größte Risiko für uns Erzeuger aber ist der Blütenfrost", sagt Gerhards.
Der Weinbergpfirsich ist für viele an der Mosel mehr als nur ein Obst. Wenn jemand früher das Dorf verlassen habe, habe er ein Säckchen Pfirsichsteine eingepackt und sie an seinem neuen Wohnort eingepflanzt, erzählt Spreier. "Dann hast Du Heimat!" - habe man gedacht. Bürgermeister Franzen erzählt, dass er seinen Kindern, als sie in die Nachbardörfer gezogen seien, auch Setzlinge von seinem Schwiegervater für den Garten geschenkt habe. Der Pfirsich habe also auch etwas Verbindendes.