Nach der Razzia in der Fassfabrik in Hachenburg findet ein Runder Tisch in der Verbandsgemeindeverwaltung Hachenburg statt. Dabei soll über die Hintergründe des Polizeieinsatzes aufgeklärt werden.

Runder Tisch nach Großrazzia im Westerwald

Hachenburger wollen "Hassfabrik" endlich loswerden

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In Hachenburg haben Teilnehmer eines Runden Tisches gefordert, dass die Fassfabrik dicht gemacht werden soll. Dort gab es in der Vergangenheit immer wieder Veranstaltungen rechtsextremer Gruppen.

Der "Runde Tisch Hachenburg" hatte am Freitagabend zu einer Infoveranstaltung in den großen Sitzungssaal der Verbandsgemeindeverwaltung eingeladen. Rund 150 Interessierte folgten der Einladung. Im Vorfeld hatten sich laut Verwaltung bereits 100 Menschen dazu angemeldet.

Der Runde Tisch ist ein Zusammenschluss verschiedener Vereine und Organisationen aus Politik, Religion und Zivilgesellschaft. Die rund zweistündige Veranstaltung begann mit einem Vortrag des Vereins "Demos", der schon lange in Sachen Fassfabrik recherchiert.

AfD nutzte Fassfabrik lange Jahre

Bei der Veranstaltung ging es darum, die Hachenburger über die Fassfabrik zu informieren. So teilte der Verein "Demos" mit, dass die AfD Westerwald die Fassfabrik lange Jahre genutzt hat und sie 2019 umfangreich renovierte. Sie nannte sie "den Leuchtturm des Widerstands im Westerwald", berichtet SWR-Reporterin Denise Schneider. Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger zeigten sich erschrocken. "Es ging ein Raunen durch den Saal", so Schneider. Diese Infos müssten noch mehr publik gemacht werden, forderte eine Teilnehmerin.

"Hassfabrik" soll aus dem Westerwald verschwinden

"Wir machen denen das so ungemütlich wie möglich, dass die erst gar nicht hierbleiben wollen", erregte sich laut Schneider eine andere Teilnehmerin. Das genau sei das Ziel des Runden Tisches, nämlich die Fassfabrik dicht zu machen. Das fordern seine Vertreter schon länger. Gerade nach der Razzia am Wochenende wollen sie das öffentliche Interesse nutzen, um ihre Forderung mit Hilfe des gesellschaftlichen Drucks zu unterstreichen - damit diese "Hassfabrik", wie sie vor Ort nur genannt werde, endlich aus dem Westerwald verschwinde.

Da der Kommune an sich die Hände gebunden seien, war es den Veranstaltern wichtig, die Gesellschaft weiter zu mobilisieren. Das Problem: Unklar ist, wem genau die Immobilie gehört. Es wird vermutet, dass das Gebäude in AfD-Händen liegt, aber es fehlen Beweise.

Landtagspräsident macht ein wenig Hoffnung

Auch Landtagspräsident Hendrik Hering war anwesend. Bei der Diskussionsrunde erklärte er, staatliche Stellen hätten die Fassfabrik im Auge. Genauer ins Detail gehen, wollte er aber nicht. Gegenüber dem SWR sagte er: "Manchmal kann es auch störend sein, zu viel im Vorfeld zu sagen. Aber in der Tat ich bin guter Dinge, dass wir das auf absehbare Zeit beenden können."

Die Fassfabrik im Hachenburg bei Tag. Hier kam es zu einer nächtlichen Razzia der Polizei gegen eine mutmaßlich rechtsextreme Veranstaltung.
Die Fassfabrik im Hachenburg bei Tag. Hier kam es zu einer nächtlichen Razzia der Polizei gegen eine mutmaßlich rechtsextreme Veranstaltung.

Die Fassfabrik sorgt in Hachenburg immer wieder für Aufsehen. Zuletzt mit einem Kampfsportevent, das nach Angaben des Innenministeriums von der rechtsextremen Partei "Der Dritte Weg" organisiert worden war. Die Polizei hatte die Veranstaltung in der Nacht zum 6. Oktober bei einer Razzia aufgelöst.

Auch der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz beobachtet den Veranstaltungsort und hält ihn für einen etablierten Treffpunkt im Westerwald für die rechtsextreme Szene.

Hachenburger wollen rechtsextremen Szenetreff loswerden

Vielen Menschen aus Hachenburg und der Umgebung ist die Fassfabrik daher schon länger ein Dorn im Auge. Schon am Tag der Eröffnung 2019 gab es vor dem Gebäude eine Protestveranstaltung, damals noch mit einer vergleichsweise kleinen Zahl an Teilnehmenden. Bei einer Demonstration im Februar 2024 hatten bereits rund 3.000 Menschen die Schließung des Veranstaltungsorts gefordert.

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