Die Zahlen, die die Ingenieure auf einer Bürgerversammlung in Ahrweiler präsentierten, haben viele der Anwesenden überrascht: Dank der 19 großen Becken ließen sich Starkregen-Katastrophen wie am 14. Juli 2021 weitgehend verhindern. Am Pegel Altenahr, wo in der Katastrophennacht pro Sekunde 1.000 Kubikmeter Wasser vorbei flossen, wären nur 200 Kubikmeter angekommen, hätte es die Becken damals schon gegeben. "Das ist eine Nachricht, die den Menschen an der Ahr Mut macht", sagte Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) bei der Bürgerversammlung.
Es sei allerdings ein langer und mühsamer Weg, das Großprojekt umzusetzen. Das ist den Ingenieuren und der Landrätin klar. Bei der Frage nach den Kosten sagte ein Gutachter auf der Bürgerversammlung, die 19 Becken werden "sehr sehr viel Geld" kosten. "Das können der Kreis Ahrweiler und die Kommunen nicht alleine stemmen", meinte Landrätin Cornelia Weigand. "Bund und Land müssen uns unterstützen."
Umsetzung der Regenrückhaltebecken dauert Jahrzehnte
Beim Zeitplan machten die Landrätin und die Ingenieure aber klar, dass der Bau der 19 Becken mehrere Jahrzehnte dauern wird. Das hätten Erfahrungen in anderen Bundesländern gezeigt, zum Beispiel in Sachsen. Die Genehmigungsverfahren in Deutschland dauerten sehr lange.
Landrätin Weigand will sich bei Land und Bund darum bemühen, dass für den Bau der Becken Planungs- und Genehmigungsverfahren abgekürzt werden können.
Landrätin appelliert an Grundstücks-Besitzer
Für den Bau der 19 Becken wird viel Bauland benötigt. Die meisten Areale befinden sich in Privatbesitz. Landrätin Cornelia Weigand appellierte an die Solidarität der Besitzer und forderte sie auf, mitzumachen.
Staumauern werden bis zu 30 Meter hoch
Für die 19 Regenrückhaltebecken werden bis zu 30 Meter hohe Staumauern benötigt. Das liegt an der Topographie des Ahrtals und den Tälern der zufließenden Bäche. Weil die Täler sehr eng sind, können nach Angaben der Ingenieure nur recht schmale Staumauern entstehen, die dafür recht hoch sind. Gebaut werden sogenannte "trockene Rückhaltebecken", die nur bei Starkregenfällen aufgestaut werden. Ansonsten liegen sie trocken und die Wiesen können zum Beispiel zum Ernten von Heu genutzt werden.
Zusätzlich sind viele lokale Maßnahmen nötig
Die Regenrückhaltebecken seien nur eine Komponente, um das Ahrtal vor Flutkatastrophen zu schützen, hieß es auf der Infoveranstaltung in Ahrweiler. Ergänzend dazu seien viele lokale Maßnahmen in den Kommunen vor Ort nötig. Dafür haben die Ingenieure mehr als 2.000 Vorschläge ausgewertet, die Bürger eingereicht hatten. Allein im Bereich der Stadt Sinzig sind nach Angaben der Gutachter 46 Projekte nötig: An einigen Stellen muss das Flussbett der Ahr verbreitert werden, anderswo müssen Böschungen flacher werden. Müll und umgefallene Bäume an den Ufern und Kiesbänke in der Ahr müssen beseitigt werden.
Zweckverband soll gegründet werden
Wie geht es weiter? Um die Maßnahmen zu koordinieren und zu finanzieren, soll ein Zweckverband gegründet werden. Die Gespräche laufen bereits, sagte die Landrätin. Auch das Land sei beteiligt. Cornelia Weigand hofft, dass der Verband bis zum Jahresende gegründet ist und dann die Baumaßnahmen in Angriff nimmt.
Dem Verband sollen neben dem Landkreis Ahrweiler und seinen Kommunen auch der Landkreis Vulkaneifel sowie aus Nordrhein-Westfalen der Landkreis Euskirchen, die Gemeinde Blankenheim und die Stadt Bad Münstereifel angehören. Denn auch dort fließen Bäche, deren Wasser in die Ahr gelangt.