Erfolgsgeschichte: Die Geierlay-Hangeseilbrücke bei Mörsdorf im Hunsrück.

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Beispiel Geierlay: Wie Kommunalpolitik viel erreichen kann

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Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff wurde von vielen als "Brückenträumer" belächelt. Trotzdem hielt er an der Idee fest, den Tourismus in der Region mit einer Hängeseilbrücke zu beleben. Heute - zehn Jahre später - steht Mörsdorf im Hunsrück so gut da wie nie.

Wer die Top-Sehenswürdigkeiten in Rheinland-Pfalz googelt, bekommt bei den Ergebnissen ganz oben oft die Geierlay angezeigt. Die Hängeseilbrücke zwischen den Hunsrückorten Mörsdorf und Sosberg ist bei Touristen seit Jahren beliebt.

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Viele nehmen eine mehrstündige Fahrt auf sich, um einmal über die 100 Meter hohe Fußgängerbrücke zu gehen. Im kommenden Jahr wird am Geierlay-Besucherzentrum bereits der dreimillionste Besucher erwartet.

Alle haben gesagt, ihr spinnt doch.

Keiner hat an Vision der "Brückenträumer" geglaubt

Was sich heute fast normal anhört, war vor zehn Jahren unvorstellbar. Damals habe fast niemand an das Projekt der drei "Brückenträumer" geglaubt, sagt Initiator und Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff (parteilos). Es sei für ihn und seine beiden Mitstreiter aus dem Ort sehr schwierig gewesen, die Menschen im Hunsrück von ihrer Vision zu überzeugen: "Alle haben gesagt, ihr spinnt doch. Aber wir haben einfach blind zu Dritt gedacht, das ist der Heilsbringer. Das kriegen wir hin." Er persönlich habe nie daran gezweifelt, dass die Brücke ein Erfolg werden könne.

Das zehnte Jahr Geierlay: Die Sommersaison im Geierlay-Besucherzentrum in Mörsdorf hat begonnen.
Die Sommersaison im Geierlay-Besucherzentrum hat begonnen. Allein im Juni rechnet Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff mit etwa 40.000 Besucherinnen und Besuchern.

Idee aus Dorferneuerungsprogramm in Mörsdorf

Kirchhoff wohnt seit 2001 im Hunsrück, davor hatte er einen Schreinerei-Betrieb in Düsseldorf. Erst auf dem Land sagt er, habe er gelernt, dass es sich lohnen könne, sich politisch oder gesellschaftlich einzubringen:

"Der Auftakt war für mich das sogenannte Dorferneuerungsprogramm im Jahr 2006. Da haben wir gemeinsam versucht, was zu entwickeln. Und wenn es dann eine Gemeinschaft gibt, die an irgendwas zieht, dann läuft das auch." Damals sei die Geierlay-Idee zum ersten Mal zur Sprache gekommen.

Man muss Visionen haben und sie so umsetzen, dass andere sie mit teilen können.

Einige Jahre später wurde der Schreinermeister zum Ortsbürgermeister gewählt. Zusammen mit den anderen beiden "Brückenträumern" habe er die Planungen für eine Hängeseilbrücke immer weiter verfolgt, sagt der 63-Jährige. In dieser Zeit sei viel Überzeugungsarbeit und Biss nötig gewesen: "Die Kunst ist, die Leute mitzunehmen. Ich glaube, solche Dinge muss man dann einfach auch machen. Man muss Visionen haben und sie so umsetzen, dass andere sie mit teilen können."

Wie sollen die neuen Geierlay Autoaufkleber aussehen? Bürgermeister Marcus Kirchhoff und eine Mitarbeiterin des Geierlay Besucherzentrum.
Wie sollen die neuen Geierlay Autoaufkleber aussehen? Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff und die Mitarbeiterinnen des Besucherzentrums arbeiten an neuen Ideen, um die Hängeseilbrücke zu vermarkten.

Geld aus Windkraft hat bei Umsetzung geholfen

Schließlich sei es 2015 gelungen, die Geierlay und ein Besucherzentrum zu bauen: mit Fördergeldern von der EU und vom Land. Geholfen hätten bei der Umsetzung aber auch die Pachteinnahmen für die zwölf Windräder in Mörsdorf, sagt der Ortsbürgermeister: "Ohne das Geld aus der Windkraft wäre es wahrscheinlich so nicht gegangen." Der Ort habe dadurch ein neues Verständnis davon bekommen, was alles möglich sei.

Ortsbürgermeister ist eigentlich ein Traumjob.

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Mörsdorf ist heute "ein sehr lebenswerter Ort"

Für Mörsdorf hat sich die Weitsicht und der Glaube der "Brückenträumer" an das Geierlay-Projekt gelohnt. Jedes Jahr besuchen etwa 300.000 Menschen den Hunsrück-Ort. Und der stehe heute so gut da, wie noch nie, sagt Kirchhoff:  "Wir haben keinen Leerstand. Wir bauen einen Kindergarten, wir liefern den Senioren und den Kindern ein kostenfreies Mittagessen und wir haben eine Dorfschwester, die sich um die alten Leute kümmert. Wir haben einfach viele Dinge, die die Attraktivität vergrößern und den Ort lebenswerter machen."

Besucher auf der beleuchteten Geierlay-Brücke im Hunsrück
Beim Events Geierlights hängen in der Vorweihnachtszeit 7.000 Lichter an der Brücke. Der Nebel sorgt für mystische Stimmung.

Neue Wohnmobilstellplätze und ein Gewerbegebiet in Planung

Am Sonntag stellt sich der 63-Jährige wieder zur Wahl. Es sei zwar sehr zeitaufwendig, Ortsbürgermeister zu sein Und in Rheinland-Pfalz bekomme man für die Arbeit leider viel zu wenig Geld, sagt Kirchhoff. Aber: "Das Gute ist, man kann in so einer Position wirklich gestalten. Eigentlich ist es ein Traumjob."

Und Kirchhoff hat in Mörsdorf auch in Zukunft noch einiges vor: Als nächstes seien in der Hunsrückgemeinde neue Wohnmobilstellplätze und ein kleines Gewerbegebiet geplant.

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SWR