Barbara Breuer-Müller hat eine enge Beziehung zu den Pferden auf ihrem Reiterhof, dem Leyerhof

Suche nach Pflegefamilien in RLP schwierig

Auf diesem Pferdehof im Kreis Ahrweiler finden Pflegekinder ein Zuhause

Stand
Autor/in
Christian Giese-Kessler
Portraitfoto von Reporter Christian Giese-Kessler aus dem SWR-Studio Koblenz in Rheinland-Pfalz.

Viele Jugendämter im Norden von Rheinland-Pfalz nach SWR-Recherchen überlastet. Private Initiativen wie der Leyerhof in Königsfeld im Kreis Ahrweiler unterstützen, wo sie können.

Aktuell leben auf dem Leyerhof zwei Pflegekinder im Alter von sieben und elf Jahren. Seit 2006 bietet Barbara Breuer-Müller und ihr Mann den Platz auf ihrem Pferdehof an. Meistens kommen die Kinder im Alter von drei oder vier Jahren und bleiben, bis sie volljährig sind.

"Insgesamt waren es bislang zehn Kinder", zählt sie auf. "Zu allen haben ich und mein Mann eine elterliche Beziehung aufgebaut." Auch nach dem Auszug sei der Kontakt zu ihnen geblieben und sie kommen zum Beispiel an Feiertagen auf den Leyerhof zurück.

Jugendämter in Rheinland-Pfalz sind oft überlastet

Pflegefamilien wie die Breuer-Müllers gibt es in Rheinland-Pfalz allerdings zu wenig. Eine SWR-Recherche hat ergeben, dass Jugendämter in RLP auch deswegen über eine sehr hohe Belastung klagen. Denn es dauert in vielen Fällen offenbar immer länger, Pflegekinder an Familien zu vermitteln.

Nach Angaben der Jugendämter zum Beispiel im Rhein-Hunsrück-Kreis und im Rhein-Lahn-Kreis liegt das unter anderem daran, dass in vielen Familien beide Elternteile berufstätig sind und kein zusätzliches Kind betreuen können.

Wir geben Struktur, wir geben Fürsorge - und Konsequenzen.

Familiäre Strukturen sind für Pflegekinder wichtig

Barbara Breuer-Müller kann mit ihrem Mann auf dem Leyerhof für die Kinder da sein. Sie sagt, es sei besonders wichtig, die Pflegekinder schnell in den Familienalltag einzubinden. Dazu gehöre in allererster Linie ein geregelter Tagesablauf mit festen Regeln, Essenzeiten und Aufgabenverteilungen. Daran würden sich die Kinder auch so gut wie immer sehr schnell gewöhnen.

"Viele Kinder hatten das in ihrem Leben vorher noch nie," erzählt sie weiter. "Wir geben Struktur, wir geben Fürsorge - und Konsequenzen. Der feste Tagesablauf ist gerade für die jüngeren ein fester Anker."

Breuer-Müller: "Pferde sind die besten Therapeuten"

Ein Pluspunkt des Lebens auf dem Pferdehof sei, dass die Kinder auch dort voll eingebunden werden. Jeden Freitag reinigen sie die Ställe mit. Sie sitzen mit auf dem Traktor, wenn das Heu von der Wiese reingeholt wird oder wenn die Pferde ausgeführt werden.

"Wir bieten auch therapeutisches Reiten für anderen Gruppen an, da sind die Kinder auch oft mit dabei," so Barbara Breuer-Müller. "Und sie kümmern sich viel um die Tiere. Pferde sind die besten Therapeuten, die es gibt."

Finanzielle Entschädigung für Pflegefamilien zu niedrig

Viele Jugendämter in Rheinland-Pfalz kritisieren auch, dass das Geld, das Pflegefamilien für die Betreuung der Kinder bekommen, oft nicht ausreiche. Die finanzielle Entschädigung sei so niedrig, dass die Pflegeeltern selbst drauf zahlen müssten.

Verständlich, findet auch Barbara Breuer-Müller und rechnet vor: Pro Kind bekommt sie etwa 3,90 Euro Tagespauschale für die Verpflegung. Allein das Mittagessen in der Ganztagsschule würde schon 4,20 Euro kosten. "Und da haben die Kinder noch nicht gefrühstückt und zu Abend gegessen. Und so ist das in fast allen Bereichen."

Aufhören will sie trotzdem nicht. Die Aufgabe als Pflegeeltern sei zwar anstrengend, gebe auch viel zurück. "Die Kinder bringen auch viel Freude, Leben und Lachen auf den Leyerhof."

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